Fußball

Wegen Hopps Millionen TSG Hoffenheim drohen Uefa-Sanktionen

Dietmar Hopp hat bei der TSG Hoffenheim schon des Öfteren Finanzlöcher gestopft.

Dietmar Hopp hat bei der TSG Hoffenheim schon des Öfteren Finanzlöcher gestopft.

(Foto: dpa)

Nicht nur RB Leipzig, auch der TSG Hoffenheim drohen Probleme bei der Uefa-Klublizenzierung. Millionenzahlungen von Mäzen Hopp könnten dem Klub zum Verhängnis werden, meint ein Finanzexperte. Die TSG reagiert gelassen.

Bei der TSG Hoffenheim bereiten sie sich dieser Tage auf die Champions League vor. Im Stadion sind diverse Umbauten nötig, etwa für mobile Sitzplätze in den Stehplatzbereichen. Um das Stadion auf seine Champions-League-Tauglichkeit hin zu prüfen, führt der europäische Fußball-Verband Uefa ein sogenanntes Site-Visit durch, bei dem das Stadion gecheckt wird. Kostenpunkt laut "Bild"-Zeitung: etwa eine halbe Million Euro.

Verlustübernahme durch Dietmar Hopp

2012/13: 12,74 Mio. Euro

2013/14: 24,676 Mio. Euro

2014/15: 18,7 Mio. Euro

2015/16: Wird vorr. im August 2017 im Bundesanzeiger veröffentlicht

Doch es ist gut möglich, dass die Teilnahme an der Champions League für den Klub aus dem Kraichgau noch deutlich teurer wird - wegen Strafen der Uefa. Grund sind mögliche Verstöße gegen das Financial Fairplay. Wie die Zahlen der einsehbaren Jahresabschlüsse der drei Spielzeiten von 2012 bis 2015 zeigen, hat Mäzen Dietmar Hopp als atypisch stiller Gesellschafter insgesamt 56,12 Millionen Euro in den Verein gepumpt, um Finanzlöcher auszugleichen.

Investorenmodelle wie bei Manchster City sollen begrenzt werden

Ludwig Hierl, Professor und Fachbuchautor zur Bilanzanalyse von Fußballvereinen, bewertet: "Die sich aus den vorliegenden aktuellsten drei Jahresabschlüssen ergebenden Verlustübernahmen durch Herrn Hopp als atypisch stiller Beteiligter liegen wohl über der zulässigen Uefa-Financial-Fairplay-Toleranzgrenze von 10 bis 15 Millionen pro Jahr." Für eine definitive Aussage sei jedoch eine detaillierte Prüfung erforderlich, welche Investitionen davon möglicherweise in Infrastruktur und Nachwuchs flossen. Diese erlaubt die Uefa, um derartige Projekte zu fördern.

Der Bilanzexperte von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg erklärt: "Die Uefa will Investorenmodelle wie beispielsweise bei Manchester City und Paris St. Germain zumindest in ihrer Ausprägung begrenzen. Die Möglichkeiten für Mäzene, Scheichs und Klubbesitzer, mit hohen Kapitalzuführungen Verluste auszugleichen, soll reduziert und so einigermaßen ein Financial Fairplay (FFP) gewahrt werden."

Disziplinarmaßnahmen der Uefa

a) Ermahnung;

b) Verweis;

c) Geldstrafe;

d) Punktabzug;

e) Einbehaltung von Einnahmen aus einem Uefa-Wettbewerb;

f) Verbot der Meldung von neuen Spielern für Uefa-Wettbewerbe;

g) Beschränkung der Anzahl der Spieler, die ein Verein zur Teilnahme an Uefa-Wettbewerben registrieren darf, einschließlich einer Beschränkung der Gesamt-Personalausgaben für in der Liste A von Uefa-Klubwettbewerben eingetragene Spieler;

h) Ausschluss aus dem laufenden und/oder künftigen Wettbewerben;

i) Widerruf von Titeln oder Auszeichnungen.

Frank Briel, Finanzgeschäftsführer der TSG Hoffenheim, teilte auf Anfrage von n-tv.de lediglich mit: "Selbstverständlich kennen wir die Bestimmungen des FFP der Uefa und erfüllen sämtliche Anforderungen." Bereits im Oktober hatte Briel prognostiziert: "Bemessen an unseren Möglichkeiten muss unser Anspruch die Tabellenregion zwischen Platz acht und zwölf sein. Wenn wir uns in dieser Bandbreite bewegen und wir konsequent an unserer Philosophie - der Entwicklung hochtalentierter, junger Spieler - festhalten, kann sich das Unternehmen selbst tragen."

Diese Bandbreite hat die TSG 1899 nun jedoch mit der Qualifikation für die "Königsklasse" verlassen. Hopp selbst hatte im April im Interview mit dem TSG-Magazin "Spielfeld" gesagt: "Wir müssen ein Verein sein, der weiterhin die Regeln des Financial Fairplay einhält und klug wirtschaftet."

Ausschluss aus der Champions League unwahrscheinlich

Auch Experte Hierl hält den eingeschlagenen Weg des einstigen Retortenklubs hin zu mehr finanzieller Selbstständigkeit generell für richtig. "Die Prognose für die weitere finanzielle Entwicklung von Hoffenheim ist durchaus positiv, sodass nun vielleicht tatsächlich das Zeitalter der Verlustübernahmen durch Herrn Hopp beendet ist und er endlich sein Ziel erreicht, einen wirtschaftlich sich selbst tragenden Profifußballklub zu besitzen, der zur europäischen Beletage gehört", sagt der 42-Jährige.

Im Geschäftsjahr 2015/16 hat Hoffenheim nach eigenen Angaben einen Rekordumsatz von 128 Millionen Euro und 18 Millionen Gewinn erzielt. Eine Veröffentlichung der aktuellen Bilanz im Bundesanzeiger steht noch aus. Von einer neuerlichen Extra-Finanzspritze durch Hopp ist nicht auszugehen.

Dennoch hält Hierl aktuell eine Strafe der Uefa für möglich. "Das Strafmaß wird wohl kaum gleich ein Ausschluss aus der Champions-League-Qualifikation sein, aber da Verlustübernahmen in dieser Höhe mindestens bedenklich sind, wird wohl eine andere Sanktion wie etwa eine Geldstrafe ausgesprochen werden", sagt Hierl.

Lizenzierungsprozess als "höchst intransparent" kritisiert

Es sei allerdings auch denkbar, dass die Uefa die Unterlagen aus Hoffenheim gar nicht detailliert prüft. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die die Lizenzierungsunterlagen an die Uefa weiterleitet, mochte sich aktuell nicht dazu äußern und prüft eine Stellungnahme in der kommenden Woche. Bereits im Zusammenhang der Lizenzierungshürden im Fall von RB Leipzig hatte Hierl den Lizenzierungsprozess als "höchst intransparent" kritisiert. "Anders als etwa beim Bußgeldkatalog in der Straßenverkehrsordnung ist bei der Uefa und der DFL nicht eindeutig geregelt, wann welches Strafmaß anzuwenden ist. So obliegt es auch einer subjektiven Bewertung, ob einem Klub die Teilnahme an der Champions League verwehrt oder nur eine Ermahnung ausgesprochen wird", hatte Hierl bemängelt. "Es wäre wünschenswert, diesen Prozess transparenter zu gestalten."

Wie der europäische Verband auf Nachfrage von n-tv.de mitteilte, kann erst ab Mitte Juni über Lizenzierung und mögliche Sanktionen befunden werden. "Sämtliche Kriterien, einschließlich derjenigen betreffend die Eigentümerschaft, werden von der Uefa für alle Klubs erst geprüft, sobald wir im Besitz der Anmelde- und sonstigen Unterlagen von den Nationalverbänden und Klubs sind", heißt es von der Uefa-Pressestelle. "All diese Informationen erhalten wir jeweils nach dem Saisonabschluss in den einzelnen Ligen (Mitte Juni)."

Quelle: ntv.de

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