Der U-Boot-Krimi von Dänemark: Ermittler finden Kopf der toten Journalistin

Von: Von INGRID RAAGAARD

Langsam wird es für U-Boot-Erbauer und U-Boot-Kapitän Peter Madsen immer enger.

Kopenhagen – Nach wochenlanger Suche mit Spezialhunden, wissenschaftlich ausgerüsteten Schiffen und Tauchern gelang der Kopenhagener Kripo am späten Freitagnachmittag endlich das, woran fast niemand mehr geglaubt hatte: Man fand den Kopf der getöteten Journalistin Kim Wall.

Kommissar Jens Møller bestätigte den Fund am Samstagmorgen in Kopenhagen: „Wir fanden eine Tüte, in der die Kleidung von Kim Wall war. In der gleichen Tüte war ein Messer. Außerdem fanden wir ihre beiden Beine und eine zweite Tüte mit ihrem Kopf und Metallteilen. Die Arme wurden noch nicht gefunden.“

Seit Mitte August lagen die Leichenteile im Wasser in der Køge-Bucht, sie müssen nun genau obduziert werden. Mit Hilfe von Gebiss-Daten sei der Kopf allerdings bereits als derjenige von Wall identifiziert worden.

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Schon jetzt, so Møller, sei klar, dass der abgetrennte Kopf keine weitere größeren Verletzungen aufweist. „Es gibt einige kleinere Verletzungen, die Obduktion wird zeigen, woher sie stammen.“

Hat Madsen gelogen?

Damit wird immer deutlicher, dass Peter Madsen bei seinen bisherigen Aussagen offenbar gelogen hat. Er hatte behauptet, Kim Wall habe den schweren U-Boot-Deckel im Aussichtsturm auf den Kopf bekommen und sei dann die schmale Leiter nach unten gestürzt. Angeblich hatte sie einen Schädelbruch erlitten und war nach dem Unfall sofort tot.

Madsen hatte behauptet, ihm sei der schwere Deckel aus der Hand gefallen, als Kim nach unten gehen wollte. Er will ihren Sturz nicht gesehen, sondern nur gehört haben.

Weiter hatte er ausgesagt, dass er nach dem Fund der Leiche im U-Boot unter Schock gestanden habe und dann eingeschlafen sei. Erst ein paar Stunden später sei er aufgewacht und habe die Tote dann über Bord geworfen, um ihr ein „Begräbnis auf hoher See“ zu geben. Zerteilt habe er sie nicht.

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Warum man man später ihren Torso fand, ohne Gliedmaßen und ohne Kopf, konnte er allerdings auch nicht erklären. Er schob es auf ein Unglück mit einer Schiffsschraube.

Schon diese Aussage war zweifelhaft. Gerichtsmediziner hatten im Unterleib vierzehn Messerstiche gefunden, die ihr während des Todes oder unmittelbar danach zugefügt worden waren.

Der Inhalt der Plastiktüten

Die Kleidung, die in einer Tüte mit einem Messer gefunden wurden, ist laut Jens Møller unversehrt. Außerdem sind für die Ermittler einige Metallstücke hochinteressant. Sowohl an den nun gefundenen Beinen und in der Tüte mit dem Kopf fand die Polizei Metallstücke. Auch am Körper, den man schon kurz nach dem Verschwinden von Kim Wall gefunden hatte, waren Metallstücke befestigt.

Mord, Totschlag oder Unfall?

Diese Frage beschäftigt die Polizei seit dem 11. August, als Kim Wall nach einem Ausflug mit Peter Madsen und seinem U-Boot nicht mehr zurückkehrte. Peter Madsen hatte von Anfang an immer wieder seine Aussagen verändert und außerdem sein U-Boot mit Absicht versenkt. Die Polizei musste es für die Spurensuche erst heben lassen.

Aber nicht nur deshalb erhärtet sich der Verdacht, dass Peter Madsen die junge Journalistin, die am Anfang einer hoffnungsvollen Karriere stand, mit Absicht ermordete. Dafür spricht:

► Er zerteilte die Leiche und hoffte darauf, dass die Leichenteile nie gefunden werden.

► Es gibt vierzehn Messerstiche in ihrem Körper, hauptsächlich im Unterleib.

► Ermittler fanden an Bord des U-Boots Spuren von eingetrocknetem Blut, die mit der DNA von Kim Wall übereinstimmen.

► Peter Madsen behauptete, die Leiche ganz versenkt zu haben. Angeblich war die Leiche damals bekleidet und er habe für das Versenken nur eine Nylonschnur verwendet, an dem zum Beschweren etwas Werkzeug hing. Die Polizei hatte jedoch an ihrem Körper schwere Metallrohre gefunden, die wahrscheinlich aus der Werkstatt des U-Boot-Erbauers stammten. Die genaue Herkunft wird noch überprüft.

► Auf Madsens Laptop fand die Polizei mehrere Videos, die reale und äußerst brutale Frauenmorde zeigen. Die Herkunft der Videos ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich stammen sie aus dem Dark-Net. Bisher steht nur fest, dass diese Videos, auf denen Frauen zerstückelt und verbrannt wurden, nicht in Dänemark entstanden sind.

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