Deutsche Lehrerin in Wien vergewaltigt: 90 Jahre Haft für 8 Männer – und ein Freispruch! 

Von: Von JÖRG VÖLKERLING

Wien – Neun Männer, die gemeinsam eine Frau wehrlos gemacht und vergewaltigt haben sollen. Es ist ein erschütternder Fall, über den jetzt das Urteil gesprochen wurde.

Bei einer Gruppenvergewaltigung an Silvester 2015/2016 in Wien sollen neun Männer eine Deutsche (28) missbraucht haben. Stundenlang seien sie laut Anklage in einer Wohnung über Sabine K.* hergefallen.

Das Urteil für die Angeklagten lautet jetzt:

Alaa Al J. muss für 13 Jahre in den Knast. Hader Al-A. kommt elf Jahre ins Gefängnis und trägt die Kosten des Verfahrens. Die beiden Kronzeugen Nael A. (22) und Mohammed Al-T. (31) bekamen für ihre Aussagen Strafrabatt – sie müssen für neun und zehn Jahre einsitzen. Clan-Oberhaupt Sabah A. (47) wurde freigesprochen.

Mohammed Al-A., Neffe von Sabah A., sitzt zwölf Jahre ein, Mustafa Al-J. und Marwan J. jeweils elf Jahre, und Nazar Al-J. 13 Jahre.

Die Angeklagten versuchten teilweise, die Schuld von sich zu weisen:

►„Ich bitte um einen Freispruch, ich habe nichts getan. Ich habe der Polizei geholfen, die anderen zu finden.“

►„Ich möchte mich beim Gericht entschuldigen, ich hätte geholfen, wenn ich gewusst hätte, wo sie wohnt.“

Andere der insgesamt neun Angeklagten wollten sich mit banalen und absurden Entschuldigungen aus der Affäre ziehen:

►„Das war das erste und letzte Mal. Ich habe leider sehr viel getrunken.“

►„Ich ersuche um ein mildes Urteil. Der Konsum von Alkohol war der Grund, ich will mein Studium weitermachen.“

Von vier Männern wurden Spermaspuren sichergestellt, von zwei Männern Speichelspuren. Mit Hilfe des siebten konnten tatsächlich der achte und neunte Angeklagte ausfindig gemacht werden.

Die Staatsanwältin forderte die Höchststrafe von 15 Jahren. Sie sagte am heutigen Prozesstag:

„Alle haben die anderen Täter bestärkt weiterzumachen. Bei keinem der Angeklagten war volle Berauschung eingetreten.“

Es erscheine absurd, „wenn Angeklagte davon sprechen, voll berauscht gewesen zu sein, aber bezweifelt wird, dass das Opfer voll berauscht war.“ Die Blutprobe des Opfers nach der Tat ergab zwei bis drei Promille.

„Für mich steht fest, dass alle den wehrlosen Zustand Opfer erkannt haben, alle einverstanden waren, dass dieses wehrlose Opfer sexuell missbraucht wird. Das Spurenbild war nicht das beste. Nael hat durch Abwischen des Opfers von Sperma Spuren verwischt“, sagte die Staatsanwältin weiter.

Die Täter stellten Behauptungen auf wie:

„Sie hat gesagt, sie liebte Mohammed Al Tae und wollte ein Kind von ihm.“

„Sie wollte mich.“

Im Februar begann der Prozess gegen die Männer aus dem Irak, bis auf einen alle miteinander verwandt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Missbrauch einer wehrlosen Person und Vergewaltigung „in einer für das Opfer sehr erniedrigenden und qualvollen Art und Weise“.

Die meisten Männer ließen zu Prozessbeginn über ihre Anwälte ausrichten: nicht schuldig! Nur Mohammed Al T. wollte als einziger gestehen, hatte sein Verteidiger Michael Schnarch angekündigt.

Die junge Frau war am 28. Dezember 2015 nach Wien gekommen, feierte mit einer dort lebenden Freundin den Jahreswechsel. Den Silvesterabend verbrachten die beiden Frauen zunächst in der Wohnung. Kurz vor Mitternacht gingen beide in die Innenstadt und waren gegen 2 Uhr im Lokal „Kaktus“.

Laut Anklage hatten vier der Männer – Mohammed Al-A., Nazar Al-J., Mohammed Al-T. und Alaa Al-J. – im „Kaktus“ gefeiert, als sie die betrunkene Frau bemerkten. Sie sollen beschlossen haben, sie mitzunehmen, um sich an ihr sexuell zu vergehen. 

Gegen 3 Uhr will die Freundin bemerkt haben, dass Sabine K. nicht mehr im Lokal war. Andere Gäste sagten aus, die Frau sei weggebracht worden. Offenbar in die Wohnung, in der die Angeklagten aus der Bar auf Hader Al-A., Mustafa Al-J., Nael Al-J., Marwan Al-J. und Sabah Al-J. trafen. Alle seien einverstanden gewesen, die Frau zu vergewaltigen, möglichst schnell, damit sie nichts mitbekommt.

Im Dunkeln sollen sie die schockstarre Frau ausgezogen haben, dann Anal- und Geschlechtsverkehr vollzogen haben, manche sollen sie mehrfach vergewaltigt haben.

Die Frau sei mehrmals zu Bewusstsein gekommen, habe versucht die Männer abzuwehren: „Nein, ich will das nicht!“ Doch sie hätten weitergemacht und gesagt: „Listen to me, just a little bit“ („Hör mir zu, nur noch ein bisschen“). Ansonsten sollen sie Arabisch gesprochen haben.

Nach der Tortur habe Mohammed Al T. die Frau auf die Toilette begleitet, ein Selfie mit ihr gemacht und sie mit Alaa Al-J. zur Straßenbahnhaltestelle gebracht. Dort verabschiedeten sie sich angeblich mit Küssen und weiteren Selfies, sagten: „Don't cry“ (Weine nicht).

Schuldig fühlte sich scheinbar keiner der Angeklagten. Die Frau sei selbst Schuld und habe freiwillig mitgemacht, sagten sie im Gerichtssaal. Immer wieder belasteten sie sich im Prozess auch gegenseitig oder hatten Ausreden parat.

*) Name geändert

PS: Sind Sie bei Facebook? Werden Sie Fan von BILD.de-News!

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.