BILD-Report aus dem „Paradise“ in Baden-Württemberg: So funktioniert der größte Puff Europas!

Quelle: BILD, Moritz Wedel

Leinfelden-Echterdingen (Baden-Württemberg) – Das Bordell „Paradise“ bei Stuttgart ist das größte Freudenhaus Europas. Bis zu 80 Prostituierte befriedigen hier täglich Freier. Im ersten Teil des Reports erklärt BILD, wie das Geschäft mit der käuflichen Lust funktioniert und was die Freier im Puff erwartet.

Der große Klinkerbau mit der bordeauxroten Fassade war früher ein Lagerhaus – mitten im schmucklosen Industriegebiet von Leinfelden-Echterdingen südlich von Stuttgart. Wer heute die zehn Stufen emporsteigt und die schwere gusseiserne Schwingtür öffnet, steht in einem schummrig beleuchteten Foyer. Und um ihn herum lauter Frauen.

Blond, brünett, rothaarig. Alle tragen High Heels, viele dazu eine Kaffeetasse – mehr meist nicht. Denn hinter der dunkelroten Fassade verbirgt sich das „Paradise“. Europas größter Puff.

Drei Prostituierte warten an der Bar im Paradise auf ihre Freier

Drei Prostituierte warten an der Bar im Paradise auf ihre Freier

Foto: Alexander Ehrmann

2006 eröffnet Jürgen Rudloff (60) in der Nähe der Stuttgarter Messe und des Flughafens das Großbordell, das sogar einen eigenen Wikipedia-Auftritt hat. Für 6 Millionen Euro hat der Stuttgarter die 5800 Quadratmeter Fläche zum „Lusttempel mit Wellness-Angeboten“ umgebaut.

Sex gibt's auf vier Etagen. Im obersten Stockwerk wird knallhart kalkuliert, Umsatz und Gewinn in Millionenhöhe verbucht.

Paradise-Inhaber Jürgen Rudloff (60) sitzt in seinem Büro und kümmert sich um die Buchhaltung des größten Puffs Europas

Paradise-Inhaber Jürgen Rudloff (60) sitzt in seinem Büro und kümmert sich um die Buchhaltung des größten Puffs Europas

Foto: Alexander Ehrmann

Schon morgens um 11 Uhr beginnt der Verkehr im Paradise. Vor der Tür parken dicke Audis, Mercedes-Limousinen, der Porsche Panamera vom Chef und einfache Herren-Räder mit biederen Einkaufskörben am Lenker.

Im Foyer werden die Freier, die Rudloff „Gäste“ nennt, an einem Tresen mit goldenen byzantinischem Muster von Sabine in Empfang genommen. Im Gegensatz zu den anderen Frauen ist Sabine angezogen. Sie trägt einen dunkelblauen Club-Blazer mit College-Abzeichen auf der Brust. Sie sieht aus wie eine Stewardess, begrüßt die Freier wie Passagiere vor einer langen Flugreise.

Statt Lutschbonbons für den Flieger verteilt sie Potenzmittel in Tablettenform.

„Alles auf Pflanzenbasis“, verspricht der Chef des Bordells – und verweist auf das Plakat im Eingang: „Take one – have fun!“ Vor dem „Fun“ kommen die Finanzen.

Blick in die Bademantel-Kammer des Paradise

Blick in die Bademantel-Kammer des Paradise

Foto: Alexander Ehrmann

79 Euro Eintritt sind fällig für zeitlich unbegrenzten Aufenthalt in den Paradise-Hallen.

Der Bademantel in Altrosé und die blauen Gummischlappen sind im Preis inbegriffen. Dazu gibt es einen Chip, wie die kleinen Marken, die man von Einkaufswagen und Autoscootern kennt. Über ihn werden die Spesen an der Bar abgerechnet. „Das ist das ,Hogadada-Chip-System'“, erklärt Rudloff.

Einen solchen Chip-Key bekommen Freier, nachdem sie 79 Euro gezahlt haben

Einen solchen Chip-Key bekommen Freier, nachdem sie 79 Euro gezahlt haben

Foto: Alexander Ehrmann

„Hier zahlen Frauen und Männer den gleichen Eintritt“, erklärt Rudloff. Dafür haben sie freien Zugang zu Sauna, Dampfbad, Hamam und Schneehaus, das auch im Sommer geöffnet hat.

Rund um die Uhr werden warme Mahlzeiten und antialkoholische Getränke serviert, die im Eintrittspreis inbegriffen sind. Für Alkohol muss separat gezahlt werden. „Wir verarbeiten im Jahr 11 Tonnen Fleisch, 1500 Kilo Fisch und haben 6 Köche“, zählt Rudloff stolz auf. Doch die raffinierte Fischküche ist hier eher zweitrangig.

Zwischen 50 und 80 Frauen aus aller Herren Ländern warten hier täglich auf Kunden.

Sie nennen sich Diana, Janine und Coco. Sie erzählen, dass sie aus Frankreich und Venezuela stammen, sprechen aber gebrochenes Deutsch mit rumänischem Akzent.

Die Prostituierten Diana, Julia und Paloma (v. l.) planschen im Whirlpool des Bordells

Die Prostituierten Diana, Julia und Paloma (v. l.) planschen im Whirlpool des Bordells

Foto: Alexander Ehrmann

Bei ihrer Ankunft werden sie auch von Sabine begrüßt – und überprüft. Rudloff: „Wer hier anschaffen will, muss eine Arbeitsgenehmigung vorweisen. Pass und Papiere werden eingescannt.“ Die Polizei habe zu jeder Zeit Zugriff auf die Daten der Damen. Neben den 79 Euro Eintritt zahlen die Frauen täglich 25 Euro Sexsteuer pauschal, die Rudloff abführt. Mit dem Liebeslohn hat er dann nichts mehr zu tun.

„Die Damen vereinbaren die Preise mit den Freiern selbst und können dann alles behalten.“ Die Preise seien dem Sex-Markt angepasst. Los geht's bei 50 Euro. Nach oben sind keine Grenzen gesetzt.

Vom Foyer fahren die Damen mit einem Aufzug in den zweiten Stock. Dort gibt es Umkleideräume. Und Schlafgelegenheiten. Dreibettzimmer wie in der Jugendherberge. Rudloff erklärt: „Wenn eine der Damen bis morgens um 4 Uhr schafft, kann man ihr die Heimfahrt nicht mehr zumuten.“ Dann bleiben die Mädchen im Paradise, übernachten in den Betten mit Kinderbettwäsche und kuscheln mit ihren Stofftieren.

So sieht der Eingang zum Spa-Bereich des größten Puffs Europas aus

So sieht der Eingang zum Spa-Bereich des größten Puffs Europas aus

Foto: Alexander Ehrmann

Viele von ihnen kommen täglich ins Paradise und schaffen an. „Die Mädchen hier haben keine Zuhälter“, beteuert Rudloff.

Angeblich auch nicht die Prostituierte, wegen der Rudloff vor Jahren in Augsburg als Zeuge aussagte. Damals wurde ein Mann beschuldigt, eine Dirne ins Paradise gebracht zu haben. Was damals wie Zuhälterei aussah, habe sich später als Freundschaftsdienst entpuppt und sei auch von den Behörden nicht weiterverfolgt worden, sagt Rudloff.

Wer die Formalitäten am Foyer hinter sich hat, wird von Rita in die Besonderheiten des Paradise eingeweiht. Rita war mit Rudloff schon in der Schule, sie kennt ihren Chef von klein auf. Die Gäste duzt sie sofort. Das baut Hemmschwellen ab, Stammgäste werden mit Küssle begrüßt.

Die Prostituierte Ramona wartet auf einem Bett des Paradise auf Freier

Die Prostituierte Ramona wartet auf einem Bett des Paradise auf Freier

Foto: Alexander Ehrmann

Auf schwerem Teppich werden die Gäste durch verschiedene Räume geführt. Es ist schwülwarm wie im Tropenhaus der Wilhelma, das Licht ist gedimmt, es riecht nach einem Gemisch aus Nivea, Rheumabad und dem Duftbaum, der bei Taxifahrern oft am Rückspiegel baumelt.

An der Bar sitzen schon morgens die Damen. Mit nacktem Po, eng aneinandergereiht.

Die einen frühstücken Cornflakes, die anderen rauchen. Dazwischen Freier. Erste Kontaktaufnahme mit Handtuch lässig um die Lenden geschlungen.

Die Männer untereinander verstehen sich ohne Worte. Viele sind verheiratet, haben zu Hause Familie und kommen „nur zum Reden“. Allerdings heimlich, regelmäßig und stundenlang. Dass sie nach einem „langen Arbeitstag mit Überstunden“ frisch geduscht nach Hause kommen, scheint nicht aufzufallen...

Diana präsentiert ihren Körper auf einem Bett des Freudenhauses

Diana präsentiert ihren Körper auf einem Bett des Freudenhauses

Foto: Alexander Ehrmann

Diskretion ist im Paradise das höchste Gebot. Die dicksten Limousinen parken in der Tiefgarage, die Besitzer fahren direkt mit dem Lift in die „Havanna-Bar“. Ein schummriger, verrauchter Raum, der von den anderen Stätten der Lust abgetrennt ist. Wer hier auf den schweren Sofas liegt, verdient in der Woche so viel, wie manch anderer nicht in einem Jahr.

Die Prostituierten, die sich hier auf der Couch räkeln, haben auch ausgesorgt. Zumindest für die nächsten drei Tage...

Morgen lesen Sie im zweiten Teil des BILD-Reports: Wie Paloma und Diana zum Paradise kamen.

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