96-Boss MARTIN KIND im BILD-Verhör, Teil 1: „Gesellschafter müssen in Hannover wohnen“

„Wer 20 Jahre lang einen Verein wesentlich gefördert hat, der kann die Profiabteilung übernehmen.“

So lautet die Ausnahme-Regelung für 50+1. Martin Kind (73) will die Mehrheit bei 96 übernehmen, hat den Antrag an die DFL gestellt. Der 96-Boss spricht vom „Hannover-Modell“. Aber was ist das genau? BILD besuchte Kind zum großen Zukunfts-Interview.

BILD: 20 Jahre 96-Förderung – wie haben Sie das im Antrag an die DFL nachgewiesen?

Kind: „Über die Begründung im Antrag werde und kann ich nicht sprechen, das wäre ein deutlicher Vertrauensbruch gegenüber der DFL. Ich versichere Ihnen aber, dass es ein ausreichend umfassendes Engagement mit vielen Leistungen und großer finanzieller Unterstützung ist. Im übrigen mache ich die Arbeit bei 96 seit 20 Jahren ehrenamtlich und unentgeltlich – nicht nur im e.V.. 20 Jahre Förderung sind ein großes Zeichen der Solidarität und Identität.“

Was ist das Hannover-Modell?

Kind: „Die 96-Gesellschafter müssen aus Hannover oder der Region kommen, hier wohnen und eine persönliche Beziehung zu 96 haben.“

Aktuell ist das so mit den vier Gesellschaftern Kind, Roßmann, Baum und Wilkening. Wer oder was garantiert, dass es so bleibt? Ist das irgendwo verbindlich festgeschrieben?

Kind: „Wir sind uns absolut einig über das Hannover-Modell. Und das wird auch noch vertraglich fixiert werden. Wir werden die bisherigen Verträge ergänzen und modifizieren.“

Was passiert, wenn einer der Gesellschafter verkaufen muss, z.B. wegen einer finanziellen Schieflage?

Kind: „Es gibt zwei Optionen: Wenn ein Gesellschafter kündigt, dann erhält er das Geld in drei Raten über drei Jahre ausgeschüttet. Alternativ kann er seine Anteile den verbliebenen Gesellschaftern zum Kauf anbieten. Das schafft zusätzliche Sicherheit für das Hannover-Modell.“

Sie werden nicht ewig leben. Gibt es ein 96-Testament? Wie haben Sie Ihre Nachfolge geregelt? Wer erbt die Anteile? Wer übernimmt Ihre Posten?

Kind: „Wenn der Prozess abgeschlossen ist, wird der Geschäftsführer der Zukunft von dem achtköpfigen Aufsichtsrat der KGaA bestimmt. Das sind große Persönlichkeiten mit großer Berufs- und Lebenserfahrung, die in der Lage sind, adäquate Entscheidungen zu treffen (u.a. Altkanzler Schröder, Feuerhake, Fischer, Andermatt). Die Kompetenz ist deutlich vorhanden.“

Und Ihre Anteile?

Kind: „Mein Sohn Alexander wird diese voraussichtlich übernehmen, ein Posten ist nicht geplant – und auch nicht zu empfehlen. Alexander muss das Hörgeräte-Unternehmen weiterentwickeln, das ist sein Job. Aber er wird natürlich Gesellschafter-Vertreter sein und dort sein Wissen und sein Können einbringen.“

Wann gehen Sie von Bord?

Kind: „Jetzt stellen wir erst mal das Vereinssportzentrum an der Stadionbrücke fertig (geplante Eröffnung November 2018, die Red.). Parallel dazu werden wir im ersten Halbjahr 2018 das Profil des zukünftigen Geschäftsführers des Wirtschaftsunternehmens verabschieden. Ich sondiere den Markt, habe auch schon vereinzelt Gespräche geführt. Wir machen das ohne Zeitdruck, es muss alles passen.“

Können Sie Investoren außerhalb der Region auch zukünftig ausschließen? Was passiert, wenn Ihr Erbe oder die der anderen Gesellschafter reizvolle Angebote von Scheichs oder russischen Oligarchen bekommen und doch verkaufen wollen?

Kind: „Das Hannover-Modell gilt für alle Gesellschafter. Jeder, der beitreten will, muss die Verträge beachten, sonst kann er nicht beitreten.“

Aktuell sind es vier Gesellschafter. Denkbar, dass Sie sich noch breiter aufstellen und Unternehmer dazu nehmen?

Kind: „Die Vier haben sich deutlich engagiert. Aber mittelfristig ist die Kapitalausstattung bei 96 nicht ausreichend. Es gibt verschiedene Optionen: Entweder die alten Gesellschafter führen eine Kapitalerhöhung durch. Oder es werden neue Gesellschafter aufgenommen – sie stehen aber nicht Schlange.“

Was ist mit einem Börsengang? Im „Handelsblatt“ brachten Sie die Idee von „vinkulierenden Namensaktien“ ins Spiel, bei denen die übrigen Gesellschafter einer Übertragung der Aktien zustimmen müssen?

Kind: „Ein ernsthaftes Modell, über das man diskutieren kann. Im Moment erfüllen wir aber vollumfänglich NICHT die Voraussetzungen für einen Börsengang. Wir haben einen Umsatz von 85 Mio Euro, auch eine Steigerung auf 100 Mio Euro würde nicht ausreichen. In fünf bis zehn Jahren kann das ein Thema werden.“

Morgen in Teil 2: Kind über „Marken-Selbstmord“ und Beleidigungen durch Utras.

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