Rolf Joseph :
Erschütternde Lebenslinien eines Überlebenden

Von Paula Schnauder, Luise Schulz, Katholische Schule Liebfrauen, Berlin
Lesezeit: 4 Min.
Eine Berliner Schülergruppe erinnert mit einem Buch und einem Preis an das Schicksal des Juden Rolf Joseph, der von den Nazis verfolgt wurde.

Mein ganzes Überleben damals, das war nur Glück.“ Er wurde von der Gestapo verfolgt, misshandelt und gefoltert. Damals sprang er dem sicheren Tod mehr als einmal mit letzter Kraft von der Schippe. Trotz allem verlor Rolf Joseph nie sein verschmitztes Lächeln, wenn er Schülern über sein Schicksal berichtete. „Er war für uns etwas zwischen Großvater und Lebensidol“, erinnert sich Simon Strauß, einer von ihnen. Mit seiner neunten Klasse am Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin-Schmargendorf besuchte Strauß an einem Freitagabend die Synagoge in der Pestalozzistraße. Nach dem Gottesdienst kam der damals 83-jährige Rolf Joseph auf die Schüler zu und sagte, er berichte oft in Schulklassen über seine furchtbare Vergangenheit. „Ein echter Holocaust-Überlebender, flüsterte damals ein Mitschüler“, erinnert sich Strauß, der zu der Zeit 14 Jahre alt war. „Natürlich war Herr Joseph schon ein älterer Herr, aber er hatte eine unglaubliche Ausstrahlung und faszinierte uns so, dass wir beschlossen, uns noch einmal in einer kleinen Gruppe mit ihm zu treffen“, erzählt der heute 28-jährige Strauß. So entstand nach vierjähriger Arbeit die Biographie Rolf Josephs mit dem Titel „Ich muss weitermachen“. „Wir haben es als einen Auftrag gesehen, seine Geschichte aufzuschreiben, damit sie nicht in Vergessenheit gerät“, erklärt Fabian Herbst, einer der sechs Autoren.

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