Neue Studie vorgestellt :
Gewalt gegen Lehrer an jeder dritten Grundschule

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Am Mittwoch stellte der Lehrerverband Bildung und Erziehung eine Studie zum Thema Gewalt gegen Lehrkräfte vor.
Schüler und Eltern, die Lehrkräfte angreifen, sind laut einer am Mittwoch vorgestellten Studie des Verbandes für Bildung und Erziehung keine Einzelfälle. Die Kultusministerien lägen mit ihrer Einschätzung schlicht falsch.

An etwa jeder dritten Grundschule in Deutschland sind Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren laut einer neuen Studie körperlich angegriffen worden. Dies berichteten die Schulleitungen laut einer am Mittwoch in Berlin vorgestellten Umfrage des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE). Über alle Schulformen hinweg berichtete rund jede vierte Schulleitung von Fällen körperlicher Gewalt gegen Lehrkräfte. „Das Märchen vom Einzelfall muss aufhören“, forderte der Bundesvorsitzende des VBE, Udo Beckmann.

Fast die Hälfte der Schulleitungen (48 Prozent) gab an, dass es an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren Fälle von „psychischer Gewalt“ gab – also Fälle, bei denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Fälle von Mobbing, Diffamierung und Belästigung über das Internet gab es laut Studie an jeder fünften Schule.

Reaktion der Ministerien gefordert

„Die uns vorliegenden Fakten beweisen abermals, dass die Kultusministerien mit ihrer Einschätzung, dass ‚Gewalt gegen Lehrkräfte‘ lediglich Einzelfälle sind, schlicht falsch liegen“, so Beckmann. Er kritisierte dabei insbesondere, dass es keine öffentliche Statistiken gibt und die Zahlen in mehreren Bundesländern überhaupt nicht erfasst würden. Dies ging auf Anfrage des Verbandes an alle 16 Ministerien hervor.

Doch die Statistiken seien laut Beckmann notwendig, um Maßnahmen zum Schutz der Lehrkräfte durchzusetzen. Auch ein Drittel der Befragten Schulleitungen beklagte, dass sich die Schulministerien dem Thema nicht ausreichend annehmen würden. "Die Politik darf mit ihrer 'Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß'-Haltung in keinem einzigen Bundesland mehr durchkommen", sagte Beckmann.

Kaum Veränderung seit 2016

Erstmals hatte der Verband 2016 eine Studie zu dem Thema in Auftrag gegeben, um das Thema „aus der Tabuzone zu holen“. Damals wurden fast 2000 Lehrkräfte mit ähnlichen Ergebnissen befragt: Etwa die Hälfte der Lehrkräfte gab an, dass es in den letzten fünf Jahren an ihrer Schule zu Fällen von psychischer Gewalt durch Eltern, Lehrer oder vereinzelt auch Kollegen gekommen sei. 21 Prozent berichteten sogar von körperlichen Übergriffen.

Sechs Prozent der Befragten gaben an, selbst Opfer physischer Gewalt geworden zu sein, in fast allen Fällen waren die Täter Schüler. Zur Anzeige wurden die Fälle in der Regel nicht gebracht, da die Täter häufig noch nicht strafmündig waren oder die Lehrer aus Rücksicht darauf verzichteten. Stattdessen wurden meist schulinterne Maßnahmen wie Verweise und Elterngespräche ergriffen.