Glockenspiel in Limburg :
Tierschützer fordern, Kinderlied nie mehr zu spielen

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Rathaus in Limburg: Die Glocke spielt erst mal nicht mehr „Fuchs, du hast die Gans gestohlen“
Heftig kritisiert wird die Stadt Limburg, weil das Lied „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ auf Wunsch einer Veganerin aus dem Programm des Glockenspiels genommen wurde. Der Tierrechtsorganisation Peta geht der Schritt hingegen längst nicht weit genug.

Die Tierrechtsorganisation Peta scheut keine harten Konflikte, im Gegenteil steht sie immer wieder im Mittelpunkt heftiger Auseinandersetzung. So wundert es auch nicht, dass sich die Tierschützer jetzt mitten in einen Sturm der Entrüstung stellen, der seit zwei Tagen über der Stadt Limburg tobt. Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Bürgermeister Manfred Hahn (SPD) das Kinderlied „Fuchs, Du hast die Gans gestohlen“ aus dem Programm des Glockenspiels im Rathaus der Stadt genommen hatte, weil sich eine Veganerin daran gestört hatte. „Ihr ging es weniger um die Gans, sondern um den Jäger, der den Fuchs in der nächsten Zeile des Liedes erschießt“, sagte Marius Hahn im Gespräch mit FAZ.NET.

Vor allem in den sozialen Netzwerken ist die Entrüstung seitdem groß, Tausende Kommentatoren beschimpfen die Veganerin und den Bürgermeister. „Die Reaktionen sind unverständlich und überzogen“, sagte Sprecher Johannes Laubach am Freitag. Er berichtete von Beschimpfungen, Beleidigungen und sogar von Rücktrittsforderungen gegen den Rathauschef. Immerhin die Tierschützer sprangen ihm jetzt bei.

Kritik auch an „Rotkäppchen und der böse Wolf“

Die Tierrechtsorganisation Peta äußerte vollstes Verständnis für die Maßnahme und bat den Bürgermeister, das Lied dauerhaft aus dem Programm zu nehmen. Hahn hatte angekündigt, das Lied bald wieder spielen lassen zu wollen. „Der Fuchs bekommt nur eine Schonfrist“, sagte er. Peta teilte dazu mit: „Altertümliche Lieder wie dieses oder auch Märchen wie „Rotkäppchen und der böse Wolf“ sind leider noch immer weit verbreitet und senden vor allem an Kinder ein falsches Zeichen, indem sie ein schlechtes Licht auf bestimmte Tiere werfen.“ Die Jagd auf Füchse sei unnötig und grausam.

Für den Vegetarierbund Deutschland ist klar: „Wir erleben in unserer Gesellschaft gerade einen grundlegenden Wandel unserer Einstellung zum Thema Ernährung.“ Solche Veränderungen „brauchen immer eine gewisse Zeit und erzeugen oft zunächst auch Diskussionen und Widerstände“, sagte Sebastian Joy von der Geschäftsführung des Verbandes. Es sei gut, Traditionen kritisch zu hinterfragen. „Wenn sie nicht mehr zeitgemäß sind, sollten wir uns von ihnen verabschieden.“ Unsere Tradition sei so vielfältig, „dass sie nicht gleich daran zusammenbricht“, wenn wir uns von einem Lied trennen.