Pilotprojekt :
Bundesregierung errichtet Jugendheime in Marokko

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Jugendliche Flüchtlinge aus Marokko warten nach ihrer Seenotrettung am 16. August 2017 im Hafen von Tarifa (Spanien)
Neben Straßenkindern sollen die zwei Heime auch unbegleitete Minderjährige betreuen, die aus Deutschland abgeschoben werden. Insbesondere jugendliche Straftäter sollen hier eine Chance erhalten.

Die Bundesregierung hat mit dem Aufbau von Jugendheimen in Marokko begonnen, in denen auch abgeschobene unbegleitete Minderjährige betreut werden sollen. In diesen Heimen sollen einheimische „Straßenkinder“ ebenso wie „zurückkehrende Minderjährige aus Deutschland“ aufgenommen werden, teilte das Bundesinnenministerium gegenüber der „Welt am Sonntag“ mit. Die Heime sollten auch „zwangsweise Zurückgeführten, insbesondere jugendlichen Straftätern, offen stehen“.

Geplant sei zunächst die Schaffung von zwei Einrichtungen mit jeweils hundert Plätzen. Neben Unterkunft und Verpflegung sollen die jungen Leute auch sozialpädagogische Betreuung, Zugang zu Bildungsangeboten und weitere Unterstützung erhalten. Auch in Deutschland werden Zehntausende ohne Eltern eingereiste Migranten in Jugendhilfeeinrichtungen intensiv betreut. Im März war durch eine Antwort der Bundesregierung auf eine Grünen-Anfrage bekanntgeworden, dass Berlin den Aufbau von Jugendheimen in Marokko prüfe.

Deutschland bemühe sich mit dem Pilotprojekt „um einen integrierten Ansatz bei der Rückkehr und Reintegration unbegleiteter Minderjähriger nach Marokko“. Deutschland führe darüber bereits Gespräche mit der marokkanischen Regierung. Ziel sei es, möglichst zeitnah operativ mit dem auf drei Jahre angelegten Projekt zu starten.

„Guter Ansatz“

CDU-Innenpolitiker Ansgar Heveling hält das Projekt für einen guten Ansatz: „Um einige dieser jungen Leute wieder zurückbringen zu können, ist der Aufbau von Heimen in ihren Herkunftsregionen ein wichtiger Baustein – insbesondere wenn klar ist, dass kein über die Minderjährigkeit hinausgehender Schutzanspruch besteht.“

„Sinnvoller“ wäre natürlich eine Zusammenführung mit der eigenen Familie im Heimatland, argumentiert der Innenpolitiker. „Dass in den vergangenen Jahren kein einziger unbegleiteter Migrant nach Hause gebracht werden konnte, zeigt, dass die Behörden ihre Bemühungen verstärken müssen, die Familien ausfindig zu machen.“