Neue Studie :
Arme und Reiche tragen ähnlich hohe Steuerlast

Von Manfred Schäfers, Berlin
Lesezeit: 2 Min.
Indirekte Steuern treffen laut der Studie Geringverdiener besonders stark.
Obwohl Einkommen und Unternehmensgewinne stark progressiv besteuert werden, zahlen Arme und Reiche ähnlich viele Steuern. Denn bestimmte Steuern treffen Geringverdiener besonders stark.

Menschen mit sehr hohem Einkommen zahlen in Deutschland kaum mehr an den Staat als die Mittelschicht. Und einkommensschwache Personen zahlen auch nicht viel weniger. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. Stefan Bach, Martin Beznoska und Viktor Steiner vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und der Freien Universität Berlin haben die Belastung mit direkten und indirekten Steuern sowie Sozialabgaben untersucht.

Zwar seien die Besteuerung von Einkommen und Unternehmensgewinnen stark progressiv, heißt es in der Studie. Dies belaste Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen kaum, während die Durchschnittsbelastung bei höheren Einkommen deutlich steige. Aber die indirekten Steuern, auf die knapp die Hälfte des Steueraufkommens entfalle, treffe Haushalte mit niedrigen Einkommen in Bezug zum Einkommen erheblich stärker als Haushalte mit hohen Einkommen. Unter Berücksichtigung der Sozialabgaben ist nach der Untersuchung die Gesamtbelastung der mittleren Einkommen nicht viel niedriger als bei den sehr Wohlhabenden. Eine Ursache ist, dass Unternehmens- und Kapitaleinkommen nicht mit der progressiven Einkommensteuer belastet werden.

„Steuerbelastung ist insgesamt doch erstaunlich gleichmäßig“

„Die gesamte Steuerlastverteilung ist doch erstaunlich gleichmäßig, denn auch die ganz einkommensschwachen Personen, die in der Grundsicherung sind und mit niedrigen Einkommen auskommen müssen, zahlen zwar keine Einkommensteuer, aber sie zahlen die hohen Verbrauchsteuern“, betonte Bach. So kommt man für diese Gruppe auf Steuerbelastungen von 20 Prozent, in den untersten Einkommensgruppen sogar noch mehr. Die Mittelschicht liege auch etwa bei 20 bis 25 Prozent. Die Bezieher der ganz hohen Einkommen, bei denen dann die progressive Einkommensteuer zuschlage, habe noch höhere Steuerbelastungen. „Wenn man dabei aber berücksichtigt, dass diese Personen größere Gestaltungsmöglichkeiten bei den Einkommen haben, ist dort die tatsächliche Steuerbelastung nicht unbedingt viel höher als bei den Mittelschichten“, hob er hervor. Bachs Fazit: „Die Steuerbelastung ist insgesamt doch erstaunlich gleichmäßig und nur wenig progressiv.“

Die Forscher haben die Bevölkerung für die Untersuchung gedanklich in jeweils gleich große Teile zerlegt. Zum ersten Dezil gehören die 10 Prozent mit den niedrigsten Einkommen, dazu zählen alle, die 2015 je Person mit einem Bruttoeinkommen von etwa 970 Euro im Monat auskommen mussten. Das mittlere Bruttoeinkommen, auch Medianeinkommen genannt, lag bei 2400 Euro im Monat – das ist das Einkommen, das die Bevölkerung in zwei gleich große Gruppen teilt. Um zu den oberen 10 Prozent der Einkommensbezieher zu gehören, musste man mindestens 5300 Euro im Monat verdienen, brutto vor Steuern und Sozialbeiträgen einschließlich Arbeitgeberanteil. Zu den obersten 0,1 Prozent der Bevölkerung gehörte ein Single mit einem monatlichen Bruttoeinkommen von mindestens 37.000 Euro.