Hotshot Racing - Test, Rennspiel, PlayStation4, PC, Switch, XboxOne
Kennt ihr Outrun? Nicht den Oldie von anno dazumal, sondern Teil zwei mit seiner grandiosen Drift-Mechanik und bis heute einer der besten Arcade-Racer überhaupt. Schon an dessen Um- und Fortsetzungen war das britische Studio Sumo Digital maßgeblich beteiligt – doch jetzt stellt euch mal vor, dieses Sumo hätte die coolen Drifts der letzten Outruns in ein neues Spiel gepackt. Wobei, nein: Stellt euch vor, die Entwickler hätten sich Outrun nicht nur genau angeschaut, sondern dessen elegantes Querstehen gleich auf eine neue Stufe gehoben. Denn genau das ist hier passiert.
Das Beste wird besser
Lasst euch vom Äußeren bloß nicht täuschen: Die Stärke von Hotshot Racing liegt nicht in seinen texturlosen Polygonen der Marke Virtua Racing, sondern vielmehr in seinem grandiosen Fahrgefühl. Ich kenne jedenfalls kein anderes Spiel, in dem man so sanft vom Geradeausfahren ins Driften übergeht, den Wagen in der Kurve noch präzise kontrolliert und anschließend wieder genauso sauber gerade stellt. Ein kurzes Antippen der Bremse reicht übrigens aus, um das Rutschen einzuleiten. Ridge Racer kommt dem am nächsten, setzt insgesamt aber andere Prioritäten. Eine abwechslungsreiche Streckenführung unterstützt das Reifenverbrennen dabei hervorragend, da man einen Drift auf der richtigen Linie locker über mehrere Kurven halten kann. Richtig cool finde ich kleine Unebenheiten, über die man das Fahrzeug oft gefühlvoll versetzen muss. Dort spürt man nämlich, dass die Boliden sogar Gewicht haben.
Arcade-Technik und Physik
Dass es sich trotzdem um reines Arcade handelt, wird ja spätestens bei Techniken deutlich, die den Rundenzeiten erst ihren entscheidenden Kick verpassen. Immerhin lädt man während des Schlitterns einen Turbo auf und je länger man quer zur Fahrtrichtung steht, desto weiter füllt sich der Boostbalken. Man darf nur den Kurvenausgang nicht versemmeln, denn touchiert man die Begrenzung, verliert man einen Großteil der mit dem aktuellen Drift gesammelten Energie. Je mehr Risiko man geht, desto höher also die potentielle Belohnung. Man sollte nur sehr genau wissen, wann man einen Boost zündet und wo man ihn lieber zurückhält.
Nur die kleine Statue von einem der acht Fahrer erhält man erst, nachdem man in jedem seiner Autos einen Grand Prix gewonnen hat. Keine Sorge: Die Alter Egos besitzen weder irgendwelche Fähigkeiten noch sonst irgendeinen spielerischen Einfluss. Sie begrüßen einen aber mit quirligen Sprüchen und melden sich auch während der Rennen ständig zu Wort. Das verleiht dem Rennzirkus diesen markanten Arcade-Anstrich.
„Die Japaner haben das Driften praktisch erfunden!“
Zusätzlich stehen bei jeder Figur eben vier Boliden in der Garage, die wiederum verschiedenen Kategorien entsprechen. Von „rasend schnell, aber schwer zu kontrollieren“ bis „easy-peasy, aber keinen Speed“ ist da alles vertreten, wobei sich selbst die Geschosse derselben Klasse bei verschiedenen Charaktere unterscheiden.
Interessanterweise sind abseits der Verzierungen alle Vehikel und auch sämtliche Kurse vom Start weg zugänglich. Nicht einmal die Grand Prixs, also die vier Turniere mit ihren jeweils vier Strecken muss man freischalten. Das verleiht dem Spiel leider eine gewisse Beliebigkeit und tatsächlich hatte ich nach einigen Stunden schon alle Pokale eingeheimst, obwohl man dafür jeden Grand Prix in allen drei Schwierigkeitsgraden gewinnen muss. Letztere entsprechen unterschiedlichen Geschwindigkeitsklassen und um in der höchsten auf die Pole zu rasen, muss man ein nahezu fehlerfreies Rennen hinlegen. Dennoch fehlen mir besondere Herausforderungen, wie z.B. Duelle gegen nur einen einzigen, außergewöhnlich bissigen Kontrahenten.
Die stelle ich mir schon deshalb spannend vor, weil ich die Art und Weise mag, mit der Sumo Zusammenstöße entschärft. Dabei war ich anfangs überhaupt kein Freund des vielen Drückens und Drängelns – in gewisser Weise sieht das nämlich mehr nach Modellauto-Wettkampf als nach großem Motorsport aus. Da man die meisten Rempler aber fast ungestört wegsteckt, unterbricht so ein Zusammenstoß nicht den wichtigen Flow. Es hilft ja trotzdem umsichtig zu fahren, weil es durchaus Unfälle gibt, die einen weit zurückwerfen und eine Runde ohne Rangelei natürlich immer schneller ist als ein Kratz-und-Beißfest. Das System verhindert einfach nur frustrierende Unterbrechungen und sorgt dafür, dass man keine Angst vor knappen Tür-an-Tür-Duellen hat.
Rempeln und Schieben
In den Onlinerennen und bis zu viert auf einem Bildschirm sind nicht zuletzt die zwei Rennvarianten Räuber und Gendarm sowie Rasen oder Explodieren ein großer Spaß. Zugegeben: Als Polizist tauge ich nicht viel. Eine Gaudi ist es aber allemal, als Cop die Gauner so lange zu rammen, bis sich deren Autos auflösen und sie den Rest des Rennens als Polizist Punkte sammeln müssen. In Rasen oder Explodieren gewinnt der Wagen hingegen ständig an Leistung, muss aber auch eine Mindestgeschwindigkeit halten, um keinen Schaden zu nehmen. Ich merke gerade, das schreibt sich so leicht – sorgt tatsächlich allerdings für ein erschreckend panisches „Wäh, mein Heck steht in Flammen!1“, während man mit brennendem Motor einen rettenden Checkpunkt herbeisehnt.
Dauerbrenner
Und dann ist da noch das, was mich am längsten bei der Stange hält: das Zeitfahren um die weltweite Rangliste. Erstens ist das die reinste und für mich schönste Form des Schnellfahrens und zweitens kann man dort den Ghost jeder Bestzeit herunterladen, um sich quasi Rad an Rad mit dem gewählten Konkurrenten zu messen. Schade, dass man Freunden nicht die eigenen Bestzeiten als Herausforderungen schicken kann. Abgesehen davon ist es aber ungemein motivierend, jede Runde mit vier Turbos zu beginnen, um die Ideallinie zu perfektionieren und irgendwann vielleicht ganz oben zu stehen.
Fazit
Ich sage das als riesiger Fan von Outrun 2 sowie des letzten großen Ridge Racers: Das hier sind die besten Drifts, die ich je in den Asphalt gebrannt habe! Ich hatte Hotshot Racing für unsere Vorschau am PC schon durchgespielt, habe das auf PS4 gleich noch mal getan und auch die Switch ist längst im Einsatz, obwohl präzises Lenken dort ein wenig fummeliger ist. Doch das Fahrgefühl ist auf allen Plattformen schlicht famos. Klar hat man die vier Turniere mit ihren drei Geschwindigkeitsklassen schnell gemeistert – mehr steckt in Sachen Karriere ja nicht drin. Allerdings hält mich das Freischalten von Lackierungen und kosmetischen Bauteilen genauso bei der Stange wie der Wettkampf in den weltweiten Ranglisten. Gesellige Fahrtmeister nehmen schließlich bis zu viert vor einem Bildschirm Platz oder treffen sich online bis zu Acht. Lasst euch vom ebenso wundervollen wie unscheinbaren Retro-Look nicht täuschen: Hotshot Racing ist ganz großer Rennsport!
Pro
- grandioses Fahrgefühl
- kontrolliertes Driften vom Einlenken bis zum Geradestellen
- Zeitfahren gegen frei wählbare Ghosts aus Online-Rangliste
- fordernde Rennen auf höchstem Schwierigkeitsgrad
- zahlreiche Fahrzeuge und Strecken
- fantasievolle Kulissen
- besonders im Multiplayer unterhaltsame Varianten Räuber und Gendarm sowie Rasen oder Explodieren
- sehr coole Cockpit-Sicht für alle Fahrzeuge
- Alter Egos und Kontrahenten verleihen Rennzirkus Persönlichkeit
- viele freispielbare Lackierungen und mehr
Kontra
- keine lange Karriere
- es fehlen besonders anspruchsvolle Herausforderungen wie Duelle o.ä.
- man kann Freunden keine Herausforderungen schicken
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.