Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) versucht nach wie vor, Diesel-PKW verbieten zu lassen - doch viele Städte machen nicht mehr mit. Zumindest Euro 5-Diesel kommen fast überall durch. Teure PKW-Nachrüstungen sind selten nötig.
Mit einem Diesel der Abgasnorm Euro 5 muss man in den allermeisten Städten und Regionen Deutschlands weiterhin keine Fahrverbote befürchten. Das zeigt eine Übersicht der Zeitschrift "Auto Straßenverkehr". "Trotz der Klagen der Deutschen Umwelthilfe können die Fahrer von Dieselautos noch weitgehend ungehindert in deutschen Städten unterwegs sein. Lediglich in Berlin, Hamburg, Darmstadt und Stuttgart existieren Einschränkungen", so die Zeitschrift in ihrer aktuellen Ausgabe.
Nur Stuttgart hat Verbotszone, Ausnahmen für Software-Updates
Es gibt noch mehrere laufende Verfahren, doch Richter stellen Fahrverbote immer öfter infrage. Oft werden drohende Fahrverbote durch Maßnahmen wie Tempo 30 oder Pförtnerampeln vermieden, die den Verkehr reduzieren sollen. Außerdem gibt es in den Verbots-Städten abgesehen von Stuttgart keine kompletten Zonen, sondern meistens nur streckenbezogene Fahrverbote, die sich zur Not auch umfahren lassen.
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Für die Verbotszone in Stuttgart gibt es zudem einige Ausnahmen. Für zwei Jahre sind zum Beispiel Fahrzeuge vom Fahrverbot befreit, die mit einem Software-Update sauberer wurden. Bedingung ist, dass es sich um ein vom KBA behördlich zugelassenes Software-Update handelt. Die Stadt teilt dazu mit: "Wird das Software-Update bei einem Fahrzeug durchgeführt, so erhält der Fahrzeughalter eine Bestätigung über die Teilnahme." Damit sind Sie in Sachen Fahrverbot dann aus dem Schneider. Dies gilt wie gesagt bislang nur für Stuttgart; falls andere Städte neue Euro 5-Verbote einführen, sollten sich Autofahrer aber darauf berufen und ebenfalls Ausnahmen von den Behörden verlangen.
Mit Software-Update haben viele freie Fahrt
Im Folgenden finden Sie die Liste der Fahrzeugtypen, die nach dem Stuttgarter Modell vom Fahrverbot befreit sind, weil das KBA die entsprechenden Updates freigegeben und überprüft hat. Erfasst sind nur die Euro 5-Modelle. Darunter sind sowohl Modelle mit verpflichtenden Updates aufgrund von Abgasmanipulation (z.B. Audi, VW) als auch freiwillige Updates, die Hersteller ihren Kunden anbieten. Andere Hersteller wie Mazda, Subaru oder Opel bieten neue Software derzeit nur für Euro 6-Diesel an.
Audi
- A4 2.0 TDI (Limousine und Avant) mit 88, 105, 110 oder 130 kW
- A4 Allroad Quattro mit 130 kW
- A5 Sportback 2.0 TDI mit 105 kW
- A6 Avant 2.0 TDI mit 130 kW und 3.0 TDI mit 180 kW
- Q5 2.0 TDI 130 kW
BMW
- 320 d mit 135 kW
- 520 d mit 135 kW
Mercedes
- A-Klasse, B-Klasse und GLA OM607 mit 66-80 kW, außerdem B180 CDI mit 80 kW
- C 220 CDI mit 125 kW
- E 350 CDI mit 170 kW
- GLK 220 CDI 4Matic mit 125 kW
Seat
- Alhambra 2.0 TDI mit 130 kW
- Ibiza 1.2 TDI mit 55 kW und 1.6 TDI mit 66 kW
Skoda
- Superb 2.0 TDI mit 103 kW
VW
- Polo 1.6 TDI mit 66 kW
- Golf / Golf Plus 2.0 TDI mit 103 kW und 1.6 TDI mit 66-77 kW
- Caddy 2.0 TDI mit 103 kW
- Passat 2.0 TDI mit 103 und 125 kW
- Touran 2.0 TDI mit 125 kW
- Tiguan 2.0 TDI mit 103 kW
- Crafter und Amarok mit 100-132 kW
- Touareg 3.0 TDI mit 180 kW
Nachrüst-Lobby fürchtet um Millionen-Geschäft
Hersteller von Nachrüst-Systemen fürchten als Folge der Entwicklung nun um ein Millionen-Geschäft mit der Angst von Autofahrern vor Fahrverboten. Die Firmen hoffen, zig tausenden Autofahrern sogenannte Hardware-Nachrüstysteme verkaufen zu können. Die Nachrüster Dr. Pley und Twintec-Baumot haben sich im "Aktionsbündnis Diesel-Nachrüstung" zusammengeschlossen und versuchen, Druck auf Politik und Medien auszuüben. Ihnen läuft allerdings die Zeit davon: Weil die Luft durch andere Maßnahmen sowie den natürlichen Austausch älterer Dieselfahrzeuge durch neue Diesel oder andere PKW besser wird und Richter immer öfter auf die nötige Verhältnismäßigkeit von Fahrverboten hinweisen, sinkt der Bedarf für die "Hardware-Lösung" quasi täglich.
Unabhängige Abgas-Experten sowie die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina halten die teure Hardware-Nachrüstung allenfalls bei Bussen und Nutzfahrzeugen für sinnvoll, lehnen sie aber für PKW ab, weil das kosten-Nutzen-Verhältnis von Software-Updates deutlich besser ist. Ein Gutachten des Kraftfahrt-Bundesamtes stützt diese Position. Wer dennoch nachrüsten möchte, bekommt von einigen Autoherstellern dafür zwar keine Garantien, aber immerhin finanzielle Unterstützung. Einen Faktencheck zum Thema finden sie hier .