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Trigema-Chef Wolfgang Grupp: "Wer in Mutterschutz geht, gibt seine Führungsposition ab"
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Textil - Trigema-Chef Grupp: Kinder müssen sich erst zum Chef hocharbeiten
dpa / Felix Kästle Der Inhaber von Trigema, Wolfgang Grupp, sagt, die Diskussion über einen Mindestlohn sei eine Schande für Unternehmer
  • FOCUS-online-Korrespondent

Wolfgang Grupp präsentiert sich in der TV-Werbung mit dem Schimpansen als standortbewusster Textilunternehmer. Im FOCUS-Online-Interview spricht der Trigema-Chef über Mindestlohn, Work-Life-Balance und die Hausfrauenschichten seines Unternehmens.

FOCUS Online: Herr Grupp, zahlen Sie in Ihrem Betrieb den Mindestlohn?

Wolfgang Grupp: Eine Diskussion über einen Mindestlohn ist im Prinzip eine Schande für uns Unternehmer! Es muss doch für uns in unserem Hochlohnland selbstverständlich sein, dass, wenn wir einen Mitarbeiter ganztags beschäftigen, er von seinem Lohn auch leben kann. Doch wenn es Unternehmer gibt, die sich vom Staat ihre Löhne mitfinanzieren lassen, dann brauchen wir endlich einen Mindestlohn! Bei Trigema werden Mitarbeiter in der niedrigsten Lohnstufe zurzeit mit 9,50 Euro eingestellt.

FOCUS Online: Beschweren sich Ihre Mitarbeiter eigentlich auch über mangelnde „Work-Life-Balance“?

Grupp: Bei uns haben die Mitarbeiter die Sicherheit und auch das Gefühl gebraucht zu werden; zudem sind sie wertgeschätzt. Deshalb sind sie gerne an ihrem Arbeitsplatz und haben also das Problem der Work-Life-Balance gar nicht.

FOCUS Online: Halten Sie solche Wünsche für eine Modeerscheinung?

Grupp: Wenn heute ab und zu von Homeoffice gesprochen wird, dann sind solche Fragen bei uns bisher nicht gestellt worden. Wir brauchen unsere Mitarbeiter vor Ort; das wissen sie und deshalb gab es nie eine Diskussion über Homeoffice . Früher, als ich in die Firma kam, gab es für junge Mütter noch Heimarbeit, weil diese Frauen ihre kleinen Kinder versorgen mussten. Dies hat sich bei uns aber automatisch erledigt, weil wir sogenannte Hausfrauenschichten eingerichtet haben. Das bedeutet, dass die Frauen zum Beispiel arbeiten können, wenn ihre Männer zu Hause sind und auf die Kinder aufpassen. Und wir haben Absprachen mit den örtlichen Kinderkrippen. Deren Öffnungszeiten sind an unsere Arbeitszeiten im Betrieb angepasst.

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FOCUS Online: Das klingt so als kämen Frauen in Führungspositionen für Sie nicht in Frage.

Grupp: In meiner Firma gibt es zur Zeit mehr weibliche Führungskräfte als männliche. Dies liegt daran, dass bei uns alle Führungskräfte aus ehemaligen Lehrlingen rekrutiert werden. Nicht selten sind die jungen Damen ehrgeiziger als die Männer und damit kommen sie natürlich schneller in eine Führungsaufgabe. Wenn sich eine Dame aber für die Familie entschieden hat und in Mutterschutz geht, gibt sie selbstverständlich die Führungsposition ab. Wenn sie nach dem Mutterschutz wiederkommt, erhält sie ebenso selbstverständlich entsprechend ihrer früheren Leistung eine ähnliche Position.

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FOCUS Online: Während die Mitarbeiter in anderen Unternehmen immer mehr Freiraum für Individualität fordern, scheinen die Mitarbeiter bei Trigema sehr geringe Ansprüche zu stellen. Woran liegt das?

Grupp: In großen Unternehmen herrscht nicht selten Anonymität vor. Damit wird automatisch der Mitarbeiter zum Egoisten erzogen! Bei uns gibt es die Trigema-Betriebsfamilie, in der sich die Mitarbeiter wohlfühlen und wir einander kennen. Ich brauche meine Mitarbeiter und diese brauchen mich ab und zu auch. Ich glaube, dass sich unsere Mitarbeiter auch freuen, morgens an ihren Arbeitsplatz zu kommen.

FOCUS Online: Was passiert, wenn ein Angestellter zu Ihnen kommt, unzufrieden ist und eine Gehaltserhöhung fordert?

Grupp: Wenn ein leitender Angestellter konstant Gehaltsforderungen stellen würde, dann wäre dies für mich ein Problem. Ich muss unsere leitenden Mitarbeiter entsprechend ihrer Leistung bezahlen. Ist ein Mitarbeiter auf Dauer damit nicht zufrieden, müsste er sich eine neue Position suchen. Solche Diskussionen kommen bei uns aber nicht vor.

FOCUS Online: Finden Sie eigentlich genügend gute neue Leute, die bei Ihnen arbeiten wollen?

Grupp: Bei uns stand die Ausbildung immer schon an erster Stelle. Wir bilden in allen Abteilungen aus und können somit auch Stärken und Schwächen der Mitarbeiter erkennen und sie anschließend in ihren Stärken einsetzen. Nachdem wir seit Jahrzehnten die Arbeitsplätze garantieren und auch niemand entlassen, haben wir viele Initiativbewerbungen. Zudem weiß der Auszubildende, dass er auch die Chance hat, bei entsprechender Leistung, später in eine Führungsposition kommen zu können.

FOCUS Online: Wie sieht für Sie ein perfekter junger Arbeitnehmer aus?

Grupp: Unsere Lehrlinge sind stets motiviert, ehrgeizig und haben auch Anstand. Dies muss ihnen von den Kollegen und selbstverständlich auch von mir im Unternehmen vorgelebt werden!

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