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5700 Patienten-Akten ausgewertet

New York ist Corona-Epizentrum: 94 Prozent der Patienten haben Vorerkrankungen
Dienstag, 28.04.2020 | 11:47
dpa/Michael Nagle/XinHua/dpa Ein medizinischer Mitarbeiter überführt den Leichnam eines Coronavirus-Opfers in New York.

Über einen Zeitraum von einem Monat haben sich US-Forscher die Patientenakten von 5700 Corona-Patienten im Raum New York genauer angesehen. Die Zahl derer, die mit Vorerkrankungen eingeliefert wurden, überraschte sie: Kaum einer war vorher gesund.

In New York verbreitete sich das Coronavirus rasant: Mehr als 280.000 Infizierte von insgesamt knapp einer Million in den USA zählt die Metropole (Stand 27.04.). Forscher des Feinstein Institutes for Medical Research in New York wollten wissen, wer von dem Virus besonders hart getroffen ist – über einen Zeitraum von einem Monat untersuchten die Wissenschaftler elektronischen Patientenakten 5700 Corona-Infizierter, die in Krankenhäusern im New Yorker Raum behandelt werden mussten.

Dabei fanden sie heraus: Nur sechs Prozent von ihnen litten nicht an einer Vorerkrankung, indes hatten 94 Prozent vor ihrer Infektion mit mindestens einer zu kämpfen. Die Ergebnisse der Forscher wurden nun in der medizinischen Fachzeitschrift „Journal of American Medical Association“ veröffentlicht.

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Über 60, vor allem männlich, vorerkrankt

Im Schnitt waren die 5700 untersuchten Corona-Fälle, die zwischen dem 1. März und 4. April in eines der Krankenhäuser in New York City, Long Island oder Westchester County eingeliefert wurden, 63 Jahre alt und überwiegend männlich (knapp 60 Prozent).

Zum Studienende am 4. April waren 2634 Patienten entweder wieder aus dem Krankenhaus entlassen worden oder verstorben, die anderen Patienten wurden weiter stationär behandelt, von den Forschern aber nicht mehr beobachtet. Von den 2634 Patienten überlebten insgesamt 553 die Infektion nicht, dabei waren nur neun der Toten jünger als 50.

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Künstliche Beatmung half nur wenigsten

Außerdem auffällig: Von 1151 Patienten, die künstlich beatmet werden mussten, wurden nur 38 entlassen, 282 starben dagegen und 831 waren auf eine weitere klinische Behandlung angewiesen. Dabei lagen die Sterberaten der künstlich beatmeten Patienten zwischen 18 und 65 bei 76 Prozent und bei den über 65-Jährigen bei 97 Prozent.

Noch mehr aber überraschte die Wissenschaftler die Zahl derer, die bereits vorerkrankt waren, wie die Studienautorin Karina Davidson gegenüber der „New York Times“ konstatierte. So litten 57 Prozent von ihnen an Bluthochdruck, 41 Prozent waren übergewichtig und 34 Prozent hatten Diabetes. Auch Herz- und Nierenkrankheiten sowie chronische Atemwegserkrankungen kamen vor, wenngleich seltener als die oben genannten.

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70 Prozent der Patienten hatte kein Fieber

Die Forscher berichten ferner, dass 17 Prozent der Patienten bei ihrer Einlieferung eine erhöhte Atemfrequenz von mehr als 24 Atemzügen pro Minute aufwies und 28 Prozent zusätzlichen Sauerstoff erhielten. Verblüffend fanden sie, dass 70 Prozent von ihnen kein Fieber hatte, eines der Symptome, das die meisten Menschen im Zusammenhang mit dem Coronavirus wohl am ehesten nennen würden.

Die Forscher weisen allerdings darauf hin, dass sie nur einen zeitlich begrenzten Zugang zu den Patientenakten hatten und demnach keine Aussagen darüber treffen können, wie es mit den Patienten weitergegangen sei. So könnte die Sterberate vor allem derer, die älter gewesen sind als 65 und an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden mussten, auch deutlich höher sein.

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maki