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Skandal bei Clan-Razzia

Kommissar-Anwärter beschimpfte seine Kollegen
Dienstag, 15.01.2019 | 10:34
dpa/Bernd Thissen Polizisten vor einer Shisha-Bar in Bochum.

Bei einer der größten Razzien gegen kriminelle arabische Großfamilien am vergangenen Wochenende im Ruhrgebiet weigerte ein 19-jähriger angehender Polizist bei einer Verkehrskontrolle auszuweisen, beschimpfte die Kollegen und wanderte vorübergehend in Gewahrsam. Ob der Deutsch-Tunesier über Kontakte zu Clanmitgliedern verfügt, müssen die weiteren Ermittlungen ergeben.

Im Zuge der groß angelegten Razzia gegen arabische Clans im Ruhrpott hat die Essener Polizei einen jungen Kollegen vorübergehend in Gewahrsam genommen. Der 19-jährige Kommissar-Anwärter saß in einem Wagen mit drei Bekannten und war während einer Verkehrskontrolle am frühen Morgen gegen zwei Uhr nach FOCUS-Online-Informationen aus Sicherheitskreisen ausgerastet.

Die Überprüfung durch die Kollegen bezeichnete der Deutsch-Tunesier den Ermittlungen zufolge als nicht rechtmäßig. Zudem gab er sich als Polizist zu erkennen. Ein Wort gab das andere, ehe die Kontrolleure den renitenten Kollegen aufforderten sich entsprechend auszuweisen. Der 19-Jährige zeigte den Beamten halb verdeckt einen Ausweis der Gewerkschaft der Polizei (GdP). Das reichte den Essener Ordnungshütern nicht. Folglich durchsuchten sie den angehenden Beamten, um seine Identität festzustellen. Dabei versuchte er sich offenbar mehrfach loszureißen.

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NRW-Chef der GdP verurteilte Verhalten des Kommissar-Anwärters

Im Abschluss an die Verkehrskontrolle wurde der Kommissar-Anwärter vorübergehend in Polizeigewahrsam genommen. Um 4.30 Uhr kam er wieder frei. Gegen ihn werde wegen Widerstands gegen Polizeibeamte ermittelt, sagte ein Essener Behördensprecher. Zudem wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Über die Identität seiner Bekannten in dem kontrollierten Fahrzeug wurde bisher nichts bekannt.

Der NRW-Chef der GdP, Michael Mertens, verurteilte das Verhalten des jungen Kollegen: „Wer bereits in der Ausbildung ein solches Verhalten an den Tag legt, hat bei der Polizei nichts zu suchen.“ Ein Polizeibeamter, der „bei einer Verkehrskontrolle nicht kooperiert und auch noch Widerstand gegen die Kollegen leistet, muss auch die Konsequenzen tragen“, resümiert der Polizeigewerkschafter. „Ein solches Verhalten geht gar nicht.“

Wolgang Beus, Sprecher des NRW-Innenministeriums, bestätigte den Vorfall gegenüber FOCUS Online. "Ein Bezug zur Clan-Kriminalität ist nach dem derzeitigen Stand der behördeninternen Ermittlungen nicht ersichtlich", so Beus. Das Ministerium nähme den Fall jedoch sehr ernst und lasse sich von den zuständingen Behörden fortlaufend berichten. "Trotzdem gilt auch in diesem Fall die Unschuldsvermutung", mahnte Beus an.

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