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Sonntag, 02.08.2020 | 11:50

Hält nichts von gendergerechte Sprache

Will sich Mund nicht verbieten lassen: Kretschmann wettert gegen "Sprachpolizisten"

„Lehrer*innen“, „Schüler*innen“, „Radfahrende“: Das sind Beispiele für gendergerechte Sprache. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann hält davon wenig. Den Trend zu sprachlicher und politischer Korrektheit beobachtet der Grünen-Politiker mit großer Skepsis. Er wolle sich den Mund nicht von «Sprachpolizisten» verbieten lassen.

„Natürlich müssen wir darauf achten, dass wir in unserer Sprache niemanden verletzen, und Sprache formt unser Denken ein Stück weit“, sagte Kretschmann der Deutschen Presse-Agentur. „Aber jeder soll noch so reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Von diesem ganzen überspannten Sprachgehabe halte ich nichts.“

Unbeugsam zeigt sich Kretschmann im Umgang mit historischen Vorbildern. An seiner Lieblingsphilosophin hält er fest, obwohl sie unter Rassismusverdacht geraten ist. „Hannah Arendt war das nackte Gegenteil einer Rassistin“, betonte er. „Die Verschiedenheit von Menschen ist sozusagen das Grundlagenprogramm ihrer politischen Philosophie. Ob sie da jetzt irgendwelche Vorurteile hatte, die man zu ihrer Zeit über Afrikaner hatte, ist eine ganz andere Frage.“

Kretschmann: "Können die Geschichte nicht rückwärts bereinigen"

Nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz im Mai in den USA hat die Rassismusdebatte auch das Werk von Hannah Arendt erfasst. Denn die Publizistin behauptete, dass Afroamerikaner selbst mitschuldig seien am Rassismus.

Kretschmann warnte zudem vor einem Sturm gegen Denkmäler: „Ich bin ein ganz strikter Gegner von diesem Jakobinismus. Wir können die Geschichte nicht rückwärts bereinigen.“ Selbst der große Philosoph Immanuel Kant sei zum Beispiel in seinem Frauenbild zu sehr ein Kind seiner Zeit gewesen. „Das sollten wir diesen großen Geistern nicht zum Vorwurf machen. Das finde ich unsinnig und arrogant. Wir wissen seit der Französischen Revolution, wohin der Tugendterror führt - zu nichts Gutem.“

 

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