Straßenhunde in Ungarn, Rumänien, Spanien

Gejagt, gequält, abgeschlachtet - So leiden herrenlose Tiere in Europa
Mittwoch, 27.08.2014 | 13:57
Tiere - Rumäniens Verfassungsgericht erlaubt Tötung von Straßenhunden
dpa / ETN Allein in Bukarest sollen etwa 65 000 Straßenhunde leben
  • FOCUS-online-Redakteurin

Streunende Hunde gibt es in Deutschland kaum. In anderen europäischen Ländern sind die herrenlosen Tiere jedoch ein großes Problem. Dort werden sie eingefangen, fristen ihr Leben elend in Heimen oder werden bestialisch getötet.

Sie liegen tot in Müllsäcken, haben offene Wunden oder sitzen in ihrem eigenen Kot – ein Video der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ zeigt Hunde, die in unsäglichen Bedingungen in rumänischen Tierheimen leben. Der gemeinnützige Verein hatte zwischen März und Mai 2014 43 der derzeit 81 registrierten staatlichen Tierheime besucht. Das Ergebnis: „Keines von ihnen entsprach dem Gesetz“.

Vor allem hygienische Mängel konnten die Tierschützer aufdecken: Futter habe mit Müll, Urin und Exkrementen gemischt auf dem Boden der Hundezwinger gelegen, schreibt die Organisation auf ihren Internetseiten. Häufig sei auch Abwasser durch die Zwinger geronnen. In fast der Hälfte der besuchten Tierheime seien die Zwinger überfüllt gewesen. Hündinnen und ihre Welpen hätten mit anderen Hunden zusammengelebt. In drei Heimen hätten sogar tote Hunde zwischen noch lebenden Tieren gelegen. Zudem habe die Organisation blutende und kranke Hunde beobachtet.

Doch nicht nur solche Lebensbedingungen warten auf Streuner in Rumänien. Zeitweise durften Hundefänger die herrenlosen Tiere dort sogar legal töten. „Von 2001 bis 2008 wurde ihre Population vermutlich um etwa die Hälfte reduziert“, sagt Gabriel Paun von „Vier Pfoten“. Seit kurzem ist das Töten nicht mehr erlaubt. Trotzdem findet es laut „Vier Pfoten“ weiterhin illegal statt.  

Tierheime statt Tötungsstationen

Rumänien ist kein Einzelfall. In vielen Ländern Süd- und Osteuropas werden streunende Hunde eingesammelt und in überfüllte Tierheime gesteckt oder gar getötet. Auch in Ungarn gibt es sogar Tötungsstationen, sogenannte Abdeckereien. Lange Zeit wusste Tierschützerin Erika Seitz nicht, dass solche Einrichtungen in ihrem Heimatland existieren. Die Grundschullehrerein stammt aus der kleinen ungarischen Stadt Szabadszallas und lebt mittlerweile in Deutschland.

„Jede Gemeinde in Ungarn hat die Aufgabe, Streuner wegen Seuchenbekämpfung von der Straße einzufangen“, sagt Seitz. Das übernehmen die Abdeckereien. Danach werden sie dort zwei Wochen lang in Quarantäne gehalten. „Sofern es parallel zur Tötungsstation noch ein Tierheim gibt, werden die Hunde ganz oder teilweise an das Tierheim übergeben, je nach Kapazität“, sagt Seitz. Gäbe es keine Alternative wie diese, würden die Tiere mehr oder minder brutal ermordet. „Getötet wird, meist ohne Narkose, weil sie extra kosten würde, mit T61 (einem Arzneimittel mit dem Tiere eingeschläfert werden) das zu Atemlähmung und schrecklichen Krämpfen bis zum Töd führt“, sagt Seitz. Teilweise würden die Tiere auch erschossen.

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Wer dem "Gegen Tierelend in Ungarn e. V." dabei helfen möchte, eine dringend benötigte Auffangstation zu bauen, kann das auf den Internetseite des Vereins tun.

Besitzer übernehmen zu wenig Verantwortung für ihre Hunde

Die Situation ist schwierig: Während es in Deutschland kaum herrenlose Hunde gibt, leben die Tiere in Ländern wie Ungarn oder Rumänien in Massen auf der Straße – und bedrohen dort zum Teil Menschen. Im letzten Jahr hat ein Rudel streunender Hunde einen Vierjährigen in Rumänien angegriffen und getötet. Auf Rumäniens Straßen leben Tausende streunender Hunde. Sie formieren sich zu Rudeln, die ihre Reviere aggressiv verteidigen. Allein in Bukarest sollen es Schätzungen zufolge über 60 000 sein. Immer wieder greifen sie Menschen an. Und die Opferzahlen steigen: Im Jahr 2007 wurden 10 500 Fälle von Hundebissen registriert, 2012 waren es schon 16 192.

Die große Zahl der Straßenhunde erklärt Gabriel Paun von „Vier Pfoten“ am Beispiel Rumänien: Ein großes Problem liegt seiner Meinung nach bei den Hundebesitzern selbst. In Rumänen haben etwa 50 Prozent der Bevölkerung mindestens einen Hund. Die Besitzer übernähmen aber zu wenig Verantwortung für ihre Vierbeiner. So hätten die meisten Hunde keinen Mikrochip und seien auch nicht kastriert. Trotzdem dürfen sie auf der Straße alleine herumlaufen - und vermehren sich dort.

Rührende Pflege - Kätzchen tröstet kranken Hundewelpen

 

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