Es ist eine umstrittene Immobilie, und es sieht ganz danach aus, als ob das so bleiben würde: Ein Teil des so genannten Herold-Haus im Haingebiet steht vor einer möglichen Umwandlung zu einer Moschee für bis zu 200 Personen. Diese Entwicklung hat der Eigentümer des ehemaligen Büro-Gebäudes, die EM Müller Immobilien GmbH, auf Anfrage bestätigt. Laut Horst-Peter Müller liegt seit kurzem ein Bauantrag bei der Stadt vor, um die erforderliche Nutzungsänderung genehmigen zu lassen.

Müller will mit der Nutzung als islamisches Kulturzentrum den Schaden mindern, der durch den Leerstand der Immobilie aus seiner Sicht bereits auf 420 000 Euro angewachsen ist. Die Schuld dafür weist er der Stadt zu. Diese hatte Ende 2016 für das Gebiet in der Ottostraße eine Veränderungssperre verhängt, um die von Müller geplante Nutzung des Hauses für ein Hotel und so genannte Stadtappartements zu verhindern - die "Vernichtung von Wohnraum", wie es hieß.

Doch Müller will sich das Nein aus dem Rathaus nicht gefallen lassen: Das Herold-Haus und seine Nutzung sind mittlerweile Gegenstand mehrerer Klagen und dürften die Justiz noch auf Jahre hinaus beschäftigen. Glaubt man Müller, drohen der Stadt Schadensersatzzahlungen in sechsstelliger Höhe.
Solange der Streit schwelt, könnte der großzügig verglaste Bürobau wertvolle Dienste als Gebets- und Versammlungsraum der arabisch-muslimischen Gemeinde leisten. Hassan Mamo, der 30-jährige syrische Vorsitzende des arabischen Kulturvereins, würde das begrüßen. Für die aus vielen Ländern stammende Gruppe arabisch sprechender muslimischer Gläubiger sucht er seit geraumer Zeit nach Räumen, die sich der Verein leisten kann und die möglichst schnell zur Verfügung stehen. Es gebe neben der Otto- auch Angebote in der Juden- und in der Pödeldorfer Straße. Eine Moschee bedeute kein Minarett, sagt er zu Befürchtungen aus der Bevölkerung: "Wir brauchen einfach mehr Platz für unser Freitagsgebet, und um den Ramadan feiern zu können."


"Akzeptieren statt ausgrenzen"

Stadträtin Christiane Laaser betreut seit Jahren ehrenamtlich unter anderen arabische Flüchtlinge. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass eine Moschee wichtig ist. "Die Muslime müssen das Gefühl haben, dass man sie nicht ausgrenzt, sondern akzeptiert. Die Alternative wären Hinterhofmoscheen." Sie weiß: Die Zahl der arabischen Muslime, die in Bamberg leben, darunter knapp 1000 Syrer, hat sich in den vergangenen Jahren vervielfacht und steigt wegen Familiennachzügen und einer hohen Geburtenrate weiter kräftig an. Das hat zur Folge, dass die Gebetsräume, die die arabische Gemeinde derzeit in der Gönnerstraße nutzt, aus allen Nähten platzen.

Doch wie realistisch ist die Umwandlung der Büros im Herold-Haus in eine Moschee und wann könnte sie kommen? Claus Reinhardt vom Baureferat räumt ein, dass Anlagen zu kirchlichen Zwecken nach der Baunutzungsverordnung in allgemeinen Wohngebieten erlaubt sind. Doch könne man daraus keinen Automatismus ableiten: "Wichtig sind, dass solche Einrichtungen gebietsverträglich sind und ihr Betrieb Rücksicht nimmt", zumal eine Moschee überörtlichen Charakter habe. "Daraus kann im Einzelfall eine Unzulässigkeit resultieren", sagt Reinhardt.


Druck auf die Stadt?

Der Moschee-Antrag lässt auch die Stadtspitze nicht kalt. Von einer Retourkutsche, "um die Stadt zu ärgern, spricht CSU-Fraktionschef Helmut Müller. Auch OB Andreas Starke (SPD) fürchtet, dass die Reaktionen in der Bevölkerung dazu führen könnten, die ursprünglich abgelehnten Nutzungen, Hotel und Appartements, in einem positiveren Licht zu betrachten: "Es ist schade, wenn ein so ernstes Anliegen wie die Errichtung einer Moschee dazu benutzt wird, um Druck auszuüben." Das ursprüngliche Projekt Müllers nennt Starke ein "monströses Vorhaben".

Doch ist das wirklich so? Daniela Reinfelder (BuB) war die einzige Stadträtin, die Ende 2016 gegen die Veränderungssperre gestimmt hatte. Auch heute noch vertritt sie die Meinung, dass es falsch war, wie die Stadt den Investor beraten und gewissermaßen in eine Sackgasse hat laufen lassen. Die Stadtappartements sind für sie nur eine andere und "sehr gesuchte Wohnform " für Mitarbeiter von Firmen, die für eine gewisse Zeit in Bamberg bleiben, aber nicht in Hotels wohnen wollen. Auch gegen eine Moschee hat Reinfelder nichts, sollte sie sich als zulässig erweisen: "Wir haben in Deutschland Religionsfreiheit."