Ed von Schleck, Tschisi, Bum BumZehn Eissorten von früher: So schmeckt unsere Kindheit

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Herrlich retro: Frisur wie Eis.

Herrlich retro: Frisur wie Eis.

Damit Ihnen der Rückblick doppelt Spaß macht, unterlegen Sie ihn hier mit der inoffiziellen Hymne der 90er-Jahre:

Einfach "Play" drücken und zurückversetzen lassen!

1. Vanille-Käse am Stiel: Tschisi

Wer auf die Idee gekommen ist, ein Eis zu kreieren, das aussieht wie ein Stück Emmentaler – der dürfte von seinem Umfeld wohl für verrückt erklärt worden sein. Doch er lag genau richtig, denn über die Jahre erlangte das Tschisi Kultstatus. Es war ein Eis, daran erinnere ich mich, das unter meinen Freundinnen so polarisierte, wie es heute Xavier Naidoo oder Birkenstock-Sandalen tun: Die einen liebten das Tschisi, die anderen verabscheuten es. Doch alle hatten eine Meinung dazu. (Silvia Perdoni)

Gibt es das noch? In Deutschland leider nicht.

2. Rote Zunge vom Zuckerüberzug: Bum Bum

In den Achtzigerjahren habe ich mir die Nase am Eisregal im Intershop Friedrichstraße platt gedrückt. Das Objekt der Begierde: Cornetto & Co. Unerreichbar, da mir als Schülerin die Devisen fehlten. Endlich fiel die Mauer und meine Klassenkameraden und ich stürzten uns auf alle Stieleissorten, die es gab. Mein Lieblingseis im Sommer 1990 war das Bum Bum. Ich erinnere mich noch an die rote Zunge vom Zuckerüberzug und den wahnsinnig harten Kaugummi im blau ummantelten Stiel! (Ida Luise Krenzlin)

Gibt es das noch? Jaaaaaaaa!

3. Scharfkantige Liebe: Wassereis in Plastikhülle

Den Sommer verbrachte man im Freibad. Stundenlang. Tagsüber trank man Cola und aß Pommes. Auf dem Nachhauseweg fuhren wir immer am Kiosk vorbei. Er lag gegenüber einer Minigolf-Anlage. Dort kauften wir uns Wassereis, das nur in einer durchsichtigen Plastikfolie verpackt war, für zehn Pfennig das Stück. Am liebsten aßen wir Waldmeister. Mit den Zähnen riss man eine Ecke des Plastiks ab, damit man das süß-grüne Eis lutschen konnte. In der Hand schmolz das Eis, so dass man am Ende nur noch eine grüne Flüssigkeit herausdrücken konnte. Das scharfkantige Plastik riss uns den Mundwinkel ein. Wir liebten das Eis trotzdem. (Melanie Reinsch)

Gibt es das noch? Im gut sortierten Supermarkt - und zur Not macht man es einfach selbst.

4. Die Qual der Wahl: Twinni

Mich zu entscheiden, fällt mir generell nicht leicht. Bei Eis schon gar nicht. Am liebsten würde ich alle Sorten probieren. Ich bin ein ziemlicher Eisjunkie. Und ich liebe Wassereis. In jeglicher Form und Geschmacksrichtung. Darum mochte ich auch immer Twinni. Das grün-orange Eis (Birne und Orange) kommt mit Schokoüberzug und zwei (!) Holzstielen daher. Prima zum Teilen – eigentlich. Denn das Trennen der Stiele war nicht einfach – und teilen wollte ich das Eis sowieso nie. (Corinne Plaga)

Gibt es das noch? In Deutschland nicht, aber in Österreich können wohl noch Exemplare ergattert werden.

5. Schweinkram zum Schrauben: Ed von Schleck

Wer das Ed von Schleck essen konnte, ohne sich dabei komplett einzusauen, der machte irgendetwas falsch. Das Eis, das mit einem Stäbchen aus einem Plastikbecher herausgedrückt wurde, schmeckte an besten, wenn man es anschließend über Gesicht, T-Shirt, Haare und andere Kinder verteilt hatte. Zu groß war die Versuchung, das Eis höher höher herauszuschrauben, als es musste - nur um es dann mit Mund und Händen begradigen zu müssen. Meine Eltern schlugen regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, wenn ich Ed von Schleck bestellte - ein Grund für ein Mädchen, das Eis umso mehr zu lieben. (Silvia Perdoni)

Gibt es das noch? Ja und nein. Heute gibt Langnese den Klassiker unter dem Namen "Push Up mit Haribo" heraus, Kenner bemängeln aber den anderen Geschmack.

6. Prickeln zum Löffeln: Blizz

Es war jeden Dienstag. Oder vielleicht auch jeden Mittwoch. Etwa 15 zehnjährige Mädchen trafen sich im Sportclub um die Ecke zum Training ihrer Hockeymannschaft, ich war eines davon. Im Sommer war das beste an der Trainingseinheit das Bad im Tümpel neben der Sportanlage, bei dem unsere Mütter nur kopfschüttelnd am Rand standen und aufpassten, dass niemand in Entengrütze ertrank. Danach ging es ins Clubhaus – zu Gatorade und Blizz. Jeden Dienstag. Oder eben Mittwoch. (Silvia Perdoni)

Gibt es das noch? Leider nicht.

7. Rothaut mit Karamell-Geschmack: Brauner Bär

Vor unserem kleinen Tante-Emma-Laden standen die Bonanza-Fahrräder und Kettcars, drinnen zählten kleine, klebrige Fingerhände das Taschengeld. Glücklich, wer genug davon hatte und sich ein Eis leisten konnte. Vor allem die Jungs kauften sich "Brauner Bär", weil es immer nach Abenteuer schmeckte. Nach Winnetou und Old Shatterhand, den großen starken Männern, die sie auch alle mal werden wollten. (Antje Trölsch)

Gibt es das noch? Aktuell nicht, aber eifrige Facebook-Initiativen arbeiten schon an der Wiederauferstehung.

8. Das mit dem witzigen Namen: Flutschfinger

Als Kind der 90er verbrachte ich ganze Sommer lang im Freibad. Das war toll, auch kulinarisch. Pommes, Burger und später, wenn das Taschengeld zur Neige ging – Flutschfinger. Was braucht man mehr zum Heranwachsen? Wie viel genau der Flutschfinger kostete, weiß ich nicht mehr. Vielleicht 40 Pfennig , vielleicht 60? Auf jeden Fall war es das günstigste Eis am Kiosk – und das beste. Wer braucht schon so ein cremiges Magnum oder irgendeine Eis-Kaugummi-Variation? Flutschfinger war abkühlend, frisch, süß – und ein schöner Teil meiner Kindheit. (Thomas Kutschbach)

Gibt es das noch? Zur Freude alle Pubertierenden, die darüber Wortwitze machen: Ja.

9. Süße, klebrige Soße: Calippo Cola

Calippo Cola war das Eis meiner Jugend, das heißt der 1990er Jahre. Das Beste daran war aber nicht das Eis selber – nein! Es ging um die klebrig, zähflüssige Soße, die sich unten im Pappgefäß ansammelte. Manchmal ließ ich das Eis sogar absichtlich ein bisschen schmelzen. Ein immer wiederkehrender Albtraum dabei: Oft hatte die Verpackung ein kleines Loch und das kostbare Cola-Gebräu verteilte sich auf Händen und T-Shirt. (Tycho Schildbach)

Gibt es das noch? Natürlich, ein echter Evergreen.

10. Luftschlösser aus Schokolade: Sky

Eis oder Schokoriegel? So stand ich oft im Kiosk vor den Regalen und Truhen und konnte mich nicht entscheiden. Ich hatte meist nur eine Mark von meiner Mutter mitbekommen, das reichte kaum für beides. Wie praktisch war es da, dass es das Sky gab, das war nämlich beides in einem. Und wenn die Luftbläschen aus Schokolade im Mund zerknackten, wusste ich jedes Mal, dass ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. (Silvia Perdoni)

Gibt es das noch? Leider nicht.

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