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Der Ehre halber Geschnetzeltes vom Fürsten

Es gibt ungefähr 500 Gerichte, bei deren Namensgebung berühmte Persönlichkeiten Pate standen. Wie es dazu kam, ist ganz unterschiedlich: Der eine hat's erfunden, manches war Zufall, anderes der Ehre wegen. Mitunter gaben die Berühmtheiten ihren Namen auch ziemlich unfreiwillig her: So gab Schillers Haarpracht der "Schillerlocke" ihren Namen. Gefragt hat wohl keiner...

Manche Bezeichnung hat auch kaum etwas mit dem Namensgeber zu tun - zum Beispiel "Austern à la Rockefeller". Diese Austern sind sehr teuer, da sie sehr aufwändig zubereitet werden - und wer sie bestellte, bewies lediglich "teuren" Geschmack.

Der Brauch, Speisen und Getränke nach wichtigen Persönlichkeiten zu benennen, ist ziemlich alt. Erste schriftliche Hinweise darauf finden sich bereits in einem Kochbuch aus dem Jahre 1370. Allgemein wird aber angenommen, dass die Sitte, dieser Art Persönlichkeiten zu ehren oder ihnen zu schmeicheln, viel älter ist.

Eine der bekanntesten Speisen mit einem sehr bekannten Namen dürfte das "Boeuf Stroganoff" sein. Die Stroganows waren eine weit verzweigte Dynastie und lange Zeit eine der reichsten im alten Russland. Ihren Reichtum hatten sie wohl vor allem dem Handel mit sibirischen Pelzen zu verdanken. Im Laufe der Jahrhunderte waren immer wieder Stroganows Vertraute und Berater der verschiedenen Zaren. Und nicht zuletzt Geldgeber: Besonders Peter der Große hat dieser Dynastie viel zu verdanken. Die Stroganows zahlten das Lösegeld, als der Zar gefangen gehalten wurde.

Um das berühmte russische Rindfleischgericht ranken sich etliche Legenden. Die wahrscheinlichste ist, dass es nach Alexander Graf Stroganow (1795 - 1891) benannt worden ist. Der Graf war Bürgermeister von Odessa und sehr sozial eingestellt. In seinem Haus wurde jeder kostenlos bewirtet, der einigermaßen ordentlich gekleidet war. Seine Köche ersannen dafür dieses Gericht - es lässt sich gut vorbereiten, aufbewahren und portionsweise servieren.

Eine andere Variante: Friedrich Hollaender beschrieb das Gericht in einem Liedtext folgendermaßen: Großfürst Stroganow kam dahinter, dass seine Angetraute einen Liebhaber hatte. Seine Wut ließ Stroganow statt an seinem Nebenbuhler an einem unschuldigen Stück Rindfleisch aus - er zerhackte es förmlich: "So wurde Glanzstück von Souper, wurde greeeßtes Frikassee, wurde Stroganoff-Filet geboooren!", dichtete und komponierte Hollaender in der Revue "Es ist angerichtet".

Variante Nr. 3: Stroganows Koch plagte sich in Sibirien mit festgefrorenem Fleisch herum. Er konnte es nur in ganz dünnen Scheibchen abschneiden. Das Gericht wurde dann so gut, dass die Herrschaften es von nun an immer öfter haben wollten.

"Boeuf Stroganoff" wird übrigens immer aus Rindfleisch, nie aus Schwein, Lamm oder Geflügel zubereitet!

Zutaten

1 kg Rinderfilet
100 g Butter
1 sehr große Zwiebel
150 g Tomatenmark (Hände weg von Ketchup!)
150g Schmand
200 ml Fleischbrühe
1 TL Mehlschwitze (Etwas Butter od. Öl erhitzen und etwas Mehl unter Rühren darin goldgelb werden lassen) oder zur Not auch fertige Mehlschwitze
Mehl, Salz, frisch gemahlener Pfeffer

evtl: 200 g Champignons in feinen Scheiben und /oder 3 Salzgurken (keine Gewürzgurken!) in feinen Scheiben

Zubereitung

Das Filet quer zur Faser in etwa 1 - 1,5 cm dicke Scheiben schneiden. Die Scheiben leicht klopfen und in etwa 4 cm lange dünne Scheibchen schneiden. Mit Salz und Pfeffer würzen und in Mehl wenden.

Etwa 20 Minuten vor dem Servieren die Zwiebel in feine Ringe schneiden, in einer recht großen Pfanne in der Butter glasig braten. Das Fleisch zufügen (die Stückchen sollten am besten nebeneinander Platz haben, nicht übereinander) und bei sehr starker Hitze rasch rundherum braun braten. Fleisch und Zwiebeln aus der Pfanne nehmen und warm stellen.

Tomatenmark in dem Bratenfett kurz anrösten, mit Brühe und dem Sauerrahm ablöschen. Gut durchrühren und mit der Mehlschwitze binden. (Wer das Gericht mit Champignons "mitteleuropäisieren" will, muss jetzt die Pilze hinzugeben.) 5 bis 10 Minuten köcheln lassen, mit Salz und Pfeffer abschmecken, Fleisch und Zwiebeln hinein geben und noch einige Minuten in der Soße ziehen lassen. Wer's pikanter liebt, gibt mit dem Fleisch und den Zwiebeln die Salzgurken-Scheibchen mit hinein und lässt alles gut durchziehen.

Mir persönlich schmeckt die Variante mit den Salzgurken - aber ohne Pilze - am besten. Salzgurken sind übrigens sehr typisch für die russische Küche. Die Russen mögen das Gericht am liebsten mit Bratkartoffeln oder Brot. Manchmal werden auch Kartoffelwürfel in Butter sautiert (kurz in Butter braten, durch Schwenken der Pfanne wenden) und mit in die Filetmischung gegeben. Mir schmecken aber auch sehr gut Spätzle dazu.

Viel Spaß mit dem Fürsten wünscht Ihnen Heidi Driesner

Quelle: ntv.de

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