Panorama

"Bald zu viel für Impfzentren" Stiko-Chef sieht Ende der Impfstoffknappheit

Auch Hausärzte werden wohl bald ins Impfgeschehen einsteigen.

Auch Hausärzte werden wohl bald ins Impfgeschehen einsteigen.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Noch sucht Deutschland nicht den Impfpass, sondern wartet vor allem auf den Impfstoff. Stiko-Chef Mertens geht jedoch davon aus, dass sich das in den nächsten Wochen ändern wird. Dann soll der Impfstoffmangel Geschichte sein.

Der Chef der Ständigen Impfkommission, Thomas Mertens, erwartet schon bald ein deutlich höheres Impftempo in Deutschland. Er verstehe den Frust der Menschen über das Impfmanagement, sagte Mertens der "Augsburger Allgemeinen". "Kern des Problems ist aber fraglos der bisher mangelnde Impfstoff. Ich gehe jedoch davon aus, dass im zweiten und dritten Quartal so viel zur Verfügung stehen wird, dass ihn die Zentren nicht mehr verimpfen können", sagte der Vorsitzende der am Robert Koch-Institut angesiedelten Expertengruppe.

Kritik, dass Hausärzte nicht eher bei den Impfungen eingesetzt würden, wies er zurück. Es habe gute Argumente gegeben, die Praxen erst einzubeziehen, wenn genug Impfstoff ausgeliefert werde. Neben der ausreichenden Kühlung der Impfdosen müsse auch die korrekte Impfreihenfolge sichergestellt werden, gab Mertens zu bedenken. "Mancher könnte sich dabei gegenüber "seinen Patienten" schwertun."

Der Stiko-Chef verteidigte zudem die zunächst eingeschränkte Empfehlung des Impfstoffs von Astrazeneca. Die Aussagen zur geringeren Wirksamkeit und die altersmäßige Einschränkung "basierten auf den Daten, die uns seinerzeit vorlagen". Die Empfehlung sei angepasst worden, nachdem Daten aus den britischen Anwendungsstudien vorlagen, die auch eine höhere Wirksamkeit belegen.

Privilegien sind kompliziert

Mertens forderte den Aufbau einer "Infrastruktur für ein sinnvolles Testverfahren". Wichtig sei dabei vor allem, dass die "gewonnenen Daten komplett erfasst werden und in eine epidemiologische Gesamtbewertung einfließen können".

Lockerungen für Geimpfte etwa mittels ihres Impfpasses sind aus Mertens' Sicht nur schwer zu verhindern, auch wenn sich die Impfkommission, Politik und Ethikrat gegen eine Impfpflicht ausgesprochen hätten. Ärzte müssten sowieso jede Impfung dokumentieren. "Bei Dingen, die einer freien Vertragsgestaltung unterliegen, vom Konzertbesuch bis zu einer Reise, wäre der Staat schlecht beraten, wenn er sich einmischen würde", sagte Mertens. Er nannte aber einen entscheidenden Unterschied: "Elementare Dinge des Alltags müssen auch ohne Impfschutz möglich sein, die ÖPNV-Nutzung oder der Aufenthalt in einem Krankenhaus."

Quelle: ntv.de, sba/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen