Politik

Rücktritt begrüßt Erdogan telefoniert mit Özil

Die Debatte um Ex-Nationalspieler Özil bekommt neue Nahrung. Zwei Tage nach der dreiteiligen Erklärung des Fußballers meldet sich nochmals der türkische Präsident Erdogan. Und zwar persönlich bei Özil - mit einem Glückwunsch.

Mit diesem Foto fing die Debatte an. Mit dem Erdogan-Anruf könnte sie noch einmal hochkochen.

Mit diesem Foto fing die Debatte an. Mit dem Erdogan-Anruf könnte sie noch einmal hochkochen.

(Foto: dpa)

Der Rücktritt Mesut Özils aus der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schlägt weitere Wellen. Nun hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan den Spieler angerufen und dabei dessen Rücktritt begrüßt. Das sagte er nach einer Kabinettssitzung in Ankara. "Einen jungen Mann, der alles für die deutsche Nationalmannschaft gegeben hat, wegen seines religiösen Glaubens so rassistisch zu behandeln, ist inakzeptabel", sagte Erdogan zu Journalisten im türkischen Parlament. Er habe mit Özil Montagnacht gesprochen. Das Vorgehen des Spielers verdiene jede Art von Bewunderung. Die Kritiker des Fußballers könnten das gemeinsame Foto Özils mit ihm nicht verdauen.

Ein Foto mit dem Politiker hatte Özil viel Kritik eingebracht, die letztlich zu seinem Ausscheiden aus der DFB-Elf führte. In einem Statement hatte Özil gesagt, das Foto habe eher dem Amt des Präsidenten des Landes seiner Eltern gegolten als der Person Erdogans und seinen umstrittenen Maßnahmen in der Türkei.

Erdogan befand sich zu dem Zeitpunkt im Wahlkampf und dürfte das Foto auch zu diesem Zweck verbreitet haben. Die Debatte konzentrierte sich wohl auch deswegen auf den deutsch-türkischen Spieler, weil er sich bis Montag geweigert hatte, sich zu den Vorwürfen zu äußern. Auch ein eilig anberaumtes Treffen mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor der Fußball-WM in Russland hatte die Lage nicht zu beruhigen vermocht. Kritik am Nationalspieler Ilkay Gündogan flaute ab, nachdem dieser sich öffentlich zum deutschen Team bekannt hatte - obwohl dieser sogar beim selben Fototermin "für meinen Präsidenten" auf ein Trikot für Erdogan geschrieben hatte.

Özil greift Grindel an

Nach der für den DFB erfolglosen WM stand Özil dann erneut in der Kritik. DFB-Direktor Oliver Bierhoff und Präsident Reinhard Grindel hatten den Spieler öffentlich infrage gestellt. In seiner Erklärung zum Rücktritt griff Özil vor allem Letzteren an und unterstellte ihm und Teilen der deutschen Medienlandschaft rassistische Motive.

Schon nach seinem Rücktritt hatten sich türkische Politiker zu Wort gemeldet. "Wir unterstützen von ganzem Herzen die ehrenhafte Haltung, die unser Bruder Mesut Özil gezeigt hat", twitterte etwa Sportminister Mehmet Kaspoglu. Erdogans Sprecher hatte mitgeteilt: "Ein herausragender Fußballer hat eine völlig überzeugende Begründung für sein Treffen mit Präsident Erdogan geliefert."

Die heftige Debatte um das Foto Özils mit Erdogan ist schon der zweite Fall in diesem Jahr, in dem der türkische Präsident und ein Deutschtürke die Hauptrollen spielen. Im vergangenen Jahr war der "Welt"-Journalist Deniz Yücel verhaftet und beschuldigt worden, ein Terrorist zu sein. Im Februar wurde er dann freigelassen. Dass Özil es versäumt hatte, solche willkürlichen Verhaftungen zu kritisieren, brachte ihm einhellige Kritik in Deutschland ein - auch von Kommentatoren, die seine Rücktrittserklärung in weiten Teilen nachvollziehen konnten.

Quelle: ntv.de, vpe/rts/AFP

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