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Zäher Kampf gegen Corona Warum Menschen sich nicht impfen lassen

Die sinkende Impfbereitschaft könnte angesichts der Verbreitung der Delta-Variante zum Problem werden.

Die sinkende Impfbereitschaft könnte angesichts der Verbreitung der Delta-Variante zum Problem werden.

(Foto: imago images/Gottfried Czepluch)

Immer mehr Menschen in Deutschland sind geimpft - doch unter jenen, die noch keinen Piks erhalten haben, steigt der Anteil der Impfunwilligen weiter an. Doch was sind die Gründe für die Ablehnung? Eine Befragung des Cosmo-Projekts liefert Hinweise.

Mittlerweile ist mehr als jeder Dritte (38,9 Prozent) in Deutschland vollständig geimpft. Deutlich mehr als die Hälfte (56,5 Prozent) haben bereits mindestens eine Impfdosis erhalten. Doch das Impftempo kommt zuletzt ins Stocken - die Zahl der täglich verabreichten Impfdosen sank zuletzt zurück auf das Niveau von Ende Mai. Gleichzeitig betonte das Robert-Koch-Institut (RKI) in einem aktuellen Papier, dass zwischen 85 und 90 Prozent der Bevölkerung ab 12 Jahren geimpft sein müssen, um eine vierte Welle zu verhindern.

Damit könnte es jedoch schwierig werden: Denn laut einer aktuellen Befragung des Cosmo-Projekts der Universität Erfurt, dem RKI und weiteren Forschungseinrichtungen, geht die Impfbereitschaft unter den Ungeimpften weiter zurück. Nur noch 41 Prozent von ihnen wollen sich impfen lassen - weniger als vor zwei Wochen und deutlich weniger als Anfang Juni, als der Wert noch bei 57 Prozent lag.

Doch was sind die Gründe dafür, dass Menschen sich nicht impfen lassen wollen? Laut der Cosmo-Befragung sind mit dem Rückgang der Impfbereitschaft Trends bei den Ungeimpften erkennbar, die Hinweise liefern:

  • So ist das Bedürfnis nach Nutzen-Risiko-Abwägung unter den noch Ungeimpften hoch. Wer mehr abwägt, will sich weniger impfen lassen.
  • Das Vertrauen in die Impfung sinkt unter Ungeimpften zuletzt deutlich. Wer weniger Vertrauen hat, lässt sich weniger impfen.
  • Gleichzeitig steigt die Wahrnehmung, dass man sich nicht impfen lassen muss, wenn es viele andere tun – das senkt die Impfbereitschaft.
  • Was unter den Ungeimpften zuletzt ebenfalls zunimmt, ist der Eindruck, dass die Impfung überflüssig sei, da Covid-19 keine Bedrohung darstelle.
  • Aber auch praktische Hindernisse werden in der Gruppe der Ungeimpften relevanter - wie etwa Stress, Zeitnot oder Aufwand.

Hohe Impfquote nötig

In der jüngsten Analyse wird betont: Sollten alle, die dazu bereit sind, sich auch impfen lassen, ergäbe dies eine Impfquote unter Erwachsenen zwischen 18 und 74 Jahren von 81 Prozent. Ob das jedoch auch eintritt, ist unklar. Und selbst wenn: Der Immunologe Carsten Watzl geht davon aus, dass mit der Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante rund 85 Prozent der Gesamtbevölkerung geimpft sein müssten, um eine Herdenimmunität zu erreichen.

Das RKI geht mittlerweile von mindestens 85 Prozent der 12- bis 59-Jährigen und 90 Prozent der Senioren ab 60 aus, die vollständig geimpft sein müssten, um eine vierte Welle im Herbst/Winter zu verhindern. Bisher hat die Ständige Impfkommission (STIKO) jedoch noch keine generelle Impfempfehlung für die Altersgruppe zwischen 12 und 18 Jahren ausgesprochen - was nicht unumstritten ist. Sollte sie ihre Meinung ändern, könnte dies der Impfkampagne Schub geben: Laut der Cosmo-Befragung liegt die Impfbereitschaft bei Eltern für ihre 12 bis 17 Jahre alten Kinder bei um die 65 Prozent.

Allerdings raten die Cosmo-Macher davon ab, eine zu geringe Impfbereitschaft unter Erwachsenen auf Kinder und Jugendliche abzuwälzen, da "das Nutzen-Risiko Verhältnis der Impfung für Erwachsene positiver ausfällt". Bei einer Impfempfehlung ab dem Alter von 12 Jahren sollte dies daher mit einer "aktivierenden Impfkampagne für Erwachsene" einhergehen.

Wie die Unentschlossenen überzeugen?

Weitere Empfehlungen, um die Impfquote unter Erwachsenen zu steigern: Barrieren sollten abgebaut und das Impfen vereinfacht werden - etwa durch Impfungen direkt am Arbeitsplatz und im Bildungssektor. So könnten "große Gruppen mit vielen Kontakten erreicht werden und der Aufwand, an eine Impfung zu kommen, wird drastisch reduziert". Auch angesichts in Zukunft wegfallender Impfzentren sollten Ungeimpfte ohne Hausarzt bei der Suche nach Alternativen unterstützt werden, empfiehlt Cosmo.

Aber auch die richtigen Informationen seien wichtig: Die Rolle des Schutzes anderer sollte "prominenter in der Kommunikation genutzt werden". Denn laut der Befragung lassen sich Menschen eher impfen, wenn sie überzeugt sind, dadurch auch andere zu schützen. Auch sollten Unentschlossene über den individuellen Nutzen und Risiken der Impfung und deren Verhältnis zueinander aufgeklärt werden, fordert Cosmo. Informationen über Risiken sollten dafür so zur Verfügung gestellt werden, dass auch Laien sie verstehen.

Quelle: ntv.de, kst

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