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Ex-BVB-Physio packt aus: Selbst bei Marco Reus "kam sehr wenig zurück"

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Ex-BVB-Physio packt aus: Selbst bei Marco Reus "kam sehr wenig zurück"

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„Reus lag weinend auf meiner Bank“

Marco Reus hat bei Borussia Dortmund so manche Verletzung durchgemacht. Ein Mann war stets an seiner Seite - und packt nun aus.
Marco Reus geht noch nicht in Rente: Der Angreifer hat seinen Vertrag bei Borussia Dortmund um ein Jahr bis 2024 verlängert. Das Gehalt des 33-Jährigen wird im neuen Kontrakt stark gekürzt.
SPORT1
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von SPORT1

Marco Reus hat in seiner langen Karriere viele Verletzungen durchgemacht, doch keine setzte ihn so lange außer Gefecht wie sein Kreuzbandriss im Mai 2017.

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Nun hat ein langjähriger Vertrauter des Kapitäns von Borussia Dortmund in einem Interview mit Spox und Goal von der Leidenszeit berichtet.

„Als er bei dem Kreuzbandriss merkte, dass er auch nach zwei oder drei Monaten noch nicht wirklich viel machen konnte, sagte er schon einige Male: ‚Boah, heute habe ich gar keinen Bock!‘“, berichtete Thomas Zetzmann, der 16 Jahre als Physiotherapeut für den BVB arbeitete: „Er lag auch schreiend und weinend auf meiner Bank, als er bei der Beugung des Beins über einen Punkt gehen musste, der sehr schmerzhaft ist.“

Bei einer solchen Verletzung, die Reus insgesamt 27 Spiele kostete, müsse man „nach einer gewissen Zeit schlichtweg die Struktur durchbrechen, damit die Beugung so funktioniert, wie sie bei einem Hochleistungssportler funktionieren muss.“

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Ex-BVB-Physio: „Es grenzte auch an Rufschädigung“

Gerade für einen schon häufig durch Verletzungen zurückgeworfenen Spieler war dies nicht einfach, erklärte Zetzmann: „Das war schon extrem für ihn, er wollte das eine oder andere Mal nicht mehr. Ich konnte ihm nur sagen, dass er mir vertrauen soll, weil ich weiß, was ich tue.“

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Zetzmann verließ den BVB im vergangenen Sommer. Auf eigenen Wunsch, wie er selbst betont. In der Öffentlichkeit entstand jedoch ein anderes Bild, da die Dortmunder seit geraumer Zeit mit großen Verletzungssorgen zu kämpfen hatten.

„Das war sehr schwer für mich und ist ziemlich doof gelaufen. Es grenzte auch an Rufschädigung. Der Verein und ich hatten zuvor alles fair und sachlich besprochen“, meinte Zetzmann, dessen Kritik sich vor allem an die Medien richtete.

Immer da, wenn Marco Reus zu Boden ging: Thomas Zetzmann
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„Ob man da schließlich ein Bauernopfer gesucht hat, das lasse ich mal dahingestellt. Es ist aber grotesk zu glauben, dass von sechs Therapeuten und drei Ärzten ein einziger alleine für die Probleme verantwortlich ist“, sagte der ehemalige BVB-Mitarbeiter weiter.

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Sein Handy habe geglüht, weil er so viele Anrufe von entsetzten Ex-Trainern und Mitarbeitern bekommen habe, die nicht glauben konnten, dass man ihn für die Misere verantwortlich machen wollte.

Verteidigt wurde Zetzmann öffentlich vom damaligen Borussia-Trainer: „Ich werde es Marco Rose daher im Leben nicht vergessen, dass er diese Meldung im Interview nach dem darauffolgenden Spiel als Farce bezeichnete. Welcher Trainer setzt sich schon für einen Physiotherapeuten ein? Und: Mit den Verletzungen ist es ja danach auch nicht besser geworden, sondern eher noch schlimmer.“

Will nicht in den Vordergrund: So tickt Reus

Auch Reus musste nach Zetzmanns Abgang in der abgelaufenen Saison wieder einige Male verletzt aussetzen. Diesmal kämpfte er sich jeweils ohne seinen langjährigen Begleiter zurück, der ihm auf Anweisung von Jürgen Klopp und Michael Zorc einst sogar in den Urlaub begleitete - um den Leistungsträger für die anschließenden Spiele fit zu machen.

„Er ist sehr in sich gekehrt, man kommt sehr schwer an ihn heran“, sagte Zetzmann über Reus. Der Offensivspieler habe Herz, aber „als Kapitän ist er nicht gerade ein großer Lautsprecher, doch das ist letztlich eine Typ-Frage. Sebastian Kehl ging als Häuptling voran und machte in der Kabine klare, deutliche Ansprachen. Marco spricht relativ wenig und will eigentlich gar nicht so sehr im Vordergrund stehen.“

Marco Reus nach der verpassten Meisterschaft mit dem BVB
Marco Reus nach der verpassten Meisterschaft mit dem BVB

Auch generell findet Zetzmann, dass sich viele Fußballer mittlerweile sehr verändert haben. Früher habe man als Physio einen regen Austausch mit den Stars gehabt. „Heute vertiefen sich alle in ihr Handy. Sich für den Menschen zu interessieren, steht nicht mehr im Vordergrund. Wenn man nach der Sommerpause zurückkam und die Spieler fragte, wo sie ihren Urlaub verbracht haben, kam keine Gegenfrage.“

Hatte der BVB deshalb große Verletzungsprobleme?

Ein Umstand, der „wirklich traurig“ sei und ihn zusehends nachdenklich gemacht habe: „Früher ist man mit den Spielern auch mal einen Kaffee oder ein Bierchen trinken gegangen, aber das passiert nicht mehr. Ich habe ja Marco Reus zwölf Jahre intensiv betreut - selbst bei ihm kam sehr wenig zurück. Das ist schlicht eine andere Generation.“

Übrigens: Zetzmann hat durchaus selber eine Theorie, warum Reus und Co. sich so oft verletzt haben: „Im Stadion ist Hybridrasen verlegt“, auf dem Trainingsplätze gebe es neben einem weiteren Hybridrasenplatz aber auch ein Spielfeld mit normalem Rasen: „Es gab in meinen Augen keinen durchgängigen Rhythmus. Dazu müssen die Spieler jeweils ihr Schuhwerk wechseln.“

Auf beiden Plätzen habe man dann an bestimmten „Strukturen in den Gelenken, Sehnen oder Faszien eine ganz andere Spannung drauf. So können Dysbalancen in den Gelenken und Muskelansätzen entstehen. Ich glaube, es würde den Spielern guttun, wenn man sich auf einen Belag einlassen würde.“