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Meinung Zukunft des Verkehrs

Autonomes Fahren? Das Ende für Bus und Bahn

UNITED KINGDOM - JANUARY 01: London Buses In The Fog In United Kingdom (Photo by Keystone-France/Gamma-Keystone via Getty Images) UNITED KINGDOM - JANUARY 01: London Buses In The Fog In United Kingdom (Photo by Keystone-France/Gamma-Keystone via Getty Images)
Der öffentliche Nahverkehr erzeugt bei vielen ein Gefühl der Unsicherheit
Quelle: Gamma-Keystone via Getty Images
Das autonome Fahren wird von vielen Menschen herbeigesehnt, auch und besonders von denen, die politisch eher links stehen. Ob sie ahnen, was das mit öffentlichen Verkehrsmitteln anstellen wird?

Schlechte Nachrichten, Menschen in Bussen und Bahnen, ihr werdet euch ein Auto kaufen müssen. Oder eines kaufen wollen. Oder nur noch Taxi fahren. Aber der Reihe nach …

In einem Videopodcast sprach ich neulich mit einem meiner klugen Freunde, der zufällig Professor für Automobildesign ist und sich daher zwangsläufig mit der Zukunft beschäftigen muss, über das autonome Fahren. Bei diesem Gespräch ließ ich mich am Ende von einigen Vorteilen, die ich bis dato so nicht auf dem Schirm hatte, überzeugen. Es ist schön, etwas Neues zu lernen.

Wir sprachen zum Beispiel darüber, dass autonome Autos und/oder Robotertaxis Millionen von Rentnern unserer überalternden Bevölkerung die Mobilität bewahren oder sogar zurückgeben können. Da ist sicher etwas dran, und dies alleine garantiert schon den Erfolg.

Ein anderer Freund von mir, ebenfalls ein ziemlicher Petrolhead und ebenfalls beruflich mit Automobilen beschäftigt, hörte diesen Podcast und rief mich an, um mir zu sagen, dass wir einen wichtigen Punkt vergessen hätten, nämlich dass autonome Autos uns allen viel Zeit sparen werden. Und es ist ja einfach zu verstehen: Wenn ich nicht mehr selbst fahren muss, habe ich Zeit, während der Fahrt andere Dinge zu erledigen.

Lassen Sie uns an dieser Stelle nicht darüber diskutieren, ob diese „anderen Dinge“ auch wirklich produktiv sind oder die gewonnene Zeit nicht eher mit niveaulosen Facebook-Diskussionen, Katzenvideos oder gar unanständigen Fotosammlungen verplempert wird. Dies ist ein weites Feld und Stoff für einen weiteren Artikel.

Im eigenen Auto ist’s sicherer

Da mich gleich zwei kluge Freunde von den Vorteilen des autonomen Fahrens für Millionen von Deutschen überzeugt haben, will ich nicht länger hinten anstehen und behaupte nun auch, ja, so wird es kommen. Und alles wird gut. Oder fast alles, denn was bedeutet ein Heer billiger (wahrscheinlich chinesischer) Robotertaxis und anspruchsloser, aber günstiger (wahrscheinlich ebenfalls aus Fernost stammender) autonomer Autos eigentlich für den öffentlichen Personenverkehr? Wahrscheinlich den Tod.

Denn warum sollte irgendjemand sich in Zukunft noch an einer Haltestelle anstellen oder in einem gruseligen U-Bahnhof warten, wenn doch vor der Haustür (oder in Rufbereitschaft) ein Roboter wartet, der einen – unabhängig von Alkoholpegel und Geisteszustand – hinfährt, wohin man möchte?

15th May 1954: Newlyweds Arthur and Eve find themselves alone after the wedding and feel like strangers as they travel to their honeymoon destination. From a Picture Post photo story about the difficulties a newlywed couple encounter. Original Publication: Picture Post - 7160 - Honeymoon - pub. 1954 (Photo by Kurt Hutton/Picture Post/Getty Images)
Auch wenn objektiv keine Gefahr erkennbar ist – oft ist bei Bahnreisenden die Anspannung spürbar
Quelle: Getty Images

Dazu kommt die echte (oder gefühlte, das spielt in der Realität keine Rolle) Sicherheit im Vergleich von autonomen Auto und, sagen wir, Bus oder U-Bahn. Mittlerweile kann man, wenn man denn unbedingt möchte, jedes Wochenende von mehreren weniger schwer Verletzten oder sogar Toten lesen, deren Fehler vor allem darin bestand, sich an größeren öffentlichen Plätzen, in Bussen oder in U-Bahnhöfen aufzuhalten. Meist handelt es sich um jugendliche Opfer, die von jugendlichen Tätern zu klassischen Ausgehzeiten niedergestreckt werden. Aber längst nicht nur.

Erst vergangenes Wochenende las ich von einem Todesopfer, dass kurz nach acht Uhr abends am Ebertplatz in Köln niedergestreckt wurde. Ohne die Einzelheiten dieses Falles zu kennen, fällt die frühe Uhrzeit auf, etwas, das uns mittlerweile öfter einmal begegnet.

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Egal, ob die zunehmend pessimistische Sicherheitswahrnehmung vieler Menschen nun an zugewanderten Straftätern oder einer im Vergleich zur Vergangenheit ausführlicheren Berichterstattung liegt, jeder einzelne Vorfall verringert das Vertrauen normaler Menschen in die Sicherheit auf öffentlichen Plätzen und in den öffentlichen Personenverkehr. Stehen erst einmal günstige Alternativen zur Verfügung, können die Verkehrsbetriebe genauso gut schließen.

Der Widerspruch in sich

Aber nicht nur der Nahverkehr wird betroffen sein, ebenso der Fernverkehr. Dies liegt zum einen daran, dass oftmals die gleichen Bahnhöfe benutzt werden, etwas, das man durch Investitionen in teure Sicherheitsmaßnahmen vielleicht in den Griff bekommen könnte, zum anderen aber vor allem daran, dass, wenn es erst einmal legal ist, in einem autonom fahrenden Auto zu schlafen, niemand mehr einen ICE nehmen wird. Wozu auch, wenn einen das eigene Auto über Nacht von Flensburg nach München fährt und man dabei Fernsehen schauen oder schlafen kann. Jedenfalls niemand, der es sich leisten kann.

Und hier liegt eine überhaupt nicht lustige Ironie der ganzen Geschichte: Je weiter autonomes Fahren und zunehmende Kriminalitätswahrnehmung fortschreiten, desto eher werden öffentliche Verkehrsmittel nur noch von einkommensschwachen Menschen genutzt werden. Junge Menschen, ärmere ältere Menschen und besonders Mutige werden noch in Bussen und Bahnen unterwegs sein, alle anderen eher nicht.

Die Ironie besteht nun darin, dass viele Aktivisten des öffentlichen Nahverkehrs eben auch das autonome Fahren lautstark begrüßen (vor allem, weil sie alles Individuelle hassen und das Kollektiv über alles stellen). Es scheint aber so zu sein, dass das Verfolgen des einen Ziels das andere ausschließt. Nur eines steht jetzt schon fest: Am Ende will es wieder niemand gewesen sein.

Das Auto bugsiert sich hier selbst in die Parklücke

Einparken in engen Parkhäusern ist für viele Autofahrer ein Graus. Bosch und Daimler schaffen da Abhilfe: Per Smartphone können sich Fahrer eine Lücke aussuchen und das Auto fährt ganz ohne Fahrer hinein.

Quelle: N24/ Laura Fritsch

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