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Deutschland Terrorgefahr

USA prüfen offenbar Laptop-Verbot für Europa-Flüge

Trump will Visa-Überprüfungen verschärfen

Mit einem Einreiseverbot für Menschen aus muslimischen Ländern ist US-Präsident Donald Trump gescheitert. Jetzt sollen die Visa-Überprüfungen verschärft werden. Betroffen wären Millionen Besucher.

Quelle: N24/Isabelle Bhuiyan

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Die USA haben aus Angst vor Anschlägen die Mitnahme von Laptops im Handgepäck verboten, betroffen sind bislang Flugpassagiere aus Ländern im Nahen Osten. Gleiches könnte aber bald auch für Europäer gelten.

Eine Bombe, gut versteckt, dünn und leicht. Eingebaut in ein iPad. Der Reisende wird bei der Handgepäck-Kontrolle gebeten, sein Gerät einzuschalten. Ein üblicher Test, um festzustellen, ob es eine Attrappe ist. Das Tablet aber funktioniert einwandfrei, der Sprengstoff samt Zünder wird nicht entdeckt. Im Flugzeug dann bringt der Attentäter die Ladung zur Explosion. Sie reißt ein Loch in die Flugzeugwand. Es kommt zur Katastrophe.

So sieht das Szenario aus, das US-Geheimdienste seit einigen Monaten umtreibt: Islamistische Terroristen könnten versuchen, mit Bomben – versteckt in Laptops oder Tablets – Anschläge auf Passagiermaschinen zu verüben. Das technische Knowhow dafür soll in gleich mehreren Terrororganisationen im Nahen Osten vorhanden sein – etwa bei der jemenitischen al-Qaida oder der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Und es gibt wohl auch den Wunsch, damit in Europa oder Nordamerika zuzuschlagen.

Im März hatte die US-Heimatschutzbehörde deshalb ein Verbot von elektronischen Geräten im Handgepäck bei Flügen in die USA beschlossen. Betroffen sind bislang zehn Flughäfen in überwiegend arabischen Staaten: in Ägypten, Jordanien, Saudi-Arabien, Katar, Marokko, Kuwait, in der Türkei und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nun könnte der „Laptop Ban“ ausgeweitet werden.

A Syrian woman travelling to the United States through Amman opens her laptop before checking in at Beirut international airport on March 22,2017. Hours after the US government warned that extremists plan to target passenger jets with bombs hidden in electronic devices, and banned carrying them in cabins on flights from 10 airports in eight countries in the Middle East and North Africa, Britain tightened airline security on flights from the same region, banning laptops and tablet computers from the plane cabin. / AFP PHOTO / ANWAR AMRO
Bomben – versteckt in Laptops oder Tablets – das technische Knowhow dafür soll in gleich mehreren Terrororganisationen im Nahen Osten vorhanden und der Einsatz in Passagierflugzeug...en geplant sein
Quelle: AFP

Wie der „Guardian“ am Dienstag berichtet, soll die Trump-Administration planen, auch Flüge aus Großbritannien mit einem entsprechenden Verbot zu belegen. „Wir haben gesagt, dass wir fortfahren, die Gefahr zu evaluieren und daraus Folgerungen zu ziehen“, zitiert die britische Zeitung eine Sprecherin der US-Heimatschutzbehörde. Bisher sei aber noch keine Entscheidungen darüber getroffen worden, die geltenden Beschränkungen für größere elektronische Geräte auf weitere Flughäfen auszuweiten.

Kurz nach den USA hatten auch Großbritannien und Australien eine ähnliche Regelung für sechs Flughäfen im Nahen Osten eingeführt. Ähnliche Restriktionen plant wohl auch Neuseeland.

Nach Informationen der „Welt“ gibt es in den US-Behörden indes nicht nur Überlegungen, das Laptop-Verbot auf Großbritannien auszuweiten – sondern auf eine ganze Reihe europäischer Staaten. Ob auch bald deutsche Flughäfen betroffen sind, ist unklar.

„Ich bitte um Verständnis, dass wir Maßnahmen anderer Staaten grundsätzlich nicht kommentieren“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums auf Anfrage der „Welt“. Gleiches gelte für interne Gespräche mit der amerikanischen und britischen Seite. Die Angemessenheit von Luftsicherheitsmaßnahmen werde in Deutschland ständig im Lichte der jeweiligen Sicherheitslage überprüft. „Darüber hinaus stehen die deutschen Sicherheitsbehörden in engem Austausch mit ihren US-amerikanischen und britischen Kollegen. Das betrifft auch die jeweiligen in diesem Zusammenhang stehenden Maßnahmen der beiden Staaten einschließlich der zugrunde liegenden Umstände.“

Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) war in der vergangenen Woche kurzfristig zu Gesprächen nach Großbritannien gereist. In der nächsten Zeit steht sein jährlicher Besuch bei amerikanischen Politikern und Sicherheitsbehörden an.

Europäische Geheimdienste sind über Risiko informiert

Nach Informationen der „Welt“ sollen die US-Geheimdienste vor einigen Wochen ihre europäischen Partner eindringlich auf ein erhöhtes Sicherheitsrisiko durch Bomben in Laptops und Tablets hingewiesen haben. Demnach gab es unter anderem in Brüssel auf EU-Ebene eine geheime Unterrichtung durch den britischen Auslandsgeheimdienst MI6. Die Briten sollen dabei stellvertretend für die US-Behörden entsprechende nachrichtendienstliche Hinweise und Informationen präsentiert haben.

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Der jemenitische Al-Qaida-Ableger hat nach Erkenntnissen der US-Dienste in den vergangenen Wochen an komplexen Sprengsätzen und Transportmöglichkeiten geforscht. Konkret sollen die Terroristen wie im Eingangsszenario beschrieben, daran arbeiten, Bomben so in elektronische Geräte zu verbauen, dass sie bei Gepäck- und Sicherheitskontrollen nicht auffallen. Federführend bei diesen Planungen soll der saudische Bombenexperte Ibrahim al-Asiri gewesen sein.

Der Al-Qaida-Terrorist soll in der Vergangenheit den Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug mit einer Bombe, versteckt in der Unterhose eines Attentäters, geplant haben. Außerdem steckte al-Asiri wohl auch hinter den Sprengsätzen, die als Druckerpatronen getarnt in Frachtflugzeugen in die USA geschickt worden waren.

Inzwischen soll das Wissen um die komplexe Bombenkonstruktion jedoch nicht nur im Jemen vorhanden sein. Auch die Terrormiliz IS in Syrien und dem Irak soll an derartigen Sprengsätzen arbeiten. Entsprechende Informationen sollen US-Geheimdienste bereits im vergangenen Jahr, vor der US-Präsidentschaftswahl, erhalten haben.

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