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Hier kommen die jungen Wilden

Immer jünger, immer teurer. Der Run auf Fußball-Talente ist riesig. Dabei gibt es zukünftige Stars oftmals günstiger in den Jugendakademien. Ein Überblick zum Start der Bundesliga-Saison

Für knapp 439 Millionen Euro sind die Bundesliga- Vereine in der aktuellen Transferperiode auf Shoppingtour gegangen. Doch für einige Verstärkungen mussten die Klubs wenig bis gar kein Geld in die Hand nehmen. Denn immer mehr achten Vereine darauf, verheißungsvolle Talente aus Jugendakademien in die Profikader zu holen. Die WELT stellt eine Elf aus Talenten vor, die in der kommenden Bundesliga-Saison eine echte Alternative darstellen könnten.

Gespielt wird in einem 3-5-2- System, dass unter anderem von Hoffenheim-Trainer Julian Nagelsmann bevorzugt wird. Drei Innenverteidiger, Flügelspieler im Mittelfeld die nach vorne und hinten arbeiten müssen, in der Offensive munteres Positionen tauschen. Unberechenbarkeit als Kernprinzip. Spieler mit Schnelligkeit, Technik und Spielintelligenz sind hierfür eine Grundvoraussetzung – und immer begehrter.

Der Königstransfer von Mainz 05 ist in diesem Sommer der deutsche Ex-Nationaltorhüter René Adler. Ohne Zweifel ist er die Nummer eins. Unter der Bedingung, dass der 32-Jährige fit bleibt. Denn in der letzten Saison verpasste Adler bei seinem Ex- Klub Hamburger SV 15 Pflichtspiele. Sollte es ihm in diesem Jahr ähnlich ergehen, wartet ein junges Talent auf seine Einsätze: Jannik Huth, 23, sieben Bundesliga-Spiele, acht Jahre im Verein. Er verdrängte in der letzten Saison Stammkeeper Jonas Lössl. Dann zog sich Huth einen Ermüdungsbruch zu. Jetzt ist er schon wieder verletzt: Ein Haarriss im linken Kahnbein verdonnert ihn zu einer zweimonatigen Zwangspause. Danach will er erst mal von Adler lernen und angreifen: „Früher oder später will ich mich hier durchsetzen.“

Vor ihm drei Innenverteidiger. Zuerst ist da Justin Hoogma, 19. Der Sohn des ehemaligen HSV-Stars Nico-Jan Hoogma könnte früh in die Fußstapfen seines Vaters treten. „Er ist ein hochveranlagter Verteidiger, der als Linksfuß über einen herausragenden Spielaufbau verfügt“, sagt Alexander Rosen, Direktor Profifußball der TSG Hoffenheim, über sein Abwehrtalent. Als jüngster Spieler in der Geschichte der niederländischen Liga spielte er in der vergangenen Saison in allen 34 Spielen durch. Passgenauigkeit, Spieleröffnung und Zweikämpfe, das sind seine Stärken. Sie passen ideal zur Philosophie des Vereins. Kein Wunder, dass Hoogma nach einem ersten Gespräch über System und Vision des Klubs sagte: „Ich will nur nach Hoffenheim.“

Flankiert wird Hoogma von Waldemar Anton, 21, aktiv bei Hannover 96. Von Trainer Daniel Stendel gefördert, entwickelte sich Anton im vergangenen Jahr zum festen Bestandteil des Teams in der Zweiten Liga. Deshalb erfolgte auch die Nominierung für die deutsche U21 bei der EM in Polen – und der Europameistertitel. „Waldi ist vielseitig einsetzbar“, beschreibt Sportchef Horst Heldt seinen zweikampfstarken Verteidiger. In der Bundesliga wird er Teil der Stammelf.

Auf der linken Innenverteidigerseite spielt Ohis Felix Uduokhai, 19, der im Sommer für kleines Geld von 1860 München zum VfL Wolfsburg wechselte. Jetzt will der 1,92 Meter-Hüne die schwächelnde „Wölfe“-Defensive zur Festung machen. In Testspielen deutete er sein Potenzial an. Sein Trainer Andries Jonker hält Großes von dem Talent: „Felix hat einen starken rechten Fuß. Das macht vieles einfacher.“ Ob er viel spielen wird? „Wir sind überzeugt, dass er sich in der Bundesliga etablieren wird“, prognostiziert VfL-Sportdirektor Olaf Rebbe. Und sein Bundesliga-Debüt kommt schneller als gedacht. Weil Brooks und Bruma verletzt sind, wird Uduokhai am Samstag gegen Borussia Dortmund in der Startelf stehen und es mit Pierre- Emerick Aubameyang aufnehmen. „Er wird es gut machen“, sagt Jonker.

Im defensiven Mittelfeld könnte Vasilije Janjicic, 18, den Durchbruch beim Hamburger SV schaffen. Der Schweizer, der im vergangenen Sommer aus der Jugendabteilung des FC Zürich zum HSV wechselte, kam in der letzten Spielzeit immer wieder zu Kurzeinsätzen. Im Saisonfinale stand Janjicic zweimal in der Startelf. Trainer Markus Gisdol setzte auf ihn, nachdem die ohnehin knappe Personallage durch den Ausfall von Albin Ekdal weiter strapaziert wurde. Janjicic bekam den Vorzug vor dem Brasilianer Walace, den die Rothosen erst im Winter für knapp neun Millionen Euro verpflichtet hatten. Auch in diese Saison geht der HSV mit Sorgen in Hinsicht auf die Sechser-Position. Mit dem formschwachen Gideon Jung, dem verletzungsanfälligen Ekdal und dem schon wieder abwanderungswilligen Walace stehen neben Janjicic nur drei gelernte defensive Mittelfeldspieler zur Verfügung.

Beim Rivalen Werder Bremen steht ebenfalls ein junger Wilder vor dem endgültigen Durchbruch: Maximilian Eggestein. Der 20- jährige spielte in der ersten Runde des DFB-Pokals über die volle Distanz – und überzeugte mit seinem Treffer zum 3:0. Auch in der Liga wird Eggestein vorerst einen Stammplatz einnehmen. Manager Frank Baumann: „Maxi hat hart dafür gekämpft, aber auch immer die Ge1duld gehabt, die junge Spieler brauchen, um den Durchbruch zu schaffen.“ Der U20-Nationalspieler beeindruckt Fans und Verantwortliche mit seiner Spielintelligenz und einer ausgeprägten Technik.

Endgültig durchsetzen möchte sich auch Rechtsverteidiger Felix Passlack, 19. Das Eigengewächs vom BVB steht seit seinem Sprung in den Profikader in der Warteschlange. Doch die Wachablösung naht. Im Supercup und DFB-Pokal durfte er für einige Minuten ran. Dann platzte die Gerüchtebombe: Angeblich holt der BVB Rechtsverteidiger Jeremy Toljan aus Hoffenheim, Passlack wechselt im Gegenzug leihweise in den Kraichgau. Bisher wurden diese Gerüchte aber nicht bestätigt. Nagelsmann vertraut auf junge Spieler, und Passlacks enorme Schnelligkeit und Explosivität im Antritt würden ihm im laufintensiven System der Hoffenheimer helfen. Und sollten sich die Gerüchte nicht bestätigen, wird Passlack auch beim BVB auf Einsatzminuten kommen – denn Lukasz Piszczek wird nicht jünger.

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Passlacks Pendant auf der linken Seite heißt Gian-Luca Itter. Der 18-jährige Linksverteidiger gehört zu den größten Juwelen im deutschen und europäischen Fußball. Kein Wunder, dass sich der FC Arsenal und auch RB Leipzig erfolglos um das Talent bemühten. Itter, dessen Zwillingsbruder Davide auch für den VfL Wolfsburg spielt, unterschrieb einen Profivertrag bei seinem Jugendverein. „Warum sollte man wechseln, wenn man alles hat?“, fragt Itter. Nach dem Verkauf von Ricardo Rodríguez und Jannes Horn ist er nun schließlich Linksverteidiger Nummer zwei beim VfL – hinter Yannick Gerhardt. Und der wird sich ordentlich strecken müssen. Itter ist schnell, technisch beschlagen, spielintelligent und passsicher. „Ich bin bereit und warte geduldig auf meine Chance“, sagt er. Der Außenverteidiger ist ein Versprechen in die Zukunft, 2016 erhielt er die U17- Fritz-Walter-Medaille in Gold. Wir werden von Itter noch viel hören. Wetten?

Über eine ausgeprägte Technik verfügt auch Salih Özcan und die Fritz-Walter-Medaille in Gold für den besten U-19-Spieler des Landes hat er auch gerade erhalten. Welche Fähigkeiten der offensive Mittelfeldspieler vom 1. FC Köln besitzt, stellte er bereits in der vergangenen Saison unter Beweis. Die Verletzungen der Stammspieler Leonardo Bittencourt und Mathias Lehmann nutzte Özcan perfekt. In seinem ersten Einsatz für die Domstädter legte er nach seiner Einwechslung einen Treffer auf. Zuvor hatte Özcan den erfahrenen Abwehrboss von Schalke 04, Naldo, schwindlig gespielt.

Itters Nachfolger als Goldjunge der U17-Fritz-Walter-Medaille ist Jann-Fiete Arp vom Hamburger SV. Der Stürmer überzeugte bei der U17-EM in Kroatien, erzielte sieben Tore in fünf Spielen. Seine Leistungen blieben nicht unbemerkt. Laut Medienberichten sollen unter anderem Borussia Dortmund, RB Leipzig und der FC Chelsea bei dem Talent angeklopft haben. Doch Arp blockte ab und entschied sich für den HSV, wo die Fans in ihm bereits die lang ersehnte Rettung für die lahmende Offensive sehen. Welchen Stellenwert Arp genießt – der noch ohne Bundesliga-Spiel ist – weiß auch Trainer Gisdol: „Es ist kein Geheimnis, er ist ein supergroßes Talent. Ihn müssen wir mit aller Macht bei uns behalten. Wenn er weiter Gas gibt, werden wir in Hamburg viel Freude an ihm haben.“

Viel Freude wollen sie auch in Bremen an Johannes Eggestein, 19, haben. Dass der Bruder von Maxi Eggestein diese Rolle erfüllen kann, zeigte der Jungprofi in der Vorbereitung. Eggestein war in den Testspielen Top-Torjäger der Mannschaft. Ein baldiges Debüt in der Bundesliga scheint wahrscheinlich. Das sieht auch Manager Baumann so: „Johannes soll noch näher an die Bundesliga herangeführt werden und auch seine ersten Bundesliga-Einsätze bekommen.“ Eggestein sagt selbst: „Ich fühle mich bereit! Ich habe im Vergleich zum letzten Jahr nochmal einen Sprung gemacht.“ Wir sind gespannt.

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