Lothar Matthäus brachte es wieder einmal auf den Punkt. Im Fußball zählen nackte Zahlen. „Wäre, wäre Fahrradkette“, würgte er als TV-Experte eine Diskussion über einen nicht gegebenen Elfmeter ab. Die Bundesliga lebt eben nicht im Konjunktiv, es zählten nicht „hätte“ und „könnte“, sondern Tore, Punkte und Tabellen.
Dass der FC Bayern München war, ist und wieder wird, ist klar. Auch dass Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang im Jahr 2017 wieder die meisten Tore geschossen und am häufigsten Pfosten und Latte getroffen haben, ist eingepreist. Es gibt aber noch Zahlen, die in der gläsernen Welt der Bundesliga überraschen.
Für eine davon hat Dennis Diekmeier gesorgt. Zum Glück ist der 28-Jährige nicht Basketball-Profi geworden. Der HSV-Profi hat nämlich große Probleme mit dem Ball in der Hand. Diekmeier hat 2017 einen denkwürdigen Rekord aufgestellt und 128 Einwürfe zum Gegner befördert. Zu seiner Verteidigung sei gesagt, dass er als Rechtsverteidiger viele Bälle als Flanken in den gegnerischen Strafraum geworfen hat. Auch auf den Plätzen zwei bis fünf in der Fehlwurf-Tabelle rangieren Außenverteidiger.
Auch mit dem Toreschießen will es bei Diekmeier nicht klappen. Er ist seit 183 Bundesligaspielen torlos, so lange wie kein Spieler in der Ligageschichte. Diekmeier versucht es aber auch nicht so oft wie viele andere seiner Kollegen. Am erfolglosesten im vergangenen Jahr war Jonas Hofmann – 30 Mal probiert, 30 Mal ist nichts passiert. Kein Bundesligaspieler hat 2017 mehr Torschüsse ohne Tor abgefeuert als der Gladbacher. Fünf davon waren Großchancen, die er vergeben hat – auch das ist ein unerfreulicher Höchstwert.
Vieles lernen könnte Hofmann von einem Teamkollegen. Janik Vestergaard hält gleich mehrere Rekorde. Der Innenverteidiger hat die meisten Kopfballtore (sechs) gemacht und die meisten Treffer nach Standards (sechs) erzielt. Für seine Tore hatte er auch richtig viel Zeit, Vestergaard hat als einziger Feldspieler 2017 nicht eine Bundesliga-Minute verpasst.
Eine erstaunliche Leistung für einen Innenverteidiger, ohne Gelbsperre über das Jahr gekommen zu sein. Der Däne taucht auch nicht in den Top 5 der unfairsten Spieler auf. Am häufigsten langte in den vergangenen zwölf Monaten Frankfurts Ante Rebic hin. Wahrscheinlich war auch Dario Lezcano unter seinen Opfern. Der Ingolstädter wurde 80 Mal gefoult. So viel wie kein anderer Bundesliga-Profi. Und das, obwohl er mit seinem Klub im Mai abgstieg.
Drei Monate zuvor gelang Karim Bellarabi Historisches, als er gegen Augsburg das 1:0 machte. Der Leverkusener erzielte das 50.000 Tor in der Bundesliga. Es war nicht der einzige Rekordtreffer in diesem Jahr. Das späteste Tor fiel am zweiten Spieltag dieser Saison, als Lewis Holtby vom HSV nach 99 Minuten und 54 Sekunden in Köln zum 3:1 für die Hamburger traf.
Rekord-Rot und ein Spieler, der das Siegen verlernt hat
Die Partie brachte noch einen weiteren Rekord hervor – nämlich den ersten Platzverweis eines Ersatz-Schiedsrichters in 54 Jahren Bundesliga. Sören Storks sprang für seinen verletzten Kollegen Felix Brych ein und fackelte nicht lange. Nach nur 49 Sekunden zeigte der Schiedsrichter dem Hamburger Mergim Mavraj Gelb. Es war seine zweite, die erste Verwarnung kassierte der Verteidiger noch von Brych – Mavraj musste vom Platz.
Trotzdem gewannen die Hamburger. Köln blieb in der aktuellen Saison 16 Partien sieglos und erlöste seine Fans erst mit dem 1:0 gegen Wolfsburg am letzten Spieltag der Hinrunde. Sehrou Guirassy stand nicht mit auf dem Platz. Der Kölner Stürmer weiß wohl nicht mehr, was für ein Gefühl es ist, zu siegen. Keines der 13 Spiele, das er 2017 für den FC absolviert hat, hat er gewonnen. Sein Gegenpart ist Lukasz Piszczek vom BVB. Wenn der Rechtsverteidiger auf dem Platz stand, hat Dortmund nicht verloren. In 20 Partien (15 Siege, fünf Unentschieden) war der Pole ein Erfolgsgarant für die Borussia.