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Panorama Tod am Grand Canyon

Sie machte noch ein Foto. Dann stürzte sie ab

Grand Canyon-Nationalpark Grand Canyon-Nationalpark
Der Grand Canyon-Nationalpark lockt alljährlich viele Tausend Besucher an. Einige von ihnen kommen dort auch zu Tode – etwa aus Leichtsinn oder wegen mangelhafter Ausrüstung
Quelle: Getty Images
Colleen Burns wollte eigentlich nur einem anderen Wanderer für ein Foto Platz machen. Dabei kam sie ins Stolpern und stürzte ab. Am Grand Canyon kommen jedes Jahr bis zu 12 Urlauber ums Leben.

Colleen Burns hatte sich seit Wochen auf ihren Urlaub gefreut. Zusammen mit ihren Freundinnen wollte die Managerin einer Internetplattform am Grand Canyon wandern gehen, um einmal eines der schönsten Naturschauspiele der USA aus der Nähe genießen zu können. Ein Trip, den sie sorgsam geplant hatte und der am Ende in einer Tragödie endete.

Bei einem der Tagesausflüge mit ihrer Reisegruppe kam die 35-Jährige am vergangenen Wochenende unglücklich ins Stolpern und stürzte von einer Klippe mehr als 120 Meter in die Tiefe. Die Parkwächter konnten sie später nur noch tot bergen.

„Die längsten Sekunden meines Lebens“

„Sie wollte einem anderen Wanderer auf dem engen Pfad Platz für ein Foto machen“, erzählte ihre Freundin Jessica Roman später dem lokalen Fernsehsender WESH. „Dabei muss sie über ihre eigenen Füße gestolpert sein und ist dann rückwärts eine Klippe heruntergestürzt.“ Roman stand dabei nur wenige Meter von Burns entfernt und musste der Tragödie hilflos zusehen. „Das waren die längsten und traurigsten zwei Sekunden meines Lebens.“

Drei Stunden vor ihrem Tod hatte Burns noch ein Foto auf Instagram gepostet. Darauf ist die Wanderin zu sehen, wie sie auf einem Felsvorsprung sitzt und die beeindruckende Natur am Grand Canyon genießt. „Was für ein Ausblick“, schrieb sie unter das Bild. Dazu stellte sie noch ein Smiley mit Augen aus Herzen.

Das Foto bekam fast 4500 „Likes“. Nach ihrem Tod drückten mehr als 2000 Leser aus aller Welt ihr Beileid auf Instagram aus. Ihre Freunde beschreiben Burns als „clever, keck, lustig, ehrgeizig und immer gut drauf“. Sie sei eine Frau mit einem „Millionen-Dollar-Lächeln“ gewesen, eins, das andere Menschen aufmuntern konnte.

Später rekonstruierten die Parkwächter das Unglück so: Burns wanderte nach diesem letzten Bild mit ihren Freundinnen den Grand Canyon entlang des populären South Kaibab Trail weiter. Auf Höhe des Ooh Aah Point machte die Gruppe einen Stopp, um Fotos zu machen. Der Aussichtspunkt ist so schmal, dass nur wenige Personen gleichzeitig dort stehen können. Als Burns anderen Wanderern für einen Blick in den Grand Canyon Platz machen wollte, stürzte sie ab.

Schlecht vorbereitete Wanderer begeben sich in Gefahr

Eine Autopsie soll nun noch die genaue Todesursache ermitteln. Die Parkwächter schließen ein Fremdverschulden aus, sie sprechen von einem tragischen Unfall. Im Grand Canyon Nationalpark kommen jedes Jahr laut einer Statistik des TV-Senders CBS im Schnitt 12 Urlauber ums Leben. Viele sind bei ihren Wanderungen schlecht vorbereitet, hatten schon zuvor gesundheitliche Probleme oder unterschätzten die Hitze.

Zwei bis drei Hiker stürzen bei Ausflügen ab. Im vergangenen Monat starb so Jamison Whittaker aus Irvine in Kalifornien. Der 23-Jährige war am Mather Point von einer Klippe mehr als 30 Meter in die Tiefe gestürzt. Die genauen Umstände seines Todes sind noch unklar. Die Ermittlungen laufen noch.

Bei der Beerdigung noch einmal das Leben feiern

„Ich habe dieses letzte Bild meiner Tochter auf Instagram gesehen“, sagte Mutter Catherine Burns der Zeitschrift „People“. Dabei laufe es ihr „kalt den Rücken runter“. „Ich kann einfach nicht glauben, dass Colleen kurz nach diesem Bild gestorben ist.“ Ihre Tochter beschrieb sie als Menschen, der „zufrieden mit seinem Leben war und die Welt sehen wollte“.

„Sie war ein Mensch, der keine Angst hatte“, erinnerte sich auch Vater Jim Burns an seine Tochter. Sie wollte immer etwas Neues ausprobieren und habe gesagt, dass man nur ein Leben habe und sie auf der Suche nach weiteren Abenteuern sei. Burns soll am kommenden Sonnabend in Orlando beerdigt werden. „Wir werden dann ihr Leben feiern“, sagte Jim Burns. „Ich denke, das hätte sie sich auch so gewünscht.“

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