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Panorama Zentralrat der Juden

„Hier geht es um Antisemitismus übelster Art“

Wie verbreitet ist Antisemitismus an deutschen Schulen?

Immer wieder werden Vorfälle bekannt, bei denen Juden in Berlin antisemitisch belästigt, beleidigt oder gar angegriffen werden. Neben Rechtsextremen gehören Arabisch- und Türkischstämmige zum Spektrum der Täter.

Quelle: N24

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In Berlin wurde ein jüdischer Schüler beleidigt und körperlich angegriffen. Der Zentralrat der Juden verlangt von der Schulverwaltung Aufklärung – und appelliert an die muslimische Gemeinschaft.

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat die Berliner Schulverwaltung zur Aufklärung der Antisemitismusvorwürfe an einer Schule in Berlin-Friedenau aufgefordert. „Wenn die Berichte stimmen, ist das ein erschütternder Vorgang“, sagte Zentralratspräsident Josef Schuster dem Berliner „Tagesspiegel“. „Hier geht es um Antisemitismus übelster Art.“ Die Schulverwaltung müsse das Verhalten der Friedenauer Schulleitung genau untersuchen und Versäumnisse klar benennen.

In dem Fall geht es um einen 14-jährigen jüdischen Schüler, der Opfer antisemitischer Beleidigungen und körperlichen Attacken wurde. Die Eltern des betroffenen Jungen, der inzwischen die Schule verlassen hat, werfen der Schulleitung vor, zu spät auf die Attacken seitens türkisch- und arabischstämmiger Schüler reagiert zu haben.

In einem offenen Brief zeigte sich die Leitung der Friedenauer Gemeinschaftsschule entsetzt über den Vorfall und erklärte, dass sie gegen die übergriffigen Schüler Strafanzeige erstattet habe, zudem sollten die mutmaßlichen Täter an eine andere Schule geschickt werden. Die Schule will sich nach eigenen Angaben nun Unterstützung von der Antidiskriminierungsstelle der Senatsverwaltung holen.

Schuster appellierte an die muslimische Gemeinschaft, „den antisemitischen Tendenzen in ihren Reihen mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten“. Es könne nicht angehen, „dass in einem Teil der Moscheen in Deutschland Judenfeindlichkeit und Israelfeindlichkeit aktiv Vorschub geleistet wird“.

Knobloch appelliert an Politik und Gesellschaft

Die ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden, Charlotte Knobloch, sagte der „Heilbronner Stimme“: „Das ist kein Einzelfall.“ Immer öfter würden jüdische Schüler angefeindet, ausgegrenzt oder sogar körperlich angegriffen – „weil sie Juden sind“, so Knobloch.

„,Jude‘ ist längst wieder ein Schimpfwort auf den Schulhöfen ebenso wie im Fußballstadion“, sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Es sei „schon vielfach bittere Realität“ in Deutschland, dass sich jüdische Menschen nicht mehr trauten, ihre Religion offen zu zeigen. Politik und Zivilgesellschaft müssten „diesen inakzeptablen Zustand“ beenden, so Knobloch.

Aaron Eckstaedt, Direktor des jüdischen Berliner Gymnasiums Moses Mendelsson, sagte dem „Jewish Chronicle“, es gebe jährlich sechs bis zehn Neuanmeldungen von Schülern, die in ihrer vorherigen Schule von zumeist muslimischen Schülern diskriminiert worden seien.

Immer wieder werden Vorfälle bekannt, bei denen Juden in Berlin antisemitisch belästigt, beleidigt und mitunter sogar angegriffen werden. Neben Rechtsextremen und Neonazis sind oft arabisch- und türkischstämmige Jugendliche und Männer die Täter.

Laut Zeitungsberichten haben an der Friedenauer Gemeinschaftsschule etwa 75 Prozent der Schüler eine andere Muttersprache als Deutsch, viele kommen aus türkischen oder arabischen Familien – so auch die jugendlichen Angreifer. Die Schule ist seit 2016 Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“.

KNA/dpa/AFP/nidi

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