Bekannte Ökonomen warnen vor negativen Folgen für die deutsche Wirtschaft nach einem Einzug der AfD in den Bundestag. „Fremdenfeindliche Aussagen von Parteien, die in Parlamenten vertreten sind, können ähnlich wie fremdenfeindliche Übergriffe Investoren abschrecken“, sagte der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Clemens Fuest, dem „Handelsblatt“ vom Donnerstag.
Mit einem Wahlerfolg der AfD würden die Regionen in das Blickfeld internationaler Öffentlichkeit rücken, in denen die Partei besonders stark sei. Dies sind vor allem ostdeutsche Gegenden, etwa die sächsische Schweiz. Aber auch die baden-württembergische Stadt Pforzheim ist eine Hochburg der Rechtspopulisten.
„Viele Investoren werden überlegen, ob es ihnen gelingen wird, Mitarbeiter aus anderen Regionen oder Ländern zum Umzug an den Investitionsstandort zu bewegen“, sagte Fuest.
„Risiko für die Wirtschaftspolitik“
Auch der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, befürchtet Folgen für den Standort Deutschland. „Wenn die Medien von einem wirtschaftsliberalen Flügel sprechen, gehen sie der Partei auf den Leim“, sagte Hüther der Zeitung. „Es gibt in einer Partei, die auf Abschottung, Fremdenfeindlichkeit und Hass setzt, keine Reservate des Liberalismus. Deshalb wäre die AfD als drittstärkste Kraft eine Belastung für den Standort Deutschland.“
Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, sieht in der AfD ein „Risiko für die Wirtschaftspolitik“. „Die Gefahr ist groß, dass die neue Bundesregierung mehr auf populistische Debatten eingehen wird, als sich auf wichtige wirtschafts- und sozialpolitische Reformen zu konzentrieren“, sagte Fratzscher dem „Handelsblatt“.
Umfragen zufolge kann die AfD damit rechnen, bei der Bundestagswahl am 24. September erstmals in den Bundestag gewählt zu werden. Je nach Erhebung könnte die Partei sogar drittstärkste Kraft werden.