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Audi schließt seine Taskforce „Diesel“

Wirtschaftskorrespondent
Das Logo mit den vier Ringen an einem Audi: Spielt die Staatsanwaltschaft beim Plan des Konzerns mit? Das Logo mit den vier Ringen an einem Audi: Spielt die Staatsanwaltschaft beim Plan des Konzerns mit?
Das Logo mit den vier Ringen an einem Audi: Spielt die Staatsanwaltschaft beim Plan des Konzerns mit?
Quelle: AFP/Getty Images
Der Abgasskandal hält auch die VW-Tochter Audi in Atem. Doch jetzt sieht Vorstandschef Rupert Stadler die drängendsten Probleme gelöst und will wieder zur Normalität übergehen. Doch dieser Optimimus scheint verfrüht.

Audi will die interne Aufarbeitung der Abgasaffäre Anfang 2018 nach gut zweieinhalb Jahren weitgehend abschließen und zur Normalität zurückkehren. Bis zum Ende des ersten Quartals werde die Überprüfung aller Motor- und Getriebekombinationen abgeschlossen sein, so dass man dann sicher sei, dass es keine weiteren Abgasmanipulationen gebe, sagte Vorstandschef Rupert Stadler.

Die sogenannte Taskforce „Diesel“ soll dann aufgelöst werden. Das sei „ein äußeres Zeichen, dass wir allmählich vom Krisenmodus wieder auf den Regelbetrieb umstellen können“, sagte Stadler. „Anfang kommenden Jahres werden wir die Diesel-Themen wieder an den APS geben, unseren Ausschuss für Produktsicherheit als zentrales Gremium.“

Stadler versichert, dass der Skandal nachwirke und die nötigen Konsequenzen gezogen worden seien. Man habe bei Audi „große Fortschritte bei der Integrität“ erzielt. „Das Mehr-Augen-Prinzip haben wir in der Antriebsentwicklung und an weiteren Stellen ausgebaut und institutionalisiert“, sagte er. „Damit stellen wir sicher, dass sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.“ Die Abteilungen für Integrität, Compliance und Risiko-Management seien verschmolzen und mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet worden.

„Wir haben unser Hinweisgebersystem neu aufgestellt“, sagte Stadler. „Wer den Eindruck hat, bei uns läuft etwas gegen Recht und Gesetz, kann sich jederzeit an das Aufklärungs-Office wenden.“ Zusätzlich stünden weiterhin zwei externe Rechtsanwälte als neutrale Ombudsmänner bereit. Auch der sogenannte Monitor Larry Thompson, eine Art Kontrolleur der US-Regierung, der nach dem Vergleich des Konzerns in der Abgasaffäre mit den amerikanischen Behörden installiert wurde, beobachte aufmerksam, wie sich Audi neu aufgestellt habe.

Stadler erwartet keine weitere Überraschungen

„Larry Thompson ist ein aktiver Beobachter, der die richtigen Fragen stellt, während wir bei Audi uns in die Zukunft bewegen“, sagte der Audi-Chef. Der Monitor habe auch die Betriebsversammlungen vor wenigen Wochen in Ingolstadt und Neckarsulm besucht und dort mit den Mitarbeitern gesprochen.

Stadler gab sich zuversichtlich, dass bis zum Ende der Überprüfung aller Motoren Anfang nächsten Jahres keine weiteren Überraschungen mehr auftreten werden. Etwa 80 Prozent der Motor-Getriebe-Kombinationen seien bereits getestet. „Zu den Mess-Ergebnissen tauschen wir uns laufend mit dem Kraftfahrt-Bundesamt aus und erarbeiten nach und nach systematisch Lösungen“, sagte er. Nach jetzigem Stand seien aber keine zusätzlichen Fälle zu erwarten, alles sei mit dem Rückruf von insgesamt 850.000 Fahrzeugen abgedeckt, für die man eine Software-Nachrüstung angeboten habe. „Jeder einzelne Rückruf ist schmerzlich“, sagte Stadler. „Doch Aufklärung bis ins letzte Detail ist der einzige Weg, der für uns infrage kommt.“

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Das könnten allerdings auch andere so sehen und den Plan des Audi-Chefs für die neue alte Normalität noch durchkreuzen. Seit Monaten ermittelt die Münchner Staatsanwaltschaft gegen Mitarbeiter des Autobauers. Mit einer Razzia ausgerechnet am Tag der Jahrespressekonferenz gingen die Ermittler schon einmal auf Konfrontationskurs mit Stadler. Ob am Ende aus den Ermittlungen Anklagen entstehen werden, ist bislang offen. Allerdings hat die Staatsanwaltschaft bereits zwei Verdächtige in Untersuchungshaft genommen. Sollte es zu Prozessen kommen, dürfte die Affäre Audi noch über viele Monate – womöglich sogar Jahre – immer wieder einholen.

Stadler will trotzdem nach vorne blicken. Der Verkauf der Motorradtochter Ducati, den der Konzern zwischenzeitlich vorangetrieben hatte, auch um eventuell noch höhere finanzielle Belastungen aus dem Abgasskandal unbeschadet überstehen zu können, ist inzwischen wieder abgeblasen. Offenbar ist man sich inzwischen sicher, dass man das Tafelsilber doch nicht verkaufen muss, um über die Runden zu kommen. „Ich versichere Ihnen: Ducati gehört zur Audi-Familie“, sagte Stadler.

„Da ist eine perfekte Kombo entstanden“

Auch mit seinen neuen Kollegen im Vorstand fühlt sich der Audi-Chef wohl. Vor hundert Tagen waren große Teile des Managements ausgetauscht worden. „Wären wir Musiker, würde ich sagen, da ist eine perfekte Kombo entstanden“, schwärmt Stadler. Man duze und vertraue sich im neuen Vorstand. Dass auch Stadlers eigener Job als alles andere als sicher galt, scheint zumindest für ihn selbst vergessen.

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Doch auch nach Ende des Krisenmodus bleibt das Thema Abgase laut Stadler bestimmend. „Das größte Risiko der nächsten Jahre sind die strengen CO2-Auflagen“, sagte er. Dabei geht es diesmal nicht um illegale Manipulationen, sondern um die Grenzwerte der EU. Sollten die verfehlt werden, müssten die Autobauer hohe Strafzahlungen leisten. Liege man nur um elf Gramm CO2 pro Kilometer über dem erlaubten Flottendurchschnitt, bedeute das bereits ein Bußgeld von einer Milliarde Euro, rechnete Stadler vor. „Ich habe stets gesagt – übrigens auch schon vor der Dieselkrise: Ein Nichterfüllen kommt für uns nicht infrage.“

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Da sind Äußerungen wie die von VW-Chef Matthias Müller in einem Interview über eine Abschaffung der Dieselsubventionen nicht hilfreich. Dieselfahrzeuge stoßen zwar mehr Schadstoffe wie Stickoxide aus, erzeugen aber weniger CO2. Stadler widersprach seinem Konzernchef natürlich nicht. Man müsse den Vorschlag von Müller genau lesen, es gehe um die Zeit nach 2021, wenn noch strengere CO2-Vorgaben erfüllt werden müssen. Dann komme es nicht mehr auf den Diesel, sondern einen hohen Anteil von Elektrofahrzeugen an, die man dann auch stärker fördern müsse.

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Quelle: N24

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