WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Wissenschaft
  3. Mysteriöse Lichter: Das Rätsel um die „Ufos aus Hessdalen“

Wissenschaft Mysteriöse Lichter

Das Rätsel um die „Ufos aus Hessdalen“

Rätselhaft: Hessdalen-Lichter können nur kurz aufblinken oder sogar über 20 Minuten lang leuchten. Auch in der Vergrößerung (kleines Bild r. o.) geben die Lichtphänomene ihr Geheimnis nicht preis Rätselhaft: Hessdalen-Lichter können nur kurz aufblinken oder sogar über 20 Minuten lang leuchten. Auch in der Vergrößerung (kleines Bild r. o.) geben die Lichtphänomene ihr Geheimnis nicht preis
Rätselhaft: Hessdalen-Lichter können nur kurz aufblinken oder sogar über 20 Minuten lang leuchten. Auch in der Vergrößerung (kleines Bild r. o.) geben die Lichtphänomene ihr Geheim...nis nicht preis
Quelle: pa
Schon seit 200 Jahren wird von unerklärlichen Lichtphänomenen im norwegischen Hessdalen berichtet. Klar ist: Die Lichter sind keine Spinnerei. Wissenschaftler suchen nach der Ursache.

Hessdalen ist ein kleines Hochtal im Zentrum Norwegens, nur wenige Breitengrade vom Polarkreis entfernt. Behutsam schlängelt sich das Flüsschen Hesja durch Felder und Wald. Rund 150 Menschen leben hier. Ruhig ist es, fast schon langweilig.

Nachts aber wird es in Hessdalen richtig spannend. Denn dann kehrt der Spuk ein. In der Dunkelheit tauchen unerklärliche Lichtphänomene auf, schon seit 200 Jahren wird davon berichtet.

Hunderte Einwohner und Touristen haben sie gesehen. Leuchtende Kugeln, die nachts über die Wipfel rasen. Kurz aufblinkende Lichter am Boden. Lange in der Luft stehende oder sich langsam und ungerichtet bewegende Kugeln, in deren Innerem sich eine Struktur formt.

Kleine zuckende Lichtblitze, aber auch Pkw-große Leuchtbälle, die bis zu zwei Stunden lang am Himmel stehen. Die Hessdalen-Phänomene passen in keine Kategorie – und wissenschaftlich erklären lassen sie sich bislang auch nicht.

Unter Ufo-Fans sind die unerklärlichen Hessdalen-Lichter berühmt, es gibt nicht viele Orte, an denen regelmäßig Mysteriöses passiert. Aber auch Physiker begeistert das merkwürdige Leuchten.

Die Hessdalen-Lichter sind keine Spinnerei

Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen der Lichter führte Erling Strand, ein Computeringenieur vom Østfold University College, durch. Er hatte 1982 aus der norwegischen Presse von den „Ufos aus Hessdalen“ gehört. Mit befreundeten Physikern gründete er ein Jahr später das „Projekt Hessdalen“.

In ihrem ersten Sommer konnten die Forscher 188 merkwürdige Lichter im Tal filmen, von denen sich 53 hinterher nicht als Autoscheinwerfer oder Beleuchtung von Gebäuden enttarnen ließen. Das Fazit: Es gibt das Phänomen wirklich, die Hessdalen-Lichter sind keine Spinnerei.

Aber warum entstehen die Geisterlichter – und was sind sie? Die Forscher feuerten mit Lasern auf die Lichtkugeln und versuchten, ihr Spektrum zu bestimmen. Sie analysierten ihre Bewegungen und Geschwindigkeiten und führten eine Reihe anderer Tests durch. Es gab den Versuch, seismische Aktivität mit den Erscheinungen in Zusammenhang zu bringen oder auch die Radioaktivität des umgebenden Gesteins – aber: Fehlanzeige.

Es wurde ruhig um die Lichter im hohen Norden. Um dennoch mehr über sie herauszufinden, richten Forscher regelmäßig „Science-Camps“ ein, in denen Jugendliche beim Datensammeln helfen. Die Lichter werden weiterhin untersucht – doch die Forscher verzweifeln auch etwas darüber, dass sie sich der wissenschaftlichen Erklärung so standhaft entziehen.

Erklärung im Gestein der Region?

Anzeige

Jader Monari vom INAF-Institut für Radioastronomie in Medicina und Romano Serra von der Universität Bologna haben sich auf die Geologie des Hessdalen-Tales spezialisiert. Hier, im Gestein der Region, suchen sie nach einer Erklärung für die Lichtphänomene.

Die Forscher präsentieren eine erstaunliche Hypothese: Das idyllische Tal Hessdalen soll eine Art natürliche Batterie sein. Und die Phänomene haben etwas mit Plasma-Physik zu tun.

Plasmen bestehen aus einem Gemisch geladener Teilchen, also Ionen und Elektronen. Je nach Zusammensetzung des Plasmas kann es Licht abstrahlen, wenn die geladenen Partikel zueinanderfinden. Sind die Umgebungstemperaturen niedrig, kann ein Plasma auch „unsichtbar“ bleiben – und eben kein Licht ausstrahlen.

Hessdalen ist ein geologischer Sonderfall: Das Gestein in den Hängen der einen Talseite ist kupferhaltig, das auf der Talseite enthält viel Zink und Eisen. Am Fuße des Tals fließt der Fluss Hesja, dessen Wasser relativ viel Schwefel enthält, der aus geschlossenen Minen aussickert. „Das Tal wird so zu einer perfekten Batterie“, schreiben die Italiener.

Italiener testeten Batterie-Hypothese

Im vergangenen Sommer wollten die beiden Italiener ihre Batterie-Hypothese testen. Sie stellten zwei Felsbrocken von den beiden Hängen des Tals in den Hesja. Und tatsächlich konnten sie zwischen den Felsen eine Spannung messen. „Diese natürliche Batterie erzeugte genügend Energie, um damit eine Lampe zu betreiben“, ist Monari überzeugt.

Nach der These der Italiener können dadurch Plasma-Blasen entstehen. Zudem erzeuge die „Batterie“ elektromagnetische Feldlinien, an denen entlang sich die Blasen bewegen.

Existiert im Norden Norwegens also tatsächlich eine riesige natürliche Batterie? Warum tauchen die Lichter dann aber nicht nur am Fluss zwischen den Hängen auf, sondern auch weiter oben, dort also, wo nach der Theorie keine Plasma-Blasen an Feldlinien entlangrutschen können? Eine stichhaltige Erklärung gibt es nicht.

Verursachen Sonnenstürme das Leuchten?

Anzeige

Björn Gitle Hauge, der am norwegischen Hessdalen-Projekt mitarbeitet, sagte der Zeitschrift „New Scientist“, dass sich mit der Batterie-Theorie keinesfalls alle Fragen klären ließen. Er vermutet, dass Sonnenstürme etwas mit den Phänomenen zu tun haben könnten.

2007 habe es in Hessdalen eine Schar von Lichtern gegeben, die etwa eine halbe Stunde nach einem großen Nordlicht aufgetreten sind. 2010 hätten italienische Forscher die Geisterlichter während eines grünen Polarlichtes gefilmt. Bei einer solchen Aurora borealis treffen geladene Partikel der Sonnenstürme auf die Atmosphäre und lassen sie leuchten. Hauge will dieser Spur nachgehen.

Zum Glück lässt sich nicht so leicht ergründen, ob nun Sonnenstürme, natürliche Batterien oder Plasma-Blasen die Lichter verursachen. Denn so behält Hessdalen vorerst sein Mysterium.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema