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Warum Frauen für die Terrormiliz IS so wichtig sind

Redakteurin
Festnahme in Spanien: Diese marokkanische Frau warb im Internet für den IS Festnahme in Spanien: Diese marokkanische Frau warb im Internet für den IS
Festnahme in Spanien: Diese marokkanische Frau warb im Internet für den IS
Quelle: AFP/Getty Images
Sind Frauen bei der Terrororganisation IS nur Opfer? Keineswegs. Eine neue Studie zeigt, dass sie sogar eine Schlüsselrolle spielen. Vor allem durch gezielte Propaganda in den sozialen Netzwerken.

Frauen, so die weitverbreitete Meinung, sind für die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) vor allem Opfer. Sie sind Kriegsbeute und werden als Sexsklavinnen missbraucht. Zudem lassen sich viele aus westlichen Ländern von der romantischen Vorstellung blenden, „Braut“ eines „heiligen Kriegers“ zu werden, und schließen sich dafür Milizen im Irak, in Syrien und Libyen an.

Doch Frauen im IS sind auch Täterinnen, nicht wenige sogar bereit, selbst zur Waffe zu greifen. Allein aus Deutschland sollen sich mehr als 150 am Kampf beteiligen. Jetzt legen Untersuchungen einer britisch-amerikanischen Forschergruppe um Pedro Manrique von der Universität Miami den Schluss nahe, dass sie sogar eine Schlüsselrolle im Terrornetzwerk spielen. Die Wissenschaftler haben die Online-Aktivitäten weiblicher und männlicher IS-Anhänger analysiert und ihre Ergebnisse in der Studie „Women’s connectivity in extreme networks“ veröffentlicht.

„Sie nehmen 8-jährige Mädchen als Sex-Sklavinnen“

In der Autonomen Region Kurdistan im Nordirak bekommen jesidische Frauen, die dem IS entkommen konnten, psychologische Unterstützung. Was sie in Gefangenschaft erlebten, lässt sie traumatisiert zurück.

Quelle: Die Welt

US-Geheimdiensten war längst bekannt, dass Frauen innerhalb des IS für eine sichere Kommunikation sorgen. Sie treffen sich auf Märkten, auf der Straße, scheinbar zufällig. Tatsächlich aber leiten sie Informationen abhörsicher weiter. Die neue Studie zeigt nun, dass sie auch im Internet aktiver beim Knüpfen von Verbindungen und im Austausch von Informationen sind als Männer.

Die Forscher ermittelten 2015 zwei Monate lang 16.931 Frauen und 24.883 Männer, die für den IS im Netz aktiv waren. Sie verschickten Einberufungsnachrichten, verbreiteten Gebete und Propagandamaterial, darunter Filme von Enthauptungen. Frauen waren daran überproportional beteiligt. Außerdem waren ihre Verbindungen langlebiger als die der Männer. „Sie tragen so entscheidend zur Festigung des Systems bei“, folgert Manrique.

Vergleich zur Terrororganisation IRA

Weil im US-Web IS-Propaganda geblockt wird, beobachteten die Forscher das russische soziale Netzwerk Vkontakte.com. Mit Hashtags wie #calephate oder #fisyria ermittelten sie Personen, die entsprechende Nachrichten verbreiteten. Zum Vergleich untersuchten sie für die Zeit von 1970 bis 1996 die irische Terrororganisation IRA. Auch hier waren Frauen „kommunikativer“. Sie legten zwar nicht mehr Bomben als Männer, waren aber bei der Vorbereitung von Anschlägen aktiver im Austausch von Informationen. Diese Beobachtung entspreche „der Tendenz, dass Frauen besser in Netzwerken eingebettet sind als Männer“.

Aber sind sie auch radikaler? Die Journalistin Marianne Quoirin ist der Frage für die IRA nachgegangen, sie sprach mit vielen weiblichen Mitgliedern der Terrororganisation und kommt zu dem Schluss: Sie sind es. Denn Frauen überlegen länger als Männer, bevor sie sich einer gewaltbereiten Gruppierung anschließen, erst recht, wenn sie Kinder haben. Nur besonders fanatische wählten dann diesen Weg.

Manrique und seine Kollegen hoffen, dass ihre Studie einen Beitrag zur Antiterrorbekämpfung leistet. Denn Ermittler gingen bisher davon aus, dass Frauen vor allem „gelockt“ wurden. Jetzt zeigt sich, sie gehören zu den gefährlichen Anwerbern.

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