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  3. Blasenentzündung: Cranberries schützen nicht vor Harnwegsinfekt

Gesundheit Harnwegsinfekte

Nein, Cranberries schützen die Blase nicht

Seit Jahrzehnten wird untersucht, ob Cranberrys gegen die Entzündungen von Harnwegen und Blase helfen Seit Jahrzehnten wird untersucht, ob Cranberrys gegen die Entzündungen von Harnwegen und Blase helfen
Seit Jahrzehnten wird untersucht, ob Cranberrys gegen die Entzündungen von Harnwegen und Blase helfen
Quelle: AP
Cranberries galten lange als wirksame Naturmedizin gegen Blasenentzündungen – als Saft oder in Tablettenform. Nun widerlegt eine weitere Studie diese Vermutung. Die Beeren schützen die Harnwege nicht.

Was denn nun, hilft ein Mittel oder hilft es nicht? Das wüsste man oft gern, vom Arzt, von einem Experten, aber Ärzte und Experten müssen vorsichtig sein, abwägen, darauf hinweisen, dass noch Studien fehlen. So war das lange auch mit den Cranberrys und den Blasenentzündungen. Die sauren Beeren sollten helfen, gegen akute Infektionen, oder wenigstens als Vorbeugung.

Sollten. Das gilt nicht mehr, es gibt auch nichts mehr abzuwägen. „Es ist Zeit, die Cranberrys hinter uns zu lassen“: Das schreibt Lindsay Nicolle in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals der American Medical Association, des Ärzteverbands der USA. Nicolle ist Professorin für Mikrobiologie an der Universität Manitoba in Kanada. Sie ist auf die Erforschung von Blasenentzündungen spezialisiert. Seit Jahrzehnten wird untersucht, ob Cranberrys gegen die Entzündungen von Harnwegen und Blase helfen, die vor allem viele Frauen wieder und wieder plagen. Die Beere wäre so ein schönes Naturheilmittel. Sonst helfen oft nur Antibiotika gegen die Infektionen.

Eine neue Studie kam in der vergangenen Woche hinzu. Auch diese Studie ergab, dass die Beeren leider nicht wirken. Diesmal testeten Mediziner der Universität Yale, ob Kapseln mit Cranberryextrakt helfen, neuen Blasenentzündungen vorzubeugen. 185 ältere Damen, die in Altenheimen lebten, bekamen ein Jahr lang entweder zwei Cranberrytabletten am Tag oder zwei Placebopillen. Die echten Tabletten enthielten je 36 Milligramm Proanthocyanidin aus Cranberrys.

Das ist der Stoff, der Ärzte lange auf eine Schutzwirkung der Beeren hoffen ließ. Der Stoff kann Bakterien hemmen. Jedenfalls klappt das im Labor. In der neuen Studie wirkte der Stoff aber außerhalb des Labors – in den Körpern der Frauen – mal wieder nicht. Die 92 Frauen, die Cranberrytabletten schluckten, erkrankten genauso oft an Blasenentzündungen, wie die 93 Frauen, die Placebotabletten genommen hatten. Sie hatten auch genauso häufig Bakterien, die Blasenentzündungen auslösen können, in ihrem Urin.

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Forscher sollten nach anderen Mitteln suchen

Schon vorher hatten Studien ergeben, dass es nichts bringt, schnell eine Flasche Cranberrysaft zu trinken, wenn die Entzündung schon da ist, der antibakterielle Effekt des Getränks ist nicht stark genug. Außerdem mussten Studien abgebrochen werden, weil die Teilnehmerinnen einfach nicht genug von dem sauren Saft herunter bekamen. Später wurde untersucht, ob es wenigsten etwas bringt, den Saft zur Vorbeugung zu trinken, auch dafür fanden sich nicht genug Belege.

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Also untersuchte man das Konzentrat, in Tablettenform, die meisten Studien fanden auch hier keine Belege dafür. Bislang, könnte man sagen, als optimistischer Fan der Cranberry, vielleicht fehlt die entscheidende Studie ja noch? Lindsay Nicolle, die Mikrobiologin aus Kanada glaubt nicht mehr daran. Seit fast hundert Jahren suche man nach Belegen dafür, dass Cranberrys die Harnwege gegen Infektionen wappnen – ohne Erfolg. Ärzte sollten damit aufhören, ihren Patienten die Beeren zu empfehlen, „und dabei suggerieren, dass es einen belegten oder auch nur möglichen Nutzen gibt“. Forscher sollten nach anderen Heilmitteln und Therapien suchen.

Wer Cranberrys mag, der könne sie natürlich weiter zu sich nehmen, als Saft, oder sogar als Kapsel, „aus welchem Grund auch immer“.

So viel taugen "Superbeeren"-Säfte wirklich

Cranberry-Saft gilt als sehr gesund. Teilweise werden ihm sogar heilende Kräfte nachgesagt, zum Beispiel bei Blasenentzündung. Stiftung Warentest hat sich die "Super-Säfte" mal genau angeschaut.

Quelle: Die Welt

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