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Gesundheit Übergewicht

Die dicke Diskrepanz zwischen deutschen Männern und Frauen

Korrespondentin in Washington
Deutschland hat ein dickes Problem

Seit 2012 vergleicht die WHO alle drei Jahre für den „Europäischen Gesundheitsbericht“ Daten von fast 900 Millionen Menschen in 53 Ländern. Dabei kam nun heraus: die Deutschen werden immer dicker.

Quelle: WELT

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Die Deutschen werden immer älter und sie leben in vielerlei Hinsicht gesünder. Mit einer Ausnahme: Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen rasant zu, besonders bei Männern und Jungen ist der Trend fatal.

Die Deutschen werden immer dicker – im Vergleich zu den Männern liegen die Frauen im Land immerhin unter dem internationalen Durchschnitt. 55 Prozent der Frauen in der „Europa-Region“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gelten als übergewichtig. In Deutschland sind es nur 50 Prozent. Von den deutschen Männern bringt mittlerweile weit über die Hälfte (65 Prozent) zu viele Kilos auf die Waage.

Auch hinsichtlich der Fettleibigkeit, die ab einem Body Mass Index (BMI) von 30 gilt, schneiden 25 Prozent der deutschen Männer mit überdurchschnittlich ungesundem Körperumfang ab. In diese Kategorie fällt in Deutschland jede fünfte Frau, in der Gesamtregion ist es mit jeder vierten Frau vergleichsweise deutlich mehr.

Damit bilden die deutschen Frauen im internationalen Vergleich zwar eine Ausnahme, denn in anderen Ländern neigen generell eher die Frauen als die Männer zu Fettleibigkeit. Dieser Ausrutscher kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die jetzt von der WHO in London vorgestellten Daten für das deutsche Gesundheitssystem nichts Gutes bedeuten. Übergewicht und Adipositas führen oftmals zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, verursachen manche Krebsarten und Diabetes.

Quelle: Infografik WELT

Seit 2012 vergleicht die WHO alle drei Jahre für den „Europäischen Gesundheitsbericht“ Daten von fast 900 Millionen Menschen in 53 Ländern von Portugal bis Usbekistan. Von wenigen Staaten abgesehen wird die Fettleibigkeit zunehmend zu einer Volkskrankheit. Waren 2010 rund 56 Prozent der Menschen übergewichtig, stieg die Zahl 2016 auf fast 59 Prozent. Die Zahl der Fettleibigen stieg im gleichen Zeitraum von 20,8 auf 23,3 Prozent.

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Auch Deutschlands Gesundheitspolitiker sind längst mit der Herausforderung konfrontiert, wirksame Strategien gegen zu viele Kalorien und für mehr körperliche Bewegung zu finden. „Steuern und Gesetze funktionieren. In Ländern, die beispielsweise eine Zuckersteuer eingeführt haben, kann man eine positive Entwicklung feststellen“, sagt WHO-Expertin Claudia Stein. Staaten wie die USA oder Mexiko streben eine bis zu zwölfprozentige Reduzierung des Zuckerkonsums an, indem sie zuckerhaltige Getränke mit einer Steuer belegt haben. „Gesunde Ernährung muss Teil des Lebenslaufs sein. Es fängt mit der Schule an und geht weiter ins Erwachsenenleben“, ergänzt Stein. „Beispiel Dänemark, wo das Fahrrad das wichtigste Transportmittel ist. Dort wird im Winter als Erstes der Schnee von den Fahrradwegen geräumt.“ Dass Steuern und Gesetze Gesundheitsministern Freude machen und Erfolge zeitigen, haben in den vergangenen Jahren beispielsweise Vorschriften auf EU-Ebene wie ein Rauchverbot an öffentlichen Orten bewiesen. Letzteres ist nach Überzeugung der WHO-Experten ein Grund, warum der Konsum von Tabak konstant rückläufig ist – wobei er in den östlichen und mithin ärmeren Regionen Europas tendenziell höher liegt.

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Auch der Konsum von Alkohol sinkt generell. Tranken die Deutschen beispielsweise vor 40 Jahren noch fast 18 Liter pro Jahr, sind es den jüngsten Daten zufolge noch rund zwölf Liter. Womit die Bundesbürger aber weiter deutlich über dem regionalen WHO-Schnitt von unter acht Litern liegen.

Besonders intensiv hat sich die WHO die Daten zu Kindern angesehen. Auch hier ist die Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit erschreckend – und sollte nun Alarmsignale auslösen. Fast jeder vierte 15-jährige Junge gehört in diese Kategorie und rund 13 Prozent der Mädchen. Auffällig ist, dass es gerade unter den Jungen einen signifikanten Sprung gibt: Im Alter von elf Jahren sind nur 19 Prozent der Jungen zu dick.

Quelle: Infografik WELT

Die Zahl dicker Mädchen nimmt hingegen nicht so stark mit dem Alter zu. Trotzdem sind es gerade die Mädchen, die nicht mit ihrem Gewicht zufrieden sind. Beinahe die Hälfte der 15-Jährigen hält sich den WHO-Daten zufolge für zu dick, was der Realität widerspricht und auf ein ungesundes Verhältnis und Selbstbild mit dem eigenen Körper hindeutet.

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Experten sind sich einig, dass solche Selbstzweifel eng im Kontext stehen mit dem Druck vermeintlicher „Schönheitsideale“, die von sozialen Medien verbreiteten werden. Gerade unter jungen Menschen sorgt das für den ständigen Zwang zur Selbstdarstellung und zum permanenten Vergleichen untereinander.

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Die WHO-Experten haben den vielen Herausforderungen zum Trotz eine wichtige positive Zahl zu vermelden: Die Lebenserwartung in der Region ist um ein ganzes Jahr gestiegen, und das in einem Zeitraum von nur fünf Jahren. Lag diese 2010 bei 76,7 Jahren, waren es 2015 bereits 77,9 Jahre.

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