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Ausland Panne in Brüssel

Von 1,78 bis 14,70 Euro – so viel kosten die Impfstoffe

Jens Spahn informiert, wer zuerst gegen Corona geimpft werden soll

In Deutschland soll mit den Coronaschutz-Impfungen am 27. Dezember begonnen werden. Eine Impfverordnung regelt, welche Personengruppen zuerst immunisiert werden dürfen. Sehen Sie dazu hier die Pressekonferenz mit Bundesgesundheitsminister Spahn.

Quelle: WELT

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Durch einen Fehler wurde bekannt, wie viel die EU-Länder für die Impfstoffe der verschiedenen Hersteller zahlen sollen. Bei Preisen und Verfügbarkeit scheint die EU gegenüber Großbritannien im Vorteil zu sein. Und ein Experte verrät, wann alle EU-Bürger geimpft sein sollen.

Erstmals wurde jetzt bekannt, wie viel die EU-Länder den einzelnen Impfstoffherstellern zahlen müssen. Die eigentlich geheime Preisliste wurde von der belgischen Finanzstaatssekretärin Eva De Bleeker veröffentlicht – aus Versehen, wie es hieß. Der Tweet wurde nach kurzer Zeit wieder gelöscht.

Trotzdem konnte WELT Einblick nehmen. Dies ist die Preisliste für die Corona-Impfstoffe pro Dosis: Astra Zeneca: 1,78 Euro; Johnson & Johnson: 8,50 Dollar (6,95 Euro); Sanofi-GSK: 7,56 Euro; Curevac: 10,00 Euro; Biontech/Pfizer: 12,00 Euro; Moderna: 18,00 Dollar (14,70 Euro).

Warum die Preisunterschiede so groß sind, lässt sich nicht pauschal beantworten und hängt naturgemäß auch mit der Herstellung zusammen. Allerdings betrachtet etwa das britisch-schwedische Unternehmen Astra Zenca seinen Impfstoff als Beitrag für die öffentliche Gesundheit und als eine Art Geschenk an die Gesellschaft – und verkauft ihn darum weitgehend zum Selbstkostenpreis.

Die EU-Kommission hat im Auftrag der Mitgliedstaaten Verträge für insgesamt 1305 Millionen Impfdosen abgeschlossen, hinzu kommt eine Option auf weitere 600 Millionen Einheiten.

Günstiger als für Briten und Amerikaner

Experten weisen darauf hin, dass die Europäer wohl weniger für einige Impfstoffe zahlen als beispielsweise Großbritannien und die USA. So soll der Preis für eine Dosis Biontech-Impfstoff nach unbestätigten Angaben in den USA bei 20 Dollar (16,30 Euro) liegen.

Neue Veröffentlichungen zeigen auch, dass ein früher Impfbeginn wie in Großbritannien nicht automatisch bedeutet, dass die Briten am Ende mehr Impfstoff bekommen. So erhalten die EU-Länder vom zuerst zugelassenen Biontech/Pfizer-Impfstoff 0,67 Dosen pro Kopf, die Briten hingegen nur 0,61 Dosen. Noch größer ist der Unterschied beim Impfstoff des US-Unternehmens Moderna: Die EU-Bürger erhalten 0,36 Dosen pro Kopf, die Briten nur 0,11.

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„Das wird im Frühjahr einen großen Unterschied machen. Dann wird in der EU deutlich mehr geimpft werden können als in Großbritannien“, erklärte der EU-Abgeordnete und Gesundheitsexperte Peter Liese (CDU). Aus seiner Sicht haben daher „EU-Kommissionschefin von der Leyen und EU-Gesundheitskommissarin Kyriakides alles richtig gemacht“.

Großbritannien setzt sehr stark auf den Impfstoff von Astra Zeneca, an dessen Entwicklung die Universität Oxford beteiligt ist. Auch Brüssel hat 300 Millionen Impfdosen reserviert. Aber ausgerechnet diesem Unternehmen sind Fehler bei der klinischen Studie unterlaufen, die Erfolgsquoten des Impfstoffs wurden dadurch zu optimistisch berechnet.

Es ist bisher nicht klar, ob und wann es zu einer Auslieferung kommen wird. Kommt sie nicht, könnte dies auch in der EU zu leichten Verzögerungen bei den Impfungen führen. Großbritannien dürfte dann jedoch ein ernsthaftes Problem haben, hieß es aus Expertenkreisen.

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Für den Impfstoff von Biontech/Pfizer soll die Zulassungsempfehlung durch die europäische Arzneimittelbehörde EMA am kommenden Montag erfolgen und für den von Moderna am 6. Januar. Das Tübinger Unternehmen Curevac wiederum hat in dieser Woche mit den klinischen Studien begonnen.

Die EU hat 405 Millionen Dosen geordert, die Briten hingegen werden bei Curevac zumindest bis zum Sommer leer ausgehen. Unklar ist, ob der geplante Impfstoff von Sanofi/GSK jemals auf den Markt kommen wird, bisherige Studien zeigten nicht den gewünschten Erfolg.

Die entscheidende Frage für die EU-Bürger bleibt aber: Bis wann werden die Corona-Impfungen abgeschlossen sein? Dazu sagte Gesundheitsexperte Liese, der seit Monaten engen Kontakt zu den Herstellern, der EU-Kommission und den deutschen Gesundheitsbehörden hält: „Alle über 80-Jährigen und das medizinische Personal dürften bis Ende März des kommenden Jahres geimpft sein.“

Danach folgen systemrelevante Gruppen wie Polizisten, aber auch chronisch Kranke. Liese: „Bis September, spätestens aber bis November dürfte jeder EU-Bürger geimpft sein. Dann haben wir eine reale Chance, dass die Pandemie vorüber ist.“

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