Nach Ausschreitungen bei einer Demonstration in Herne (Nordrhein-Westfalen) ist es nun am gleichen Ort erneut zu einer Schlägerei zwischen Türken und Kurden mit rund 60 Beteiligten gekommen. „Man hatte Knüppel dabei, Latten“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Außerdem soll bei der Schlägerei am Montagabend ein Messer gezeigt worden sein, das aber nicht benutzt wurde. Nach aktuellem Ermittlungsstand wurde eine Person leicht verletzt.
Die Beamten waren nach eigenen Angaben mit „starken Kräften“ unter anderem von der Bereitschaftspolizei vor Ort, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die Beamten hätten Pfefferspray eingesetzt, sagte der Sprecher. Außerdem hätten nach der Auflösung der Schlägerei die Kollegen noch lange Präsenz gezeigt. Schlagwerkzeuge und Schreckschusspistolen wurden sichergestellt.
In den vergangenen Tagen kam es in Nordrhein-Westfalen mehrmals zu Ausschreitungen bei Kurden-Demonstrationen gegen die türkische Militäroffensive in Nordsyrien. Bei der Kundgebung in Herne eine Woche zuvor wurden mehrere Menschen verletzt. Demonstranten hatten einen Kiosk und ein türkisches Café angegriffen. Vor diesem Café ereignete sich nun auch die aktuelle Schlägerei.
Laut Polizei hatten sich in der Nähe des Cafés, das vor allem von Kurden besucht wird, verschiedene Gruppen versammelt. Die Einsatzkräfte versuchten, deren Aufeinandertreffen zu verhindern. Ein Teil der kurdischen Gruppe sei jedoch bis zu dem Café gelangt, wo es dann zu der Schlägerei gekommen sei.
Die Polizei erstattete vier Anzeigen, unter anderem wegen Landfriedensbruchs und Körperverletzung. Zudem seien mehrere Platzverweise ausgesprochen worden. Der Staatsschutz der Bochumer Polizei ermittelt.
Bei einer Demonstration von Kurden in Bielefeld vor einer Woche gegen die türkische Militäroffensive hatte es ebenfalls Handgreiflichkeiten gegeben. Nach Polizeiangaben war es zwischen etwa 20 bis 25 Teilnehmern der Demo und mehreren Passanten zu einer Rangelei gekommen, die die Polizei trennen musste. Den Handgreiflichkeiten seien Provokationen der Passanten vorausgegangen.
Eine Demonstration am Samstag in Köln hingegen blieb weitgehend friedlich. Nach den Ausschreitungen in Herne hatte die Kurdische Gemeinde in Deutschland ihre Mitglieder zu Besonnenheit aufgerufen. „Wir kommunizieren die ganze Zeit gegenüber unseren Mitgliedern und allen kurdischen Vereinen: Wenn es zu Ausschreitungen kommt, wird es unserer Sache schaden“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Ali Ertan Toprak, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vergangene Woche. „Unsere Botschaft lautet: Lasst euch nicht provozieren. Reagiert nicht auf die Provokationen von türkisch-nationalistischer Seite.“
Der türkische Botschafter in Deutschland, Ali Kemal Aydin, riet seiner Gemeinde, die Ruhe zu bewahren und „sich nicht von solchen Terroraktionen provozieren zu lassen“. Von den Bundes- und Landesbehörden erwartete er „erhöhte Sicherheitsmaßnahmen und größere Rücksicht für den Schutz des Lebens und Eigentums unserer Bürger“.