Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller (SPD), hat die Bevölkerung auf weitere Einschränkungen vorbereitet. „Wir müssen einen langen Atem haben, um gemeinsam durch diese Pandemie-Zeit zu kommen, und uns darf jetzt auch nicht die Puste ausgehen“, sagte Müller bei einer Pressekonferenz am Donnerstagabend.
Man habe viel erreicht in den vergangenen Monaten. „Das ist eine hoffnungsvolle Entwicklung, die wir da sehen.“ Die Infektionsdynamik aus dem Herbst sei gestoppt worden. „Aber wir können uns noch nicht zurücklehnen.“ Es sei ein mühseliger Weg, aber die Mühe lohne sich. „Wir müssen unseren Weg weiter beschreiten, um noch mehr Menschen zu helfen.“ Grundlage für die weiteren Beschlüsse sei die Situation in den Krankenhäusern.
Vor der Pressekonferenz war bereits bekannt geworden, dass die von Bund und Ländern beschlossenen Lockerungen der Kontaktbeschränkungen über Weihnachten in Berlin nicht gelten sollen. Im Corona-Hotspot Berlin könne es keine derartigen Lockerungen geben, hieß es aus Senatskreisen. Demnach sollen sich in Berlin über die Feiertage maximal fünf Personen zu privaten Zusammenkünften treffen dürfen, hinzu kommen Kinder.
Bund und Länder hatten sich hingegen am Mittwoch für Treffen „im engsten Familien- oder Freundeskreis“ vom 23. Dezember bis 1. Januar auf eine Obergrenze von zehn Personen plus Kinder bis 14 Jahren verständigt. Zuvor sollen laut Bund-Länder-Beschluss private Zusammenkünfte mit Freunden, Verwandten und Bekannten wegen der Infektionslage ab 1. Dezember auf fünf Personen des eigenen und eines weiteren Haushalts beschränkt werden, Kinder bis 14 ausgenommen.
Müller kündigte hingegen an, die Fünf-Personen-Regelung werde auch in der Weihnachtszeit gelten. „Wir wollen, dass sich deutlich weniger Personen begegnen können, als das auf der Bundesebene geregelt ist.“ Auch die Maskenpflicht werde ausgeweitet auf „belebtere Straßen und Plätze“. Gemeint seien damit „praktisch“ alle Straßen, in denen es „in irgendeiner Form ein öffentliches Leben gibt durch Einzelhandelsangebote, durch Handwerksbetriebe“ und Ähnliches. Die Regelung gelte jedoch nicht für Wohnstraßen.
In Berlin sollen aber wie auch in Hessen und Nordrhein-Westfalen bei Verwandtenbesuchen über Weihnachten auch Übernachtungen in Hotels möglich sein – entgegen dem Willen von Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). Wer eine Verwandtenreise mache, „der muss ja auch die Chance haben, irgendwo übernachten zu können“, sagte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Donnerstag. Ähnlich äußerten sich NRW-Regierungschef Armin Laschet (CDU) und Müller.
Belegung der Intensivbetten nah am kritischen Wert
In der Hauptstadt sind in der vergangenen Woche nachweislich mehr als 100 Menschen im Zusammenhang mit dem neuen Coronavirus gestorben. Gab es am 19. November 422 registrierte Todesfälle, waren es am Donnerstag 527, heißt es im aktuellen Lagebericht des Senats. Allein seit Mittwoch kamen 19 weitere Todesopfer hinzu.
Die Belegung der Intensivbetten in der Hauptstadt mit Covid-19-Patienten liegt mit 24,2 Prozent weiter nah am kritischen Schwellenwert von 25 Prozent. Die Corona-Ampel bleibt damit in diesem Bereich tiefgelb. Insgesamt wurden am Donnerstag in der gesamten Stadt 305 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt, davon 250 mit künstlicher Beatmung.