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DIE WELT

Mormonen helfen bei der Ahnenforschung

Rund 400 Millionen Namen stehen auf einer Internet-Seite griffbereit

Salt Lake City - Seit mehr als hundert Jahren schicken die "Heiligen der letzten Tage" (auch Mormonen genannt) ihre jungen Leute nicht nur als Missionare in alle Welt: Sie sammeln auch überall, wo sie nur können, Informationen aus Kirchenbüchern und Geburtsregistern. Auf diese Weise haben die Mormonen bereits eine Kollektion von rund zwei Milliarden Namen und Personalien Verstorbener zusammengetragen, die im größten Ahnenarchiv der Welt bei Salt Lake City gesammelt wurden.

Rund 400 Millionen dieser Namen sind seit Montag auf einer Internet- Seite allgemein verfügbar, und im Laufe des Jahres sollen noch viele Millionen hinzukommen. "Die Suche danach, unsere Familiengeschichte zu verstehen, kann unser Leben verändern", meinte der Mormonenpräsident Gordon Hinckley zur Eröffnung der Internet-Seite. "Sie bringt Einheit und Zusammenhalt in die Familien."

Doch dies allein ist nicht der Hauptgrund, warum die Mormonen so ein umfangreiches Namenregister - mit Geburts- und Sterbedaten sowie oft einem kompletten Stammbaum, über viele Generationen hinweg - eingerichtet haben. Nach ihrem Glauben ist es auch möglich, längst gestorbene Vorfahren durch einen Stellvertreter taufen und in die Mormonengemeinde aufnehmen zu lassen, damit sie wenigstens im Jenseits auf den richtigen Weg des Glaubens kommen können. Neben den Ahnendateien, die auf Mikrofilm gespeichert und in einer Granitkammer in den Wasatch-Bergen von Utah bombensicher aufbewahrt sind, sammeln die Mormonenmissionare und -ahnenforscher auch Passagierlisten der Einwandererschiffe, Grundbücher von Besiedelungsprojekten und Geburts- und Totenscheine ihrer Mitglieder. Darüber hinaus werden in Zukunft auch noch Tausende anderer Webseiten zum Thema Ahnenforschung angezapft.

Die Mehrheit der gespeicherten Namen und Familienstammbäume konzentriert sich zwar auf die USA, aber auch deutsche Ahnenforscher können hier fündig werden. Am einfachsten ist es natürlich, die Stammbäume der Adelsgeschlechter zurückzuverfolgen, da diese am besten dokumentiert sind. Die Vorfahren des "eisernen Kanzlers" Fürst Otto von Bismarck beispielsweise lassen sich über 13 Generationen hinweg bis zu Rudolf von Bismarck (geboren 1280, gestorben am 22. Juni 1340) aus dem altmärkischen Stendal zurückverfolgen. Bismarcks politischer "Urenkel" Helmut Kohl dagegen fände wenig Verwertbares: Zwar sind mehr als 200 Einträge unter den Namen Kohl sowie den gleichklingenden Varianten Cole, Kool oder Koel zu finden, doch nach Ludwigshafen führt keine Spur.

Doch wer hier nach seinen Vorfahren suchen will, muß Geduld mitbringen: Der Computer, über den man die Ahnendatei erreichen kann, droht unter der Menge der Nachfragen zusammenzubrechen. Seit die Datei im April versuchsweise freigegeben wurde, hat sich die Zahl der täglichen Anfragen von zwei Millionen (am 1. April) über durchschnittlich sieben Millionen bis auf nunmehr 30 Millionen (am Tag der offiziellen Freigabe) gesteigert. Trotz dieser großen Nachfrage will die "Kirche der Heiligen der letzten Tage" keine Benutzergebühren verlangen: "Wir haben uns auf dieses Unterfangen nicht für den materiellen Gewinn eingelassen", erklärte der Kirchenpräsident Hinckley. "Unser Motiv ist es, den Mitgliedern unserer Kirche und anderen zu helfen, ihre Wurzeln zu finden."

Die Adresse der Internet-Seite:

http://www.familysearch.org.

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