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Mordfall Wachtel: Ministerium ließ ZDF Verhaftung filmen

Die Polizei ist sich auch ohne Sachbeweise sicher, dass mit dem 18-jährigen Alexander Brug der Mann in Haft sitzt, der vor eineinhalb Jahren den damals 13-jährigen Markus Wachtel in Peine-Stederdorf ermordet hat. Polizei und Innenministerium unter Minister Heiner Bartling in Hannover gerieten gestern aber unter Druck, weil ein Kamerateam des ZDF exklusiv Gelegenheit hatte, die Festnahme am Vortag in einer Berufsschule zu filmen.

Die Fernsehanstalt sendete am Abend die Bilder und unternahm dabei keinen Versuch, das Gesicht des mutmaßlichen Täters unkenntlich zu machen. Der aber ist zur Tatzeit erst 16 Jahre alt gewesen und fällt damit unter das Jugendstrafrecht. Das Innenministerium in Hannover mochte gestern kein abschließendes Urteil abgeben, ob mit dem Ausstrahlen der Bilder gegen die Persönlichkeitsrechte des mit seiner Familie vor drei Jahren aus Kasachstan gekommenen Alexander Brug verstoßen worden ist. Innenstaatssekretär Werner Lichtender (SPD) ließ aber keinen Zweifel, dass der zuständige und bei den umstrittenen Fernsehaufnahmen anwesende ZDF-Journalist gegen eine mündliche Vereinbarung mit dem Ministerium und der Polizei verstoßen hat. Das ZDF begleite bereits seit einem Jahr die Arbeit der Mordkommission in Peine für eine geplante sechsteilige Serie über Polizeiarbeit. Der Sender habe zugesagt, dass man alles gedrehte Material vor der Ausstrahlung mit Polizei und Staatsanwaltschaft absprechen werde. Dies sei nicht geschehen.

Lichtenberg sieht jetzt das ZDF "in der Pflicht", Stellung zu nehmen. Ob dem Team des Fernsehsenders eine weitere Begleitung der Polizeiarbeit gestattet werden soll, will man davon abhängig machen, wie sich das ZDF einlässt.

Markus Wachtel war in der Nacht zum 8. März 1998 erwürgt worden. Drei Tage später fand man die zerstückelte Leiche in einem nahen Kiesteich. Dass die Polizei gestern genauere Auskünfte über den Ermittlungsstand erneut nicht mitteilen wollte, erklären Experten mit dem möglichen Verdacht, dass der mutmaßliche Täter bei der Zerstückelung der Leiche Helfer gehabt haben könnte. Am Mittwoch hatte Alexander Brug jede Tatbeteiligung geleugnet. Ob er inzwischen geständig ist, wurde am Donnerstag nicht mitgeteilt.

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