Nationalspieler Can lehnte die Erdogan-Einladung ab
| Lesedauer: 2 Minuten
Von Lars Wallrodt
Gebietet es der Respekt vor dem Heimatland der Eltern, dem türkischen Präsidenten Erdogan öffentlich die Hand zu schütteln? Özil und Gündogan finden das. Ihr Kollege Emre Can lehnte die Einladung ab.
Die Fotos der deutschen Nationalspieler Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan schlagen weiter hohe Wellen. Scharfe Kritik gab es aus der Politik, selbst der sonst zurückhaltende Deutsche Fußball-Bund kritisierte seine Spieler scharf. In London hatten die beiden Spieler Erdogan ihre Trikots von Arsenal von Manchester City überreicht, Gündogan schrieb sogar noch eine Widmung darauf: „Mit großem Respekt für meinen Präsidenten.“
Anzeige
Gündogan hatte sich am Montag noch an eine Rechtfertigung gewagt. „Sollten wir uns gegenüber dem Präsidenten des Heimatlandes unserer Familien unhöflich verhalten? Bei aller berechtigten Kritik haben wir uns aus Respekt vor dem Amt des Präsidenten und unseren türkischen Wurzeln – auch als deutsche Staatsbürger - für die Geste der Höflichkeit entschieden“, hatte er in einer Erklärung geschrieben.
Gündogan betont, dass Özil und er „aus Rücksicht vor den derzeit schwierigen Beziehungen unserer beiden Länder“ über das Treffen „nichts in unsere sozialen Kanäle gepostet“ haben. Die Erdogan-Seite aber verbreitete die Bilder und spannte die beiden Fußballprofis so vor die Wahlkampfmaschine des umstrittenen Präsidenten.
Anzeige
Emre Can ist ebenfalls deutscher Nationalspieler mit türkischen Wurzeln, spielt ebenfalls in England beim FC Liverpool – tauchte aber nicht bei der PR-Veranstaltung in London auf. Nach WELT-Informationen lag ihm ebenfalls eine Einladung vor.
Dass der Respekt vor dem Heimatland der Eltern es gebiete, dem Präsidenten, der in der Türkei unter anderem die Meinungsfreiheit einschränkt und kritische Journalisten verhaften lässt, öffentlich die Hand zu schütteln, wie es Özil und Gündogan darstellen, wäre damit widerlegt.