Gespalten ist die Dritte Liga jetzt schon. Sechs der 20 Klubs plädieren offen für eine Fortsetzung des aufgrund der Corona-Pandemie ruhenden Spielbetriebs, acht andere Vereine sind für einen Abbruch der Saison.
Offiziell berufen sich Mannheim, Magdeburg, Halle, Zwickau, Münster, Chemnitz, Großaspach und Jena, die Befürworter des sofortigen Endes, auf die allgemeine Gesundheit und die gesellschaftliche Verantwortung. Der Fußball, so heißt es, dürfe keine Sonderrolle einnehmen.
Nachvollziehbare Argumente, die allerdings nicht den Verdacht ausräumen, dass das Sextett noch von einer anderen Motivation getrieben wird. Ihr Vorschlag beinhaltet nämlich auch das Einfrieren der aktuellen Tabelle unter Beibehaltung der geltenden Aufstiegsregelung und eine Aussetzung des Abstiegs. Was gleichbedeutend mit einem Durchmarsch des Zweitplatzierten Mannheim wäre, während die im Abstiegskampf steckenden Magdeburger, Hallenser, Zwickauer und Chemnitzer die Rettung geschafft hätten. Ebenso Großaspach und Jena, die bei einem Rückstand von zwölf und 16 Punkten bereits für die Regionalliga geplant hatten.
Die Gegner des Vorschlags, bestehend aus der SpVgg Unterhaching, 1860 München, FC Bayern II, Ingolstadt, Würzburg und Rostock, führen wahlweise die sportliche Fairness oder die bei einem Abbruch fehlenden Einnahmen ins Feld. Dass ein vorzeitiges Ende ihnen auch die Möglichkeit eines Aufstiegs nehmen würde, wird weniger laut argumentiert.
Das Problem: Ein Lösungsansatz, wie ihn die DFL verfolgt, ist in der Liga kein Allheilmittel. Anders als in der Bundesliga und Zweiten Liga sind Geisterspiele nur für wenige Klubs eine Option. Die TV-Einnahmen von rund 1,3 Millionen Euro pro Klub machen beim Großteil der Drittligisten nur einen von vielen Posten aus. Erlöse aus dem Ticketverkauf sind für viele Klubs existenziell.
Elversberg legt alte Idee neu auf
Die Situation ist verfahren, die Fronten sind verhärtet. Und so versuchen nun andere, aus dem Disput Profit zu schlagen. Am Freitag erweiterte Viertligist SV Elversberg die Diskussion mit einem detaillierten Papier. Auf 44 Seiten wird ein Konzept für eine zweigeteilte Dritte Liga vorgestellt.
Eine Trennung erscheint angesichts des Tons, mit dem die Debatte zunehmend geführt wird, durchaus logisch. Allerdings wärmt das Konzept einen alten Vorschlag wieder auf: die Zweiteilung der Liga in Nord und Süd.
Davon profitieren würden – natürlich – der SV Elversberg selbst und weitere ambitionierte Viertligisten, die seit Jahren den Aufstieg oder die Rückkehr in die Drittklassigkeit anstreben. 40 Klubs würden die dann zwei Drittliga-Staffeln beherbergen. Keine Absteiger, viele Aufsteiger.
Kaum verwunderlich, dass der Vorschlag schnell Mitstreiter findet. Traditionsklub Rot-Weiss Essen positionierte sich bereits entsprechend, und auch Vereine wie der VfB Lübeck, Energie Cottbus oder Lok Leipzig dürfte der Elversberger Vorstoß gefallen. Die Initiatoren werben mit dem gesteigerten Regionalcharakter. Mehr Derbys und Nachbarschaftsduelle würden ein höheres Interesse und damit mehr Zuschauer generieren. Zudem wäre die unsägliche Situation in den Regionalligen, wo Staffelmeister seit Jahren noch Aufstiegsspiele bestreiten müssen, beendet.
Nach aktuellem Stand könnten sich die beiden Drittligastaffeln bei einem Abbruch der Saison, den Aufstieg des MSV Duisburg und von Waldhof Mannheim in die Zweite Liga sowie den Abstieg von Wiesbaden, Karlsruhe und Dresden aus der Zweiten Liga vorausgesetzt, so zusammensetzen.
Staffel Nord
Dynamo Dresden
SV Meppen
Hansa Rostock
Eintracht Braunschweig
KFC Uerdingen
Viktoria Köln
Chemnitzer FC
1. FC Magdeburg
Hallescher FC
FSV Zwickau
Preußen Münster
Carl Zeiss Jena
VfL Wolfsburg II
VfB Lübeck
VSG Altglienicke
Energie Cottbus
Lok Leipzig
SC Verl
Rot-Weiss Essen
Rot-Weiß Oberhausen
Staffel Süd
SV Wehen Wiesbaden
Karlsruher SC
SpVgg Unterhaching
1860 München
FC Bayern München II
Kickers Würzburg
1. FC Kaiserslautern
Sonnenhof Großaspach
1. FC Saarbrücken
SV Elversberg
TSV Steinbach
FC Homburg
SSV Ulm
FSV Mainz 05 II
Türkgücü München
SpVgg Bayreuth
FC Schweinfurt
Viktoria Aschaffenburg
SpVgg Greuther Fürth II
Es ist eine von vielen verschiedenen Kostellationen, da beim Auffüllen der zusätzlichen Startplätze auch eine Fünfjahreswertung oder infrastrukturelle Kriterien eine Rolle spielen könnten. Zudem ist die geografische Grenze bei der Einteilung flexibel.
Die Zahl der Abbruch-Befürworter jedenfalls steigt. Und damit auch die Wahrscheinlichkeit einer zweigeteilten Dritten Liga. Aus Angst vor einer Klagewelle würde der DFB voraussichtlich den Abstieg aussetzen. Eine Aufstockung der Liga wäre die Folge, die Zweigleisigkeit dann ein realistisches Szenario.
Nach Informationen des „Kickers“ würden sich übrigens auch der MSV Duisburg und Viktoria Köln bei einer internen Abstimmung für das vorzeitige Ende der Saison aussprechen. Kaum verwunderlich. Der MSV würde sicher aufsteigen, die Kölner die Klasse halten.
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