Gigaset ist eine bekannte Marke, aber als Smartphone-Hersteller eher etwas aus dem Bereich Special Interest. Neu sind das kleine günstige Gigaset GS3 und das größere und mit 229 Euro etwas teurere Gigaset GS4. Allein schon, dass das neue GS4 in Bocholt zusammengebaut wird, ist äußerst ungewöhnlich und sichert die Jobs der 900 Mitarbeiter vor Ort.
Und weil es schwer ist, mit den globalen Big Playern zu konkurrieren, hat man im Westmünsterland einen eigenen Weg eingeschlagen, einen nachhaltigeren. Das GS4 punktet nicht nur mit einer plastikfreien Verpackung, sondern auch mit Ausstattungsfeatures, die anderen Handys ebenfalls gut stehen würden. „Computer Bild“ hat das Smartphone getestet.
Gigaset GS4: (Individuelles) Design und wechselbarer Akku
Das Gigaset GS4 steckt vorn und hinten unter Glas. Es misst 157x75x9,8 Millimeter und bringt 206 Gramm auf die Waage. Die Rückseite ist plan, die Kameras sind bündig im Gehäuse integriert. Geht also doch!
Die Seiten der Rückseite ist aus mattem, griffigem Kunststoff. Wer das GS4 noch besonders individualisieren will, kann sich auf der Rückseite austoben.
Durch die Fertigung im eigenen Werk waren die bisherigen Smartphones „made in Germany“ bereits mit einer günstigen Gravur individualisierbar. Für einen moderaten Aufpreis von etwa 15 Euro druckt Ihnen Gigaset erstmals ein Wunschfoto auf die Rückseite.
Und zwar über die ganze Fläche unter dem Glas! Nur unterbrochen vom Fingerabdrucksensor, den Kameras und der Beschriftung.
Toll finden wir, dass der Akku (4300 mAh) wechselbar ist – heute die absolute Ausnahme. Genauso wie der versprochene Reparaturservice anstatt Geräteaustausch.
Kehrseite der Medaille: Das Gehäuse ist nicht wasserdicht, aber Gigaset hat noch einen Trumpf im Ärmel. Kabelloses Laden (bis 15 Watt)! Dieses Komfortfeature finden Sie üblicherweise in wesentlich höheren Preisregionen bei Premium-Smartphones.
Das Display des Gigaset GS4
Wenig überraschend kommt im GS4 ein LC-Display zum Einsatz. Die Diagonale beträgt 6,3 Zoll, die Auflösung 2340 x 1080 Pixel. Damit bringt es das GS4 auf eine ordentliche Schärfe von 410 ppi. Auch wenn das LCD nicht das Tiefschwarz und damit die enormen Kontraste eines OLEDs bietet, gibt es an der Darstellung wenig zu meckern.
Das Bild ist scharf, die Farben wirken natürlich. Oben in der Mitte sitzt die Frontkamera mit einer Auflösung von 13 Megapixeln in einer tropfenförmigen Aussparung. Daneben gibt es eine Status-LED.
Gigaset GS4: System und Tempo
Als Betriebssystem kommt Android 10 zum Einsatz. Updates soll es alle zwei Jahre geben, aber der Sprung auf Android 11 ist noch nicht sicher. Das ist insofern schade, als dass Gigaset seine Handys eigentlich als langlebig und nachhaltig positioniert. Da gehört die Update-Sicherheit eigentlich dazu.
Der Achtkern-Prozessor Mediatek Helio P70 fühlt sich in der unteren Mittelklasse wohl und ist für die Berechnungen zuständig. In Geekbench 5 war das GS4 (307 Singlecore; 1447 Multicore) etwas langsamer als das Sony Xperia 10 II oder das Motorola Moto G Pro und schneller als das Wärmebildhandy Cat S62 Pro oder ZTE Axon 11.
Im 3D Mark Slingshot Extreme (1397 Punkte) konnten die genannten Geräte aber nicht ganz mithalten. Ein Samsung Galaxy A51 ist aber schneller (1528 Punkte).
Gigaset GS4: Speicher und Dual-SIM
Das Gigaset GS4 kommt mit 4 Gigabyte (GB) RAM und 64 GB Gerätespeicher. Es verfügt über zwei SIM-Kartenschächte und einen microSD-Speicherkartenschacht, der den Speicher um bis zu 512 GB vergrößert.
Kameras im Gigaset GS4
Auf der Rückseite stecken die Hauptkamera (f/1.8), die mit 16 Megapixeln (MP) auflöst, die Weitwinkellinse (f/2.2) mit 5 MP und die Makrolinse (f/2.4) mit 2 MP. Die Kameras nehmen sich räumlich vorbildlich zurück und ragen nicht heraus. Videos werden maximal in Full HD gespeichert. Die Vorteile des 96-MP-Fotomodus hielten sich in Grenzen.
Die Aufnahmen dauerten etwas länger und kamen bei einer Dateigröße von rund 26 MB auf 11328 x 8496 Pixel. Im Standardmodus (16 MP) liegt die Dateigröße bei rund 6,5 MB und die Auflösung bei 4608 x 3456.
Bei guter Beleuchtung waren die Fotos ordentlich, bei schlechter Beleuchtung wurde es allerdings matschig und verrauscht. Freihandaufnahmen im Modus „Nachtaufnahme“ konnten nicht überzeugen.
Drei Beispielfotos finden Sie unter dem Artikel verlinkt (nur Desktopansicht). Dort sehen Sie auch, dass es im Test bei Makroaufnahmen zu Farbfehlern kam. Dafür gibt es Spielereien wie die GIF-Erstellung, die bis zu sechs Sekunden lange Ruckelvideos aus Einzelbildern mit 640 x 480 Pixel macht, die am Ende eine Dateigröße von knapp 5 MB haben.
Ausstattung Gigaset GS4
Neben LTE versteht sich das Gigaset GS4 auf WLAN a/b/g/n/ac im 2,4- und 5-Gigahertz-Band, Bluetooth 5.0 und NFC für berührungsloses Bezahlen, etwa per Google Pay. Dazu gibt es am unteren Rand eine Klinkenbuchse.
Der Nutzer entsperrt per Gesichtserkennung oder via Fingerabdrucksensor auf der Rückseite. In der Verpackung stecken ein USB-Typ-C-Ladekabel, ein Netzteil, die besondere SIM-Kartennadel und die Bedienungsanleitung.
Fazit: Das Gigaset GS4 ist seit Anfang November 2020 erhältlich. Es kostet 229 Euro (UVP) und erscheint in „Deep Black“ und „Pure White“. Das Gigaset ist zwar kein Superschnäppchen, aber für ein Smartphone „made in Germany“ samt einigen interessanten Ansätzen wie kabellosem Laden ist das GS4 fair und konkurrenzfähig eingepreist. Am Ende war es ein durchaus sympathischer Auftritt im Praxis-Test.
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