Dass im Hausstaub Pilze, Bakterien und Milben stecken, die Allergien, Atemwegserkrankungen oder sogar Neurodermitis auslösen können, ist weithin bekannt. Welche gesundheitsgefährdenden Chemikalien sich darin befinden, war dagegen bisher nur unzureichend erforscht.
Nun haben amerikanische Wissenschaftler die nach eigenen Angaben „erste umfassende Analyse von Konsumprodukt-Chemikalien im Hausstaub“ durchgeführt. Das Ergebnis ihrer Arbeit, für die sie Daten aus 27 früheren Studien auswerteten, überraschte und verunsicherte die Forscher.
„Die Anzahl und Konzentration an giftigen Chemikalien, die sich wahrscheinlich in jedem Wohnzimmer befinden, war für mich schockierend“, sagte die Mitautorin Dr. Veena Singla nach Angaben der federführenden George Washington University in der US-Hauptstadt Washington.
Vier Gruppen schädlicher Stoffe
Insgesamt wiesen die Forscher 45 verschiedene schädliche Chemikalien nach, die in Hausstaubproben aus 14 US-Bundesstaaten gefunden wurden. Am häufigsten kamen dabei chemische Weichmacher vor, deren Konzentration im Schnitt 7,7 Mikrogramm je Gramm Staub betrug. Diese für Plastik- und Kosmetikprodukte verwendeten Phthalate stehen im Verdacht, Krebs zu erregen und Fettleibigkeit zu fördern.
Die zweithäufigste Gruppe von Chemikalien bildeten Phenole, die vor allem in Reinigungsmitteln vorkommen. Oft wurden auch aus Möbeln, Bodenbelägen und Baustoffen stammende Flammschutzmittel nachgewiesen. Unter diesen befanden sich polybromierte Diphenylether (PBDE), die im Verdacht stehen, bei Hunden Unfruchtbarkeit auszulösen.
Die vierte häufig auftretende Chemikaliengruppe stellten perfluorierte Kohlenwasserstoffe dar, wobei auch die besonders schädliche Perfluoroktansäure (PFOA) vorkam. Obwohl sie als krebserregend gilt und Schilddrüsenerkrankungen auslösen kann, wird sie noch in wasserdichter Outdoorkleidung und Sportschuhen verwendet.
Gifte verstärken sich gegenseitig
Besonders besorgniserregend: Viele der gefährlichen Stoffe verstärken sich gegenseitig in ihrer Wirkung. Deshalb können sie auch schädlich wirken, obwohl sie jeweils nur in sehr kleinen Mengen vorhanden sind. Besonders gefährdet seien Kleinkinder, die auf dem Boden spielten und so direkt mit dem Hausstaub in Kontakt kämen.
Die Autoren der Studie forderten Hersteller von Haushaltsprodukten und Baumaterialien auf, die betroffenen Chemikalien nicht mehr zu verwenden. Den Konsumenten empfahlen sie, den Kauf von belasteten Produkten möglichst zu vermeiden. Die Menschen könnten aber das Risiko, mit den gefährlichen Stoffen in Kontakt zu kommen, auch selbst durch einfache Maßnahmen verringern.
Die häufige Reinigung aller Räume mit Staubsaugern sei dabei besonders wichtig. Am besten sollte das Gerät dafür mit einem Schwebstofffilter (Hepa-Filter = „High Efficiency Particulate Air Filter“) ausgestattet werden. Auch regelmäßiges Händewaschen helfe dabei, den Kontakt mit dem Hausstaub zu verringern.