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Wissenschaft Schmelze

Forscher gibt Schweizer Gletscher auf

Schweizer Gletscher nicht mehr zu retten

Egal wie groß die Anstrengungen sind - die Gletscher in der Schweiz werden nicht mehr zu retten sein. Das haben Schweizer Forscher herausgefunden. Ein Drittel der Gletscher sind schon geschmolzen.

Quelle: N24

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Die Forscher aus der Schweiz haben die Hoffnung verloren: Die Gletscher in dem Alpenland sind nicht mehr zu retten, sind sie sich sicher. Allein im Jahr 2016 verloren sie 900 Milliarden Liter Wasser.

Die Gletscher in der Schweiz sind angesichts des Temperaturanstiegs nach Expertenangaben nicht mehr zu retten. Selbst mit den größten Anstrengungen zur CO2-Verringerung würden 80 bis 90 Prozent der Eismassen bis 2100 schmelzen, sagte der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich dem „Tages-Anzeiger“.

„Eine Verlangsamung der Erderwärmung kommt für die Schweizer Gletscher zu spät“, so Huss. Das Blatt berichtet in einer aufwendigen Darstellung über den Rückgang der Gletscher in der Schweiz in den vergangenen 170 Jahren. Seit 1850, dem Höhepunkt der sogenannten Kleinen Eiszeit, sei das Eisvolumen von 130 auf 54 Kubikkilometer gesunken. Der Rückgang verlief gerade in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten dramatisch. 1973 zählte die Schweiz 2150 Gletscher, heute sind es noch rund 1400.

Sechs der acht extremsten Schmelzjahre ereigneten sich seit 2008. Allein 2016 verloren die Gletscher nach Recherchen der Zeitung fast einen Kubikkilometer an Eisvolumen oder rund 900 Milliarden Liter Wasser. Angesichts der aktuell sehr hohen Temperaturen werde auch 2017 kein gutes Jahr für die Gletscher. Ihr Schmelzwasser trage spürbar zum Anstieg des Meeresspiegels bei, der bis 2100 insgesamt um 30 bis 100 Zentimeter steigen könnte. „Ein steigender Meeresspiegel betrifft uns in der Schweiz nicht direkt, aber es wird Millionen von Klimaflüchtlingen geben“, so das Blatt.

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Das Schmelzen von Gletschern ist nicht nur in der Schweiz ein Problem. Weltweit schwinden die Eismassen mit Rekordgeschwindigkeit seit Anfang dieses Jahrhunderts. Im Himalaja, dem höchsten Gebirge der Welt, schmelzen jedes Jahr viele Tausend Tonnen Himalaja-Eis. Allein Nepal hat mehr als 3200 Gletscher – noch zumindest. Von 1977 bis 2010 sind die vergletscherten Gebiete um fast ein Viertel geschrumpft, so die Information vom International Center for Integrated Mountain Development (Icimod) in Nepals Hauptstadt Kathmandu. Jedes Jahr verlöre Nepal etwa 38 Quadratkilometer Gletscherfläche.

Besonders drastisch zeigt sich die Gletscherschmelze auch in den Anden, in Peru, wo es 2679 Gletscher gibt. Das sind 71 Prozent der weltweiten Tropengletscher. Mit 1300 Quadratkilometern ist die gesamte Eisfläche in den letzten 40 Jahren um 42,64 Prozent geschrumpft. Die Gletscherschmelze hat in Peru seit 1940 ein halbes Dutzend katastrophale Erdrutsche verursacht. Über 50 der zahlreichen Berglagunen, die aus der Gletscherschmelze entstehen, stellen eine Gefahr für Ortschaften an den Berghängen dar. Ein plötzlicher Anstieg des Wasserspiegels kann zu hohen Flutwellen und Erdrutschen führen.

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Auch die Zugspitze in Deutschland ist betroffen. Neben drei Zugspitzgletschern gibt es in den deutschen Alpen noch den Watzmanngletscher und den Blaueis. Der Watzmanngletscher verlor von 2009 bis 2014 pro Jahr einen Meter Eis. Der Blaueis ist mittlerweile in zwei Teile zerbrochen.

In Afrika leidet der Kilimandscharo in Tansania – der höchste Berg Afrikas. Er wird je nach Expertenangaben in etwa zehn bis 30 Jahren fast komplett eisfrei sein. Im Jahr 1912 habe es noch rund zwölf Quadratkilometer Eis in Gipfelnähe gegeben, aktuell sind weniger als 1,5 Quadratkilometer übrig. Ob der Klimawandel für den Rückgang verantwortlich gemacht werden kann, wird in der Wissenschaft kontrovers diskutiert.

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Quelle: pa/dpa/KEYSTONE
dpa/nago

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