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Peter Keller

Pilzresistente Rebsorten

Wie gut schmecken Weine ohne Chemie?

Peter Keller Weinkeller
Reben werden oft mit viel Chemie behandelt. (Bild: Getty Images)

Reben werden oft mit viel Chemie behandelt. (Bild: Getty Images)

In den Rebbergen wird viel Chemie gespritzt. Zunehmend mehr Winzer widmen sich dem Bio-Anbau oder weichen gar auf sogenannte pilzresistente Rebsorten (Piwi) aus. Wie gut schmecken diese Neuzüchtungen? Drei Beispiele aus der Schweiz machen Hoffnung.

Die Erkenntnis sollte eigentlich unbestritten sein: In den Rebbergen spritzen Winzer weiterhin zu viel Chemie. Wie gegen Pilzbefall oder andere schädliche Einflüsse vorgegangen werden kann, ist dagegen weitaus weniger klar vorgegeben. Einer der Wege besteht darin, auf sogenannte pilzresistente Traubensorten (Piwi) zu setzen. Dabei handelt es sich um Neuzüchtungen, die weniger oder gar nicht mit entsprechenden Mitteln behandelt werden müssen. Einer der Biopioniere auf diesem Gebiet ist Fredi Strasser, der in Oberstammheim ZH einen biodynamischen Weinbaubetrieb mit resistenten Varietäten aufgebaut hat. Aus einem einfachen Grund: Er möchte die Reben nicht mehr spritzen – und lebendige Weingärten bewirtschaften.

Es herrscht noch Nachholbedarf

Seine langjährigen Erfahrungen und Überlegungen zu einer nachhaltigen Landwirtschaft hat Strasser nun im neuen, gut verständlichen Buch «Pilzresistente Traubensorten» niedergeschrieben. Piwi-Weine seien gross im Kommen, heisst es allenthalben. Das mag zwar stimmen, auch wenn die Rebflächen noch bescheiden sind. Aber die aus Sorten wie Solaris, Maréchal Foch oder Cabernet Cortis erzeugten Qualitäten schwanken doch noch erheblich.

Buchtipp

«Pilzresistente Traubensorten»

Buch von Fredi Strasser, Haupt-Verlag, 248 Seiten, 39 Franken. (Bild: PD)

Drei überzeugende Beispiele aus der Schweiz:

Gutes Potenzial wird der Kreuzung Divico nachgesagt, wie das nicht ganz günstige, aber gelungene Beispiel von Didier Joris aus dem Wallis aufzeigt. Der 2019er ist ein fruchtiger, dichter, langanhaltender Wein, der in Barriques reift. Die Forschungsanstalt Agroscope in Changins hat die Sorte gezüchtet. Sie ist 2013 offiziell anerkannt worden. Divico ist sehr resistent gegen Echten und Falschen Mehltau sowie Graufäule. Joris hat die Reben vor acht Jahren gepflanzt und seither nicht gespritzt.

Divico von Didier Joris, Fr. 37.80, über divo.ch. (Bild: PD)

Divico von Didier Joris, Fr. 37.80, über divo.ch. (Bild: PD)

Aus den Piwi-Sorten Cabernet Jura, Cabertin und Merlotin besteht der Merlot-Cabernet 2018 des Turmguts aus Erlenbach. Der Ausbau erfolgt ebenfalls in kleinen Holzfässern. Der gelungene Wein präsentiert sich mit einem intensiven Purpur, einem Duft von dunklen Beeren und Gewürzen, ist im Gaumen kräftig, weich und gut strukturiert – ein Speisenbegleiter zu mediterranen Gerichten.

Merlot-Cabarnet von Turmgut, 25 Franken, 2019er ab Herbst erhältlich. (Bild: PD)

Merlot-Cabarnet von Turmgut, 25 Franken, 2019er ab Herbst erhältlich. (Bild: PD)

In Sachen Weiss sei der Souvignier Gris 2019 des Weinguts Sitenrain in Meggen LU erwähnt. Der Betrieb fokussiert sich ausschliesslich auf pilzresistente Sorten. Souvignier Gris ist eine Kreuzung von Cabernet Sauvignon und Bronner und ergibt volle, komplexe Weine mit guter Frische und Mineralität, wie dieses Beispiel zeigt. Die Varietät ist hierzulande noch wenig bekannt, sind doch damit weniger als zehn Hektaren bestockt.

Souvignier Gris von Sitenrain, Fr. 29.50. (Bild: PD)

Souvignier Gris von Sitenrain, Fr. 29.50. (Bild: PD)