Einmal Trottel, immer Trottel: Ashton Kutchers neue Serie

Einmal Trottel, immer Trottel: Ashton Kutchers neue Serie
Der KURIER war bei den Aufnahmen von Kutchers neuer Netflix-Serie "The Ranch" dabei.

Als Lachkonserve machen sich zurückhaltende Europäer weniger gut als extrovertierte Amis. Das urteilt der Publikums-Einpeitscher, der nur eines von uns Live-Gästen will: laute Lacher für die Aufzeichnung von Ashton Kutchers neuer Sitcom "The Ranch".

Sich als "Audio-Lacher" in einem Filmstudio zu versuchen und den Darstellern bei ihrer Arbeit zuzusehen ist durchaus spannend - was sich von der Serie selbst allerdings nicht behaupten lässt, die es zu bejohlen gilt.

Einmal Trottel, immer Trottel: Ashton Kutchers neue Serie

In "The Ranch" gibt Kutcher den ehemaligen Footballstar Colt, der nach 15 Jahren wieder zurück in sein Cowboy-Kaff in Colorado zieht - zu seinem derben Bruder Rooster (Danny Masterson) und noch derberen Vater Beau (Sam Elliott). Dort werden dann mal mehr, oft weniger lustige Kalauer um männliche und ländliche Stereotype zum Besten gegeben.

Paraderolle: Dümmlicher Womanizer

Ashton Kutcher präsentiert sich erneut als dümmlicher Frauenschwarm - wie schon in seinen Paraderollen als Kelso in "Die Wilden Siebziger" oder Walden Schmidt in "Two and a Half Men". Anders funktioniert der Hollywood-Beau beim Publikum offenbar nicht - sein letzter ernsthafter Auftritt als Steve Jobs ist fulminant gefloppt.

Die Rolle als Ex-Footballer mit hohem Bierkonsum und tiefem Schmäh hat er sich quasi selbst auf den durchtrainierten Leib geschrieben. Kutcher ist nicht nur Hauptdarsteller, er produziert die Serie auch und hat alle Mitarbeiter seiner "Wilden Siebziger"-Serie wieder mit ins Boot geholt. Die wollen abseits der Show gar nicht mehr aufhören, den Gästen über ihren "smarten" Arbeitgeber vorzuschwärmen.

Sogar "Siebziger"-Star Danny Masterson ist wieder mit von der Partie, der als Bruder von Colt für die schnellsten und besten Gags verantwortlich ist. Ganz im Gegensatz zu Sam Elliott, der das Familienoberhaupt etwas gar behäbig aber durchaus authentisch als harter, wortkarger Cowboy gibt.

Kein großer Coup

Einen Coup á la "Two and a half Men" oder "Big Bang Theory" hat Kutcher mit der Serie nicht gelandet, dafür ist sie viel zu harmlos und zu wenig progressiv.

Das Zeug zu einer lange währenden Sitcom, die mit männlichen Klischees spielt und sympathisch-unspektakulär auf "Old School" getrimmt ist, hat die Western-Serie aber durchaus. Mit wehender US-Flagge im Vorspann zeigt "The Ranch" klar, wer das Zielpublikum ist. In den USA wird die patriotische Sitcom mit Waffen-Witzen und Hillbilly-Sprüchen wohl um einiges besser zünden als hierzulande.

Geeigneter als auf Streamingdienst wäre die Produktion auf einem TV-Sender platziert. Spannende Cliffhanger, die zum Binge Watching einladen, hat "The Ranch" nämlich nicht zu bieten.

So beliebt wie die "Big Bang Theory"-Stars ist Ashton Kutcher noch lange nicht - zumindest wenn es um Tickets für die Aufzeichnung für seine Show "The Ranch" geht. Nur "Big Bang" ist seit Jahren die einzige aller mit Publikum aufgezeichneten US-Sitcoms, für die es einen Monat vor dem Dreh keine Gratiskarten mehr zu ergattern gibt.

Live-Gast zu werden ist relativ aufwendig. Belohnt werden die "Lacher" dann mit Gratis-Pizza und einem interessanten Blick hinter die Kulissen eines Sitcom-Drehs.

Drei bis vier Wochen vor dem angepeilten Datum sollten sich Interessierte auf diversen Websites (tvtickets.com) registrieren, die Bestätigung dann ausdrucken, unbedingt mitbringen, und am Abend vor der Aufzeichnung die Teilnahme per Telefonat bestätigen - ja, so altmodisch geht es bei Warner Brothers zu.

Aber auch nach dieser Prozedur gibt es keine Garantie, am Ende auch ins hermetisch abgesicherte Filmstudio in Los Angeles zu kommen. Wer seine Chancen auf einen Sitzplatz erhöhen will, sollte schon eine Stunde vor der empfohlenen Ankunftszeit vor Ort sein.

Wir kommen punktgenau (um 17:30 Uhr) an, um dann nach einer Stunde Wartezeit - kommen die VIPs noch oder nicht? - als Letzte ins Studio 3 bugsiert zu werden.

Mehrere Gäste mit gültigen Tickets, die nur ein paar Minuten später dran sind als wir, haben Pech gehabt.

Die Aufnahmeleiterin zeigt den Weg und schwärmt, dass der "smarte" Ashton die vollständige Crew seiner alten Serie "Die wilden Siebziger" für sein neues Projekt zusammen geholt hat. Jim Patterson ("Mike and Molly", "Two and a half Men") hat die Serie geschrieben.

Einpeitscher motiviert

Der Dreh im Studio startet nach eineinhalb Stunden Wartezeit um 19 Uhr. Ein Comedian peitscht die Zuseher immer wieder ein und erklärt, wie und wann am besten schallend in die Mikrofone gelacht wird. Für die lautesten Lacher gibt's Netflix Gutscheine.

Vor der Zuschauertribüne sind drei Schauplätze - Küche, Hauseinang, Bierpub - und mehrere Kameras aufgebaut. Auf den "Bühnen" wuselt es von Set-Mitarbeitern, die Schauspieler machen sich bereit und lesen ihre Texte.

Der Einpeitscher zeigt uns die wichtigsten Sequenzen der letzten Folge, dann geht's los.

Jede Szene wird zwei Mal gedreht

"Camera Rolling": Danny Masterson und Sam Elliott bestreiten die erste Szene in der Küche. "Thank you, and again", erklärt der Regisseur. Mindestens zwei Mal wird jede Einstellung gedreht, um sie aus verschiedenen Blinkwinkeln aufzunehmen.

Texthänger

Der Schauplatzwechsel ins Pub dauert keine fünf Minuten. Statisten sitzen bereit, erster Auftritt Ashton Kutcher - und schon hat der TV-Liebling einen Texthänger. Danach läuft's bei ihm aber wie geschmiert, der als Cole seine neue Flamme überreden will, sich von ihrem Verlobten zu trennen.

Drei bis vier Mal wird jede Szene gedreht, Gags werden kurzerhand umgeändert und verlängert. In den Pausen scherzt Kutcher mit dem Publikum und hat Kumpel Danny Masterson am Schmäh. Um ihn ist es in letzter Zeit ruhig geworden, Masterson beweist aber auch in "The Ranch" erneut Talent und liefert seine Gags stets punktgenau, im Gegensatz zu Elliott, der mit mehr als fünf Textpatzern hintereinander aufwarten kann.

Viel Bier

Nach zweieinhalb Stunden ist die Folge im Kasten, alle Gutscheine wurden vom Einpeitscher verschenkt, Ashton Kutcher hat den Gästen Autogramme gegeben, sich mehrmals fürs Kommen bedankt und erklärt, dass er schon etwas zu viel Bier intus hat. Der Alkohol hier is nämlich echt und tatsächlich hält in nahezu jeder Einstellung jemand eine Bierflasche in der Hand.

Für die Zuschauer gibt's am Ende statt eines Gerstensafts eine fettiges Stück Gratis-Pizza, und einen interessanten Einblick in die wenig glamouröse Welt von TV-Shows.

Seit 4. April sind die ersten zehn Folgen auf Netflix abrufbar.

Darsteller: Ashton Kutcher, Elisha Cuthbert, Danny Masterson, Sam Elliott, Debra Winger

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