Der untergetauchte Wirecard-Manager : Nackte Frauen, Geheimdienste und Feind-Listen

Die „Süddeutsche Zeitung“ enthüllt bizarre Details aus dem Leben des mutmaßlichen Millionen-Betrügers

Jan Marsalek stammt aus Österreich und stieg bereits mit 30 Jahren in den Vorstand von Wirecard auf

Jan Marsalek stammt aus Österreich und stieg bereits mit 30 Jahren in den Vorstand von Wirecard auf

Foto: Wirecard

Sein Name steht für einen der größten Finanzskandale der vergangenen Jahrzehnte: Jan Marsalek (40). Er leitete das Tagesgeschäft von Wirecard, half wohl, die Bilanzsumme und die Umsätze durch vorgetäuschte Einnahmen aufzublähen. Und tauchte dann ab. Auch wegen Marsaleks Machenschaften ist vom einstigen digitalen Vorzeigeunternehmen in Deutschland nur noch ein insolventer Trümmerhaufen übrig. Tausende Aktionäre und Investoren verloren so ihr Geld. Aber wer ist dieser Mann, nach dem die Staatsanwaltschaft München sucht?

Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) hat Details aus dem Leben des Österreichers rekonstruiert: ► Bekannte gehen laut SZ davon aus, dass er aus den Kassen der Wirecard AG ein dreistelliges Millionenvermögen abgezweigt hat und außerdem enge Kontakte zu Geheimdienstlern pflegt. „James Bond war sein Ding“, so ein Bekannter zur SZ. Gegenüber den deutschen Behörden soll Marsalek offen erklärt haben, er betreibe „Feindaufklärung“ und lasse sich von Mitgliedern einer ausländischen Regierung mit Infos über unliebsame Mitarbeiter beliefern.

► Marsalek soll angeblich viel gefeiert haben. Bei einer Party soll Sushi auf dem nackten Körper einer Frau serviert worden sein. Im Münchner Luxushotel Mandarin Oriental soll er Champagner-Rechnungen über Hunderte Euro in bar gezahlt haben. Angeblich mochte er, der Manager einer Zahlungstechnologie-Firma, keine Kreditkarten.

EX-„FINANCIAL TIMES“-CHEF„Behörden wollen an Erfolg von Wirecard glauben“

Quelle: BILD

► Laut SZ ließ Marsalek „Feind“-Diagramme erstellen und verteilen (mit Fotos und Infos über angebliche Affären) und erklärte Mitarbeitern, dass Wirecard ja nur das Opfer von Medien und Spekulanten sei. Hintergrund: Bereits Ende 2018 hatte „Financial Times“-Journalist Dan McCrum enthüllt, dass in den Bilanzen von Wirecard etwas nicht stimme. Später gab der Reporter an, dass er das Gefühl hatte, von Detektiven bespitzelt und verfolgt zu werden. Offen bleibt, wo sich Jan Marsalek aktuell versteckt. Angeblich soll er auf den Philippinen untergetaucht sein. Aber auch das könnte, wie so vieles im Leben des Managers, eine Lüge und falsche Spur sein.

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