Für 160 Länder: Pauschale Reisewarnung wird aufgehoben

Auf den Flughäfen könnte es ab 1. Oktober wieder voller werden

Auf den Flughäfen könnte es ab 1. Oktober wieder voller werden

Foto: Frank Rumpenhorst / dpa

Die pauschale Reisewarnung für fast alle gut 160 Länder außerhalb der EU und des grenzkontrollfreien Schengen-Raums wird am 30. September enden.

Heißt: Vom 1. Oktober an soll es nach einem Beschluss des Bundeskabinetts dann auf die Lage in den einzelnen Staaten zugeschnittene Bewertungen geben, heißt es aus Regierungskreisen.

Kann man jetzt wieder überall hin?

NEIN! Denn: An der Möglichkeit zu reisen werde sich damit praktisch wohl wenig ändern, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.

Allerdings werde zu einem differenzierten System übergegangen. Es werde wohl so sein, dass für Länder, die als Risikogebiete gelten, weiter eine Reisewarnung gelten könne.

Die pauschale Verlängerung war zuletzt vor allem von der Reisebranche kritisiert worden. „Das ist ein zaghafter Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Norbert Fiebig.

Kritik vom Reiseverband und Luftverkehrswirtschaft

Faktisch ändere sich für die Kunden und die Reisewirtschaft aber nur wenig, so Fiebig weiter. Weiterhin bestimme das Robert-Koch-Institut (RKI) mit seiner Einschätzung der Risikogebiete die Warnungen des Auswärtigen Amtes.

Die Reisewarnung erfolgte bisher pauschal und unabhängig von der Einstufung von Ländern als Risikogebiet. Nur in Europa wird die Lage bislang differenziert betrachtet.

Daher fordert Fiebig die Bundesregierung auf, nach dem 1. Oktober ganz genau auf einzelne Länder, Regionen, Gemeinden und Orte zu schauen und sehr dezidiert das Infektionsgeschehen in diesen jeweiligen Regionen und Landstrichen zu betrachten.

Nur diejenigen Orte und Landkreise, die den Grenzwert des RKI tatsächlich auch überschreiten, sollten als Risikogebiet ausgewiesen werden und somit dann auch mit einer Reisewarnung belegt sein, so die Forderung der Reisewirtschaft. Fiebig sagt: „Das Auswärtige Amt muss bei den Reisewarnungen unbedingt Augenmaß behalten.“

Auch der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft reagiert vorsichtig positiv auf die Ankündigung der Bundesregierung. „Damit diese aber ihre Wirkung erzielen kann, muss die von Bund und Ländern ab Oktober geplante Verschärfung der pauschalen Quarantänepflicht durch eine differenzierte Teststrategie ersetzt werden“, BDL-Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Eine Reisewarnung ist kein Verbot, soll aber eine erhebliche abschreckende Wirkung haben. Allerdings hat sie auch eine positive Seite für Verbraucher: Sie ermöglicht es Reisenden, Buchungen kostenlos zu stornieren.

Am 17. März hatte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) wegen der steigenden Corona-Infektionszahlen eine beispiellose Maßnahme verkündet: Eine Warnung vor touristischen Reisen in alle rund 200 Länder der Welt. Erst im Juni - unmittelbar vor Beginn der Haupturlaubszeit - wurden die Länder der Europäischen Union, des grenzkontrollfreien Schengen-Raums sowie Großbritannien, Andorra, Monaco, San Marino und der Vatikanstaat ausgenommen.

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